Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
Kaisers hatte sich nach dessen Tod offenbar beinahe vollständig aufgelöst.
Die größte Schwierigkeit war nicht der Widerstand des Feindes, sondern die Natur. Das Wetter wurde schlechter, und manche der Hochpässe, über die man in die Südwestlande gelangte, waren tief verschneit.
Eine Woche lang dauerte der mühsame Vormarsch in die Hochebene südlich des Gebirges. Schroffe Felsformationen kennzeichneten die Landschaft. Es gab vereinzelte Dörfer und Befestigungsanlagen. Aber der Ruf des Eroberers war Magolas vorausgeeilt, sodass jene Befestigungsanlagen von ihren Mannschaften verlassen worden waren.
Eine weitere Woche verging, bis Magolas’ Truppen schließlich vor den Toren der Hauptstadt Rajar standen – einer uneinnehmbar erscheinenden Bergfestung. Immer wieder hatte man die Grenzen der Stadt erweitert und Felsplateaus und -
hänge einbezogen. Die Stadtmauern waren entsprechend erweitert worden.
Das magische Gift der Einhandarmbrustschützen vermochte Holz aufzulösen, wie sich beim Kriegswagen des Kaisers gezeigt hatte, aber keinesfalls eine Mauer aus Stein; dagegen war diese Waffe machtlos.
Um Rajar zu erobern hätte man schwere Katapulte gebraucht, die man allerdings nicht über das Sadranische Gebirge transportieren konnte. Und Reboldirs Zauber anzuwenden, um über der Stadt große Gesteinsbrocken herabregnen zu lassen, war aufgrund der gegenwärtigen spirituellen Schwäche der Magier und Schamanen kaum möglich; mit einem Hagelschauer von Kieselsteinen oder Gesteinsbrocken, die sich bereits wieder auflösten, bevor sie den Boden erreichten, weil sie einfach nicht genug Substanz gewannen, machte man sich eher lächerlich. Magolas hatte sich von vornherein nicht auf die Künste der Magiergilde und des Schamanenordens verlassen wollen und daher nur wenige Mitglieder dieser beiden Gruppen auf seinem Kriegszug mitgenommen. Und die beschränkten sich dann auch darauf, kleinere Probleme zu lösen, wie zum Beispiel einen kurzfristigen Engpass bei Gewürzen, Unruhe bei den Pferden, oder sie reduzierten das Kälteempfinden der Soldaten beim Überqueren der Sadranischen Berge.
Davon abgesehen stand Magolas der größte Meister in der Anwendung von Reboldirs Zauber nicht zur Verfügung: sein Bruder Andir! Es war kaum anzunehmen, dass er seine selbst gewählte Isolation in den Bergen Hoch-Elbianas aufgeben würde, um für das Heer der Elben die Befestigungsanlagen der südwestländischen Hauptstadt zu zerstören.
»Was werdet Ihr tun?«, wandte sich Marshall Pradossak an Magolas. »Ihr könnt entweder hier bleiben und Euch auf eine lange Belagerung einstellen oder weiterziehen und den Rest des Landes erobern. Dabei würdet Ihr Rajar zunächst unbeachtet lassen und darauf vertrauen, dass sich die Stadt ergibt, wenn Euch der Rest des Landes gehört.«
»Und wie wäre es mit einer dritten Möglichkeit?«, mischte sich Herzog Branagorn von Elbara ein. Sie befanden sich am Fuße der schroffen Felsmassive, auf denen Rajar errichtet war und die allein schon einen natürlichen Schutz gegen Angreifer darstellten.
Magolas wandte sich dem Herzog zu. »Ich bin gespannt auf Euren Vorschlag, denn bisher habe ich die Alternativen ähnlich wie Marschall Pradossak beurteilt.«
»Ihr könntet anbieten, die Stadt nicht zu plündern, wenn sie sich ergibt. Dann setzt Ihr einen lokalen Vasallen Eures Vertrauens auf den Kaiserthron und schließt mit ihm einen Friedensvertrag, der vorsieht, dass er die Sadranischen Berge nie wieder überschreitet.«
Magolas überlegte kurz, aber dann schüttelte er den Kopf.
»Ihr vertraut den Menschen zu sehr.«
»In Eurem Heer dienen viele Menschen«, gab Branagorn zu bedenken, »Elbareaner und Nuranier, die genauso tapfer für den Sieg gekämpft haben wie Elbaran und Nuran.«
»Und doch unterscheidet Ihr sie bereits in der Sprache von den Elben«, machte ihn der Prinz aufmerksam. »Ihr bezeichnet nicht alle Einwohner Eures Landes gleich, und so ist es auch in Nuranien. Es gibt keinen Begriff, mit dem zugleich alle Einwohner des Landes gemeint sind. Ein Nuran bleibt ein nuranischer Elb, ein Nuranier ein nuranischer Rhagar.«
»Irgendwann, mein Prinz, wird die Mehrzahl der Bewohner Elbaras und Nuraniens aus Menschen bestehen«, prophezeite Branagorn. »Sie sind fruchtbarer als wir, und trotz der Tatsache, dass sie sehr früh sterben, werden sie allmählich zahlreicher und überflügeln uns. Vielleicht wird eines Tages sogar ein Mischvolk entstehen, wer weiß? Wie man hört, Prinz Magolas,
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