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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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von gut hundert teilweise grausam zerstückelten Trorks lagen zwischen den Hütten verstreut. Die toten Körper wirkten wie zerschnitten; häufig waren Arme und Beine abgetrennt, bei manchen war aber auch der Torso senkrecht oder waagerecht in zwei Hälften geteilt, und an den Wundrändern waren Brandspuren zu sehen.
    »Darauf soll sich einer einen Reim machen«, grummelte Mirgamir kopfschüttelnd. Er stieg von seinem Pferd, und Keandir tat es ihm gleich. Auch er blickte sich um.
    Unter den Toten befanden sich auch Gefangene, sowohl Elben als auch Rhagar. »Die Trorks haben sie offenbar noch sehr schnell und in Hast umgebracht, damit sie den Angreifern nicht in die Hände fallen«, meinte Adrasir, der Fährtensucher und Bogenschütze, der das Geschehen anhand der Spuren rekonstruieren konnte. »Sie wurden getötet, bevor der Angriff auf das Lager erfolgte.«
    Herzog Isidorn beschaute sich jeden der getöteten Gefangenen und stellte zu seiner größten Erleichterung fest, dass sein Sohn nicht unter ihnen war. Auch Eónatorn der Kriegsheiler nahm die Gefangenen in Augenschein und bestätigte Adrasirs Worte. »Die Wunden, die sie aufweisen, wurden durch Trork-Waffen hervorgerufen, nicht durch die Brandwaffen, mit denen die Trorks niedergemetzelt wurden.«
    Während er noch sprach, lenkte irgendetwas Keandir ab. Er blickte, einer plötzlichen Eingebung folgend, zum Horizont.
    Auf einem der Hügel stand ein Reiter, der aussah, als würde er aus purem Licht bestehen; selbst gegen das mittlerweile sehr helle, fast gleißende Sonnenlicht hob er sich deutlich ab. Und in der Rechten hielt er etwas, das wie ein lichtumwobenes Schwert wirkte. Es erinnerte Keandir sofort an das Flammenschwert, mit dem Brass Elimbor die Gnomenkrieger des Axtherrschers bekämpft hatte.
    »Eldran«, sagte Keandir laut und wies zu dem Hügel, auf dem er die Gestalt sah. Auch die anderen erblickten daraufhin den Lichtreiter. Sie erschauerten in halb ehrfürchtiger, halb befremdeter Stille, denn niemand von ihnen hätte den geistig verklärten Eldran jenes Maß an Grausamkeit zugetraut, mit dem in dem Trork-Lager gewütet worden war. Schon das kämpferische Eingreifen Brass Elimbors beim Raub der Zauberstäbe war mehr als erstaunlich gewesen, aber in den Legenden der Alten Zeit Athranors und vor allem der Vorzeit wurde häufig davon berichtet, dass einzelne Eldran von Lebenden zu Hilfe gerufen worden waren und diese verteidigt oder aus Gefangenschaft befreit hatten. Im Gegensatz dazu aber war Brass Elimbor aus eigenem Antrieb erschienen, und dass eine ganze Schar von Eldran in die Geschicke der diesseitigen Welt eingriff, wie es bei der Schlacht im Heiligen Wald der Zentauren geschehen war, dafür gab es kein Beispiel in der überlieferten elbischen Geschichte.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass nur ein einziger Eldran hier gekämpft hat«, äußerte Adrasir. »Hier sind viele Spuren von Pferden, und die Beschläge weisen eindeutig auf Elben hin.«
    Der Eldran auf dem Hügel ritt auf einmal heran. Sein Pferd wirkte ebenso geisterhaft wie er selbst, und der Hufschlag, der dabei zu hören war, klang eigenartig und hallend, so als würde sich das Pferd nicht unter freiem Himmel bewegen, sondern unter einem großen Kuppeldach.
    Keandir schwang sich wieder in den Sattel und ritt dem Eldran entgegen. Mirgamir und Siranodir folgten ihm. Als sie sich dem Lichtreiter bis auf gut zwanzig Elbenschritte genähert hatten, hielten sie ihre Pferde an, und der Eldran tat es ihnen gleich. Seine Gestalt war dermaßen von grellweißern Licht erhellt, dass man zunächst kaum Einzelheiten seiner Gestalt erkennen konnte. Keandir schirmte die Augen mit der Hand ab, um nicht geblendet zu werden.
    Eine Stimme erhob sich. Sie klang wie aus weiter Ferne, und obwohl Keandir zu erkennen glaubte, dass es sich um Elbisch handelte, konnte er kein Wort verstehen.
    »Es tut mir leid, aber ich verstehe Euch nicht!«, rief der Elbenkönig und überlegte, ob er sich dem Eldran noch weiter nähern sollte, aber eine innere Scheu vor dieser grellweißen Lichtgestalt hielt ihn zurück. Keandir war nahe genug, um spüren zu können, dass es kein warmes Licht wie das der Sonne war, das den Eldran umgab, sondern ein kaltes, eisiges Leuchten. Etwas, das an die Kälte von Gräbern erinnerte, wie sie in den Legenden beschrieben wurden. Denn in der Zeit vor der großen Seereise waren Feuer- und Seebestattung unter Elben die Ausnahme gewesen. Wenn ein Elb starb – zumeist durch Kampf oder

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