Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
Pradossaks und kleineren elbischen Kontingenten –
darunter sämtlichen Einhandschützen, die bei seinem Heer dienten – wandte sich Magolas zunächst dem Westen des Landes zu. Bei Tiribos stellte sich ihnen ein kleineres Heer aus Dosäern entgegen, die einen unabhängigen Staat zu gründen beabsichtigten. Aber Magolas ließ dies nicht zu.
Er erreichte mit seinen Soldaten schließlich Darii, aber dort gab es längst keinen Widerstand mehr, und man öffnete Magolas bereitwillig die Stadttore. Gleiches galt für den Küstenstädte Sarakor und Lakora.
Also kehrte Magolas nach Rajar zurück, um dort einen Statthalter einzusetzen. Den lokalen Stadtkommandanten ließ Magolas im Amt, und als seinen Statthalter über die gesamten Südwestlande setzte er Marschall Pradossak ein, von dessen Loyalität er vollkommen überzeugt war.
Ein Aufstand der Dosäer flammte im Süden auf und machte es notwendig, dass Magolas mit einem kleineren Heer bis an die Mündung des Dos bei Dossara zog, wo er die Rebellion blutig niederschlug. Dort erreichte ihn über einen geheimen Kurier, den Larana geschickt hatte, die Nachricht vom Tod des Königs Baltok Krrn XIII.
Magolas wusste sehr genau, dass er so schnell wie möglich nach Aratania zurückkehren musste, denn seine geliebte Larana schwebte in akuter Gefahr. Wochen später erreichte er mit den berittenen Teilen seines Heers die Hauptstadt Aratans, wo man ihn begeistert empfing; immerhin war es ihm gelungen, das Land vor dem Untergang zu bewahren, und er kehrte sogar als Kaiser der Südwestlande aus der Schlacht zurück, auch wenn es Magolas sehr wohl bewusst war, dass diese Herrschaft einstweilen auf seinen zurückgelassenen Truppen basierte.
Dass der König den so ungemein erfolgreichen Feldherrn nicht persönlich begrüßte, sah man nicht als ein Zeichen der Geringschätzung an, denn Baltok Krrn XIII. war schon des Öfteren nicht zu offiziellen Anlässen erschienen und hatte sich ohnedies in den letzten Jahren nicht mehr häufig in der Öffentlichkeit gezeigt. Dass er gar nicht mehr lebte, war kaum jemandem bekannt. Gerüchte darüber, dass er tot war, hatte es bereits vor zwanzig Jahren gegeben, und sie kehrten in schöner Regelmäßigkeit wieder, wie eine ansteckende Krankheit oder schlechtes Wetter; kaum jemand nahm sie besonders ernst.
Larana empfing Magolas in einer der weiträumigen Hallen des Palastes. Sie umarmten sich, und ihre heißen Küsse und der Blick ihrer meergrünen Augen entschädigte Magolas für viele Entbehrungen der letzten Zeit.
»Ich bin so froh, Euch wiederzusehen, mein Prinz«, sagte sie.
»Das geht mir ebenso. Die Aussicht darauf, Euch wieder in die Arme schließen zu können, hat mir Mut und Kraft gegeben.« Der Gedanke daran, dass Larana in Kürze verblühen, verwelken und schließlich vergehen würde, machte Magolas das Herz schwer, und einen Moment lang versank er in tiefer Melancholie; auf einmal kam ihm alles, was er getan hatte, sinnlos und vergebens vor. Die Maxime, den Augenblick zu leben und den Tag zu nutzen, anstatt über eine Zukunft zu verzweifeln, die noch gar nicht eingetreten war, erschien ihm wie der Ratschlag eines Zynikers, der sich mit der Unvollkommenheit der Welt abgefunden hatte.
»Was sind Eure Pläne für die Zukunft?«, fragte Magolas, und allein der Begriff »Zukunft« erschien ihm schon unpassend angesichts ihrer grausam-schnellen Vergänglichkeit. Aber in diesem Fall meinte er damit nur, wie sie den Tod ihres Vaters verkünden wollte und gedachte, dies länger als ein paar Wochen zu überleben.
»Ich habe einen Plan«, flüsterte sie. »Und ich verrate ihn Euch in meinen Gemächern.«
»Ich wünschte, ich hätte Euch nur hierher gebeten, um Euch mit den Reizen meines Körpers den Verstand zu rauben, geliebter Magolas!«, sagte Larana, als sie sich schließlich im Gemach der Königstochter befanden. »Aber die Wahrheit ist, dass dies einer der wenigen Räume ist, in dem ich mir einigermaßen sicher bin, dass meine Worte von niemandem belauscht werden können.« Sie schlang die Arme um seinen Hals, und Magolas fühlte den Druck ihres warmen Körpers gegen den seinen.
»So sprecht, Larana!«
»Es gibt nur eine Möglichkeit, dieses Reich zusammenzuhalten und dafür zu sorgen, dass all das, wofür Ihr auf dem Schlachtfeld gekämpft habt, nicht vergebens war.«
»Ich bin ganz Ohr, geliebte Larana.«
»Mir ist bewusst, dass ich den Thron nicht besteigen kann –
zumindest nicht allein. Erstens ist die weibliche
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