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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Dynastie zu gefährden?«
    »Du hast recht, da ist tatsächlich noch etwas anderes«, gab sie zu und wich seinem Blick auf einmal aus. »Ich hatte einen Traum, den ich dir nicht verschweigen darf.«
    Er war verwundert. »Was für einen Traum?«
    »Ich sah dich und Larana. Aber sie verwandelte sich. Ihre Schönheit verging, ihr Körper verfiel…«
    »Und sie starb vermutlich.«
    »Nein! Sie starb keineswegs, sondern verwandelte sich in ein grauenerregendes Monstrum. In eine Schattenkreatur. Sie wurde zu einem Wesen, das seine Gestalt stets änderte, mal einer geflügelten Schlange ähnelte und in anderen Momenten einer hoch-elbianitischen Riesenraubkatze.«
    Magolas schwieg. Doch er spürte einen Schauder, der ihn durchrieselte. Die Ernsthaftigkeit und Sorge, die in Ruwens Worten mitschwang, machten ihm deutlich, dass es mehr war als nur die natürliche Eifersucht einer Mutter auf die Liebe ihres Sohnes, die Ruwen gegen Larana Stellung beziehen ließ.
    Mehr als die Furcht, dass sich Magolas in einer Verbindung mit einer Barbarin verlieren und dadurch die Dynastie gefährden könnte. Es war eine tiefe, existenzielle Angst um den geliebten Sohn. Sie war überzeugt davon, dass dieser Traum etwas zu bedeuten hatte.
    Und was war mit seinen Träumen? Hatten sie nichts zu bedeuten? Wer bestimmte sein Schicksal? Sein Vater und König mit seinem Schwert? Ruwen mit ihren Träumen? Oder Magolas – zumindest im Hinblick auf seine eigene Person –
    durch eigenen Entschluss und Willen?
    »Eure Träume in Ehren, Mutter…«
    »Es war nicht irgendein Traum, Magolas. Dann hätte ich dich gar nicht damit belästigt! Es war eine jener Visionen, die uns einen kurzen Blick in die Verwebungen des Schicksals gewähren. Und deswegen fühle ich mich verpflichtet, dich zu warnen. Dieses Mädchen ist…« Sie sprach nicht weiter.
    »Böse?«, fragte Magolas, und während er dieses eine Wort aussprach, zog er die Augenbrauen drohend zusammen.
    Ruwen atmete tief durch. Eine dunkle Röte überzog ihr ansonsten elfenbeinfarbenes Gesicht, dessen Schönheit in den letzten Jahrhunderten nicht im Geringsten gelitten hatte. Ein Gesicht, das immer so weich und harmonisch gewirkt hatte, in das aber an diesem Morgen ein Zug getreten war, in dem sich der Wille zur Härte und pure Verzweiflung mischten. Sie wollte etwas sagen, zögerte jedoch. Sie brauchte einige Augenblicke, um Magolas schließlich eine Antwort zu geben.
    »Nein, sie ist nicht böse, Magolas. Aber sie wird es, das weiß ich. Ich fühle es. Ich spüre es mit all den Sinnen, die uns Elben für das Erfassen der Schicksalsströme gegeben sind, und wenn du selbst dich nicht so blenden lassen würdest, dann könntest du das auch sehen.«
    »Nein.« Magolas schüttelte entschieden den Kopf. »Ich sehe nichts davon. Dass Ihr aber die Möglichkeit erkennt, Larana könne dem Bösen anheimfallen, wundert mich nicht. Denn jedem von uns kann dies widerfahren. Jeder von uns trägt auch Böses in sich.«
    »Nicht die Elben!«
    »Aber mit Sicherheit mein Vater und ich!«, sagte Magolas hart. »Wir wissen um die Schatten in unseren Seelen, während die große Mehrheit der Elbenheit wohl in dieser Hinsicht einfach nur ahnungslos ist. Die Möglichkeit, sich dem Bösen hinzugeben, gehört zum Leben, Mutter. Ihr könntet das ebenso gut über mich vorhersagen wie über Larana. Ihr könntet nicht einmal davor sicher sein, dass dieses Schicksal nicht sogar Euren Gemahl oder Euch selbst ereilt!«
    Ruwen seufzte schwer und wandte sich ab. Sie ging zum Fenster, blickte hinaus, und Magolas tat die Verzweiflung, die er bei seiner Mutter spürte, fast körperlich weh, und dennoch hatte er nicht vor, ihr nachzugeben. Dies waren sein Leben, seine Entscheidungen und sein Traum, dem er folgte. Und er wollte nichts davon einer Schreckensvision willen aufgeben, von deren zwangsläufigem Eintreffen er keineswegs überzeugt war.
    »Verzeiht mir diese Offenheit, Mutter«, sprach er schließlich,
    »aber Eure Träume waren bei Weitem nicht immer zutreffend.
    Waren Andir und ich nicht einst die Verkörperung der Hoffnung der gesamten Elbenheit?«
    »Das seid ihr noch«, behauptete Ruwen. Aber der Klang ihrer Stimme verriet Schwäche. Magolas konnte aus ihren Worten heraushören, was er immer schon geahnt hatte, und vielleicht war der Augenblick gekommen, es einmal direkt auszusprechen.
    »Wir sind ein Schatten dessen, was wir hätten sein sollen.
    Und Ihr werdet mir darin nicht ehrlich widersprechen können, Mutter. Mit den

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