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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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denen ihn sein König bereits während der ersten Sätze seines Wortbeitrags bedacht hatte, geflissentlich ignoriert. Dem Elbenherrscher hingegen war nicht entgangen, wie sich das Gesicht des Zentaurenhäuptlings verändert hatte; eine tiefe Furche hatte sich auf seiner Stirn gebildet.
    »Für die Wahrheit dessen, was auf dem Helm abgebildet ist, haben alle seine Träger mit ihrem Leben gebürgt«, sagte Damaxos, den Thamandors Ausführungen merklich beleidigt hatten.
    »Niemand von uns hätte die unverschämte Dreistigkeit, die Wahrheit der Gravuren in Frage zu stellen«, erklärte Keandir und hoffte, damit Damaxos’ verständlichen Zorn etwas zu beschwichtigen.
    »Ich danke Euch für Eure klaren Worte, König Keandir«, gab der Zentaurenhäuptling zurück, wobei er seinen menschlichen Oberkörper gerade aufrichtete, während er seine Pferdebeine auf etwas andere Weise unter dem Körper faltete. Offenbar saß er nicht sonderlich bequem.
    Keandir konzentrierte sich wieder auf die Darstellungen auf dem Helm. Sie waren so zahlreich mit feinen Einzelheiten versehen, dass es unmöglich war, diese alle mit einem flüchtigen Blick zu erfassen, selbst für einen Elben mit dem bekanntermaßen sehr genauen Blick, den ihm seine scharfen Augen gestatteten, verbunden mit der geistigen Kraft eines besonders guten Gedächtnisses, das immerhin dafür geschaffen war, die Erinnerungen von Jahrtausenden in sich aufzunehmen.
    Keandir drehte den Helm ein wenig und betastete ihn vorsichtig mit den Fingerkuppen. Eine Szene fiel ihm besonders auf. Ein Zentaur – es handelte sich dem eindeutig zu identifizierenden Helm nach um niemand anderes als Axanos persönlich – trat einem verwachsenen, gedrungenen Wesen von nahezu gnomenhafter Statur gegenüber, das keine Augen hatte. Axanos hielt diesem Wesen, das einen Stab in der Hand hielt, sein Schwert entgegen. Der Stab des Augenlosen war an der Spitze leicht beschädigt; der Helm wies ausgerechnet an dieser Stelle eine Kerbe auf, sodass man nicht mehr sehen konnte, was sich dort ursprünglich befunden hatte. Vielleicht ein goldener Affe, dachte Keandir. Oder doch eher ein Totenkopf?
    Er rückte etwas näher an Damaxos heran und deutete auf jene Szene. »Wem gebietet Euer Ahnherr Axanos auf dieser Gravur Einhalt?«
    Damaxos runzelte die Stirn, nahm den Helm an sich und verengte die Augen. Dann führte er den Helm sehr nahe an seine Augen heran, konnte aber offenbar auch nicht mehr erkennen als zuvor. »Dass muss ein Trork sein, den jemand zuvor in eine Saftpresse geklemmt hat, wie wir sie nutzen, um Waldbeeren auszupressen«, meinte er und erntete dafür schallendes Gelächter von Botschafter Sokranos.
    Die Elben hingegen blieben eher zurückhaltend. Damaxos sah Keandir direkt an, und der fragte: »Seid Ihr sicher?«
    Der Häuptling nickte heftig. »Absolut, das muss ein Trork sein, und ich nehme an, dass unser Ahne Maxanos damit die Großtat seines Vaters künstlerisch zum Ausdruck bringen wollte, indem er den Trork so schmächtig und verkrüppelt darstellte. Eine andere Erklärung kann ich Euch nicht geben.«
    Aber Keandir meinte, dass es ebenso gut eine Darstellung des Augenlosen Sehers oder seines Bruders Xaror sein konnte.
    »Sagt Euch der Name Xaror zufällig etwas?«, fragte er deshalb. »Vielleicht wird er ja in den Legenden Eures Volkes erwähnt.«
    »Nein.«
    »Wie lautete dann der Name dessen, der dieses mysteriöse Dunkle Reich beherrschte?«
    »Das ist nicht überliefert, o König. Unsere Tradition besagt nämlich, dass man den Namen seines schlimmsten Feindes nicht aussprechen darf; man würde damit nur seine Macht vergrößern. Also wurde auch der Name des Beherrschers des Dunklen Reichs nirgends aufgeschrieben oder mündlich weitergegeben.«
    Keandir wollte noch etwas sagen, da ließ ein durchdringender Ruf alle Elben – außer Siranodir – zusammenzucken. Nur die Zentauren und der Krieger mit den zwei Schwertern hatten den Ruf nicht vernommen, der zweifellos von der anderen Seite des Flusses an ihr Ohr drang. Irgendwo jenseits dieser dichten, schier undurchdringlichen Nebelwand war etwas.
    »Es war der Ruf eines wilden Tiers aus weiter Ferne«, meinte Hauptmann Rhiagon. »Es muss irgendeine dieser Kreaturen sein, die dort hausen.«
    Thamandor deutete auf seinen Flammenspeer, den er stets bei sich trug und nicht aus den Augen ließ. »Wir brauchen nichts und niemanden zu fürchten. Schließlich haben wir diese mächtige Waffe, und wir können sie jetzt wohl auch einsetzen,

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