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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dann nahezu regungslos. Gleichzeitig war auch am Boden Ruhe eingekehrt. Die Flügelschlangen waren samt und sonders verschwunden oder gefressen worden.
    »Der Geist eines Riesenvogels kann nicht schwerer zu beeinflussen sein als der eines Pferdes«, war König Keandir überzeugt.
    »Ihr vergesst, dass diese Kreaturen von uns keinem langen Zuchtprogramm unterworfen wurden«, gab Siranodir mit den zwei Schwertern zu bedenken.
    »Davon abgesehen habe ich genau dies bei den Flügelschlangen versucht«, erklärte Eónatorn, »doch es ist mir nicht im Mindesten gelungen, Einfluss auf sie zu nehmen. Und als Heiler – das werdet Ihr mir zugestehen – kann ich meine geistigen Kräfte wesentlich gezielter einsetzen als ein durchschnittlicher Kavallerist.«
    »Ich werde mir einen von ihnen heraussuchen«, kündigte Keandir an. »Und zwar den dort vorne, der mir der Mutigste zu sein scheint. Er ist größer als alle anderen und – so scheint’s –
    der Anführer des Rudels.«
    »Ihr solltet die politischen Verhältnisse, wie sie unter Menschen und Rhagar herrschen, nicht unbedingt auf diese Wesen übertragen«, warnte Botschafter Sokranos.
    Aber König Keandir achtete nicht auf den Einwand des
    »elbisierten« Zentauren. Er konzentrierte sich auf den Geist des Riesenvogels, um zu erkunden, wie stark oder schwach er war. Doch da Keandir sich nicht vorstellen konnte, es mit einem tatsächlich vernunftbegabten Wesen zu tun zu haben, war er sicher, diese Kreatur lenken zu können. Sein eigenes Reittier nahm Keandir sicherheitshalber bei den ansonsten zumeist schlaff herunterhängenden Zügeln, für den Fall, dass die Beeinflussung des Riesenvogels vielleicht doch so viel Kraft und Konzentration kostete, dass ihm die Kontrolle über sein Ross entglitt.
    »Ich werde mir den daneben vornehmen, mein König«, kündigte Thamandor an, dabei stand ausgerechnet er in dem Ruf, in allen magischen Dingen für elbische Verhältnisse extrem unbegabt zu sein.
    Keandir spürte den Geist des Riesenvogels. Und er spürte Flucht, Hunger, den Jagdtrieb. Das waren die Dinge, die diese Kreatur beherrschten. Aber da war auch etwas anderes, das Keandir sehr vertraut vorkam. Die Aura ungeheuren Alters. Es erinnerte den König unwillkürlich an sein Zusammentreffen mit dem Augenlosen Seher auf der Insel Naranduin. Dort hatte er eine solche Aura ebenfalls verspürt. Es musste sich bei diesen Vögeln um ähnlich urzeitliche Geschöpfe handeln, wie es der Augenlose Seher und das Volk der Sechs Finger waren, dem der Seher offenbar angehört hatte und mit dem auch die Trorks in irgendeiner Weise verwandt waren.
    Der Riesenvogel machte eine ruckartige Bewegung, als Keandir ihn geistig berührte. Ein markerschütterndes Kreischen drang aus dem offenen Schnabel, den er so weit aufriss, dass der Elbenherrscher erstaunt darüber war, dass sich das Tier dabei nicht das Kiefergelenk ausrenkte.
    Für Augenblicke war nicht klar, ob der Vogel angreifen oder flüchten würde. Schließlich aber setzte sich das Tier in Bewegung und lief in heller Panik davon, und die anderen folgten ihm.
    Keandir atmete tief durch und wandte sich an Thamandor.
    »So konnten wir zumindest einen Schuss aus Eurer außergewöhnlichen Waffe sparen, werter Waffenmeister.«
    Aber Thamandor starrte den König nur entsetzt an. »Eure Augen!«, murmelte er. »Sie sind vollkommen schwarz!«
    »So wie damals auf Naranduin!«, sagte Siranodir mit den zwei Schwertern, der es ebenfalls sah.
    Keandir spürte es auf einmal auch, dass sich die Finsternis in ihm offenbar entfaltet hatte. Wahrscheinlich war der Auslöser dafür die Kraftanstrengung, die er für den Versuch aufgebracht hatte, den Geist des Riesenvogels zu beeinflussen.
    »Das geht vorüber«, sagte er.
    »Was immer dieses Dunkle auch sein mag«, meinte Thamandor sichtlich irritiert, »es könnte der Grund dafür sein, dass Euer Geist offenbar Zugang zu dieser Kreatur aus der Vorzeit des Zwischenlandes fand, während ich mich vergeblich darum bemühte, einen der anderen Vögel zu beeinflussen.«
    »Aber Euer Vogel ist doch ebenfalls davongerannt«, versuchte Keandir sein Gegenüber zu beruhigen.
    »Mein Vogel, wie Ihr Euch auszudrücken beliebt, ist den anderen einfach nur nachgelaufen«, widersprach Thamandor.
    Er zuckte mit den Schultern. »Aber Ihr wisst, wie unbegabt ich bin. Durchaus auch möglich, dass dies der Grund war für meinen Misserfolg.«
    Inzwischen war die Schwärze aus Keandirs Augen verschwunden, aber noch immer bedachten

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