Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
was Ihr wollt, Larana.«
    Sie setzte sich auf und sah ihn mit einem Blick an, der plötzlich sehr ernst war. »Wartet nicht mit Eurer Entscheidung, bis ich eine alte Frau bin oder gar bereits bestattet wurde und nur die Inschrift auf einem Stein noch an meine Existenz erinnert.«
    »Das verspreche ich Euch, Larana!«
    »Ich kann es kaum erwarten, Euch in Aratania wiederzusehen, obwohl mir bewusst ist, dass uns die Umstände danach wieder trennen werden.«
    »Das geht mir ebenso, Larana.«
    In ihren Augen blitzte es herausfordernd. »Könntet Ihr nicht einfach eine Weile in Aratania bleiben, mein Prinz? Sagen wir, bis ich tot bin oder so alt und hässlich, dass Ihr mich nicht mehr ansehen mögt. Für Euch wäre dies nur ein Augenblick, und der Hof würde es kaum merken, wenn Ihr mal für diese kurze Zeit außer Landes seid. Meint Ihr nicht auch?«
    Magolas seufzte. »Wenn das so einfach wäre, Larana.«
    »Es ist so einfach«, behauptete sie und küsste ihn mit einer Leidenschaft, von der Magolas bis dahin nicht gewusst hatte, dass es sie in dieser Intensität geben konnte.
    Der Tag des Abschieds kam, und Magolas sah dem Flaggschiff des aratanischen Königs lange nach. Larana stand an der Reling und schaute zurück, bis Burg Elbenhaven hinter dem Horizont verschwunden war.
    Magolas aber spürte eine Art von innerer Verbindung zu ihr, von der er bisher geglaubt hatte, sie sei nur unter Elben möglich. In seinem Kopf hörte er ihre Stimme. »Ich werde bei dir sein. In deinem Herzen – für immer!« Auch wenn es Worte sein mochten, die er ihr nur gedanklich in den Mund legte –
    denn jeder wusste schließlich, dass Menschen nicht über größere Distanzen geistig miteinander in Verbindung stehen konnten –, so berührten sie ihn doch. Genauso wird es sein, dachte er, und eine tiefe Melancholie überkam ihn. Als das Schiff längst am Horizont verschwunden war, stand er noch immer an der Kaimauer von Elbenhaven und schaute hinaus aufs Meer.
    Sie würde sterben, dachte er, und alles, was ihm blieb, wäre die Erinnerung an sie – und vielleicht eine Inschrift auf einem Stein, wie es bei den Rhagar von Aratan offenbar üblich war.
    Und doch hatte er das Gefühl, dass seine Liebe zu Larana keineswegs vergeblich war. Vielleicht hatten die Kurzlebigen recht, und es kam tatsächlich darauf an, in erster Linie für den Moment zu leben anstatt in einer weit entfernten Zukunft oder in der Vergangenheit. Die Möglichkeiten des Augenblicks nutzen, mehr blieb den kurzlebigen Menschen wie Larana nicht.
    Und für diejenigen, die sie lieben, galt das Gleiche, sagte sich Magolas, gleichgültig wie lange ihre eigene Lebensspanne auch sein mochte.
    Seine Augen füllten sich für einen Moment mit vollkommener Schwärze, düstere Gedanken erfüllten seine Gedanken und noch düstere Gefühle sein Herz.
    Für einige Wochen sprach Magolas nur das Nötigste. Man hatte den Eindruck, dass er mit sich und seinen Gedanken allein sein wollte, und Ruwen respektierte das auch. Magolas suchte Brass Shelian auf, den gegenwärtigen Obersten Schamanen der Elbenheit. Er fand ihn in der Schamanenhalle, die am äußeren Burghof Elbenhavens zu finden war. Es handelte sich um einen Kuppelbau mit sehr vielen Türmen –
    ein Gebäude, das Seefahrern, die sich Elbenhaven näherten, schon aus großer Entfernung auffiel. Diese Halle war ganz bewusst ohne die Zuhilfenahme von Reboldirs Zauber errichtet worden, also auf ganz konventionelle Weise.
    Magolas betrat die große Haupthalle. Die Schamanenhalle glich der »Halle der vier Sphären« auf Burg Elbenhaven, und das war kein Zufall, denn die »Halle der vier Sphären« war in weiten Teilen der Schamanenhalle nachempfunden und nahezu ein verkleinertes Abbild davon. Auch bei der Schamanenhalle befand sich unter der Kuppel ein riesiges Gemälde, das die Bewohner der jenseitigen Sphären zeigte, jedoch nicht die Elben der sterblichen Welt: die Namenlosen Götter, die Eldran und die Maladran, so wie elbische Künstler sie sich vorstellten.
    Dass die Szenerie, die man unter der Kuppel der Schamanenhalle sah, der letzten gelungenen Beschwörung der Jenseitigen durch Brass Elimbor glich, war kein Zufall, und so war auf dem Gemälde auch der verstorbene ehemalige Oberste des Schamanenordens abgebildet; ein Lichtflor lag um seinem Körper, und Magolas fühlte sich stark an die Erscheinung Brass Elimbors in der albtraumhaften Zwischenwelt erinnert, in welcher der Königssohn an der Seite seines Vater gegen die gnomenhaften

Weitere Kostenlose Bücher