Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
möglich, dass ich in dem Augenblick, da ich mein Schiff betrat und den Hafen von Aratania verließ, das Ende meiner Herrschaft einläutete. Aber auf mich allein gestellt hätte ich sie wohl ohnehin verloren, insofern würde ich nichts verlieren, was mir tatsächlich noch gehört. Kaiser Haron hat Mittel zur Verfügung, die den meinen in jeder Hinsicht überlegen sind.
    Militärisch, finanziell und was immer Ihr auch sonst ins Feld führen mögt.«
    »Seid unsere Gäste, bis wir in dieser Sache eine abschließende Entscheidung getroffen haben, ehrenwerter König«, schlug Magolas vor. »Im Übrigen hatte ich bereits Gelegenheit, mich mit den wichtigsten Aspekten der Angelegenheit zu befassen, sodass Ihr nicht lange werdet warten müssen.«
    König Baltok Krrn XIII lächelte matt. »Ihr seht einen alten Mann vor Euch«, erklärte er gedehnt, und seine Stimme bekam erstmals einen brüchigen Klang, der deutlich machte, dass der Herrscher Aratans in keiner Hinsicht noch irgendwelche Reserven vorzuweisen hatte, auch nicht hinsichtlich seiner eigenen Kräfte. Er stand am Ende seines Weges, und das war ihm sehr wohl bewusst. Die Klarheit und Furchtlosigkeit, mit der er seinem eigenen Ende entgegensah, beeindruckte Magolas auf gewisse Weise. Insgeheim dankte er den Namenlosen Göttern dafür, dass sie ihn als Elben niemals vor die gleiche Prüfung stellen würden, die darin bestand, die eigene schnelle Sterblichkeit zu akzeptieren.
    »Ich verstehe, was Ihr mit Eurer Äußerung ausdrücken wollt«, sagte Magolas.
    Der alte König hob die Augenbrauen. »Wirklich?«
    »Wir werden nicht mehr von Eurer kostbaren Zeit beanspruchen, als unbedingt nötig ist.«
    Der König von Aratan neigte das Haupt. »Dafür wäre ich Euch ausgesprochen dankbar.«
    Später führte Magolas Larana auf den Westturm der inneren Burg von Elbenhaven, von wo aus man einen besonders imposanten Blick auf die Stadt, das Meer und die schneebedeckten Gipfel hatte. Und dies auch bei Nacht –
    zumindest wenn der Mond schien.
    Längst hatte sich Dunkelheit über alles gelegt. Der Mond war ein großes Oval; nur noch ein paar Nächte, und es war Vollmond. Sein helles Licht wurde von den Schneeflächen an den Hängen der Höhenzüge von Hoch-Elbiana reflektiert, was ein ebenso eindrucksvolles Lichtspiel ergab wie die Widerspiegelung des Mondlichts in der gekräuselten See. In der Stadt herrschte noch Leben. Überall waren Lichter zu sehen und hin und wieder auch Stimmen oder Musik zu hören.
    Musik, die für die Ohren der jungen Rhagar-Frau Larana so fremdartig klang, dass sie diese zunächst für Geräusche der Stadt hielt. Magolas hatte ihr lachend erklärt, dass dies die Kompositionen so großartiger Komponisten wie Gesinderis dem Gehörlosen oder Basigornir dem Lauten seien, die allabendlich in den zahlreichen Konzerthallen von Elbenhaven aufgeführt wurden und dort ein gleichermaßen sachkundiges wie begeistertes Publikum fanden.
    »Ihr müsst schon entschuldigen«, sagte Larana. »In Euren Augen bin ich eine ungehobelte Barbarin, dies ist mir durchaus bewusst. Aber bedenkt, dass ich gerade einmal zwanzig Jahre zähle – ein Alter, in dem sich viele Elben, wie ich hörte, gerade entschieden haben, ob sie zunächst das Laufen oder das Sprechen zu erlernen gedenken.«
    Magolas lachte. »Die Informationen, die Ihr über unser Volk habt, entsprechen nicht ganz den Tatsachen.«
    »So?«
    »Die meisten von uns wachsen genauso schnell heran wie ihr Rhagar. Hin und wieder kommt es zwar vor, dass einzelne Elben ihre Kindheit oder Jugend extrem ausdehnen oder sich sogar komplett weigern, jemals in den Stand des Erwachsenseins überzugehen. Aber das ist eine seltene Fehlentwicklung, vielleicht sogar ein Krankheitsbild, wenn man nach den Theorien geht, die so manche Heilerschulen dazu entwickelt haben.«
    »Aber allein um die Tatsache, dass ihr die Geschwindigkeit eures Wachstums selbst bestimmen könnt, seid ihr Elben zu beneiden«, fand Larana. Kein Tuch verhüllte mehr ihr prächtiges, dunkles und leicht gelocktes Haar, das ihr bis weit über die Schultern fiel. Sie strich sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Immer wieder trafen ihre Blicke aufeinander. Der Mond spiegelte sich in diesen Augen und ließ sie auf eine Weise leuchten, die Magolas in ihren Bann zogen.
    »Wir sind, was wir sind – ob Elb oder Mensch oder irgendetwas anderes«, sagte Magolas. »Es mag sein, dass wir uns zwischenzeitlich einbilden, unser Schicksal selbst bestimmen zu können. Aber

Weitere Kostenlose Bücher