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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nicht mehr in der Lage gewesen wäre, die Konsequenzen seiner Entscheidungen zu überblicken.
    Welch eine Vergeudung, welch eine Tragik, dass ein noch wacher Geist in einem Körper gefangen war, der dem Tode näher war als dem Leben, ging es Magolas durch den Sinn.
    Aber erstaunlicherweise schien in dem alten Mann kein bisschen Bitterkeit zu sein oder Hader mit seinem Schicksal.
    Im Gegenteil – dem, was er am Tisch über sich und sein Leben berichtete, konnte man nur entnehmen, dass er sehr dankbar auf die vergangenen Jahrzehnte zurückblickte. Nicht vielen Rhagar war es vergönnt, fast ein Jahrhundert gesund und bei wachem Verstand hinter sich zu bringen. Und so empfand es Baltok Krrn als eine Gnade des Sonnengottes, an den er glaubte, dass ihm dies vergönnt war.
    »In meinem Leben bin ich reich beschenkt worden, und ich habe keinerlei Anlass zur Klage«, sagte er. Magolas und Ruwen wechselten dabei einen Blick. Sie hatten zur selben Zeit denselben Gedanken: Wie konnte man für ein so vergebliches Leben, das viel zu kurz war, um auch nur den Bruchteil der Fehler wiederzugutzumachen, für die man verantwortlich war, auch noch dankbar sein? Der Sonnengott, so wollte es Magolas scheinen, musste in dieser Hinsicht ein Minimalist sein, der es schaffte, seine Gläubigen für ein Minimum an Gegenleistung für sich einzunehmen. »Jetzt, am Ende meines Lebens, droht mir Kaiser Haron von den Südwestlanden alles zu nehmen, wofür Generationen meiner Vorfahren gekämpft haben und gestorben sind«, fuhr Baltok Krrn XIII. fort. »Die Sadranier haben ganz Norien dem Erdboden gleichgemacht und damit einen Vorgeschmack für das geliefert, was sie mit Aratania und Cadd machen werden.«
    Magolas wusste durchaus, dass mit »Sadranier« die Angehörigen des dominierenden Rhagar-Stammes in den Südwestlanden gemeint waren, dass der Begriff aber oft auch synonym für alle Bewohner der Südwestlande benutzt wurde.
    Die Sadranier stellten nicht nur das Kaiserhaus, sie waren zweifellos auch die zahlenmäßig stärkste Gruppe innerhalb des Landes und hatten diesem auch ihren Dialekt als Amtssprache aufgezwungen. Außerdem dominierten sie die Kriegerkaste.
    Für viele Sadranier war das Kaiserreich der Südwestlande identisch mit Sadranor, dem Land der Sadranier, was die Angehörigen anderer Rhagar-Völker des Landes natürlich immer wieder aufbrachte – insbesondere die im Süden des Landes an den Ufern des Flusses Dos siedelnden Dosäer, unter denen es deshalb in der Vergangenheit immer wieder Unabhängigkeitsbestrebungen gegeben hatte. Aber auch die im Westen an der Küste des zwischenländischen Meeres in der Umgebung der Stadt Darii sowie in den östlich angrenzenden Bergen siedelnden Dariianer waren keineswegs begeistert davon, wenn man sie als Sadranier bezeichnete, denn wenn sie dem Kaiserreich auch loyal gegenüberstanden, so hatten sie durchaus ihren Stolz.
    »Die Sadranier sind ein aggressives Volk«, behauptete der König von Aratan. »Selbst viele Bewohner der Südwestlande empfinden dies so. Zumindest wenn man einen Dariianer oder Dosäer fragt. Wenn Aratan fällt, dann stehen sie vor der Grenze Elbaras.«
    »Der Ernst der Lage ist uns durchaus bewusst, und wir haben bereits intensiv über die Möglichkeit eines Beistandspakts gesprochen«, mischte sich Prinz Sandrilas in das Gespräch ein und entzog Magolas damit die Initiative – was diesem durchaus nicht gefiel. Traute ihm der väterliche Mentor des Königs etwa nicht zu, mit den aratanischen Gästen zu verhandeln? Außerdem hatte Magolas das Gefühl, dass Sandrilas das Ergebnis dieser Verhandlungen indirekt bereits vorwegnahm, was die eigene Position auf jeden Fall schwächen musste.
    Magolas blickte zu der einäugigen grauen Eminenz des Elbenreichs hinüber. Sandrilas hatte auch in der Vergangenheit schon so manche Fäden aus dem Hintergrund gezogen.
    Bestimmt auch mitunter am König und seiner Entscheidungsgewalt vorbei.
    Aber Prinz Sandrilas wich mit seinem einzigen Auge dem Blick des Kronprinzen aus. Sicher mit gutem Grund, überlegte Magolas, der sich dafür entschied, seine Gefühle auf keinen Fall nach außen dringen zu lassen. Zumindest nicht in dieser Hinsicht. Was Larana anging, hatte er da weitaus weniger Hemmungen.
    »Um es kurz zu machen: Wir benötigen die Hilfe des Elbenreichs«, sagte König Baltok Krrn XIII. »Es fällt mir nicht leicht, diese Schwäche einzugestehen, und die Reise hierher war für mich mit erheblichen Risiken verbunden. Es ist gut

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