Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
Frage…«
»… von wem?«, unterbrach ihn Thamandor.
Aber Siranodir schüttelte energisch den Kopf. »Nein, womit, werter Thamandor! Womit!«
Da begriff Keandir, worauf der Kämpfer mit den zwei Schwertern hinauswollte. »Mit den Elbensteinen«, murmelte er.
»So ist es, mein König«, sagte Siranodir. »Wer auch immer sie geholt hat, er hat dazu sehr wahrscheinlich die Elbensteine benutzt – so wie wir es früher auch immer taten.«
»Der Axtherrscher der Trorks!«, murmelte Keandir und ballte dabei die Hände zu Fäusten.
»Vielleicht benutzt er die Elbensteine, um die Trorks zu versklaven«, glaubte Isidorn.
»Welchen Sinn sollte das machen?«, fragte Keandir. »Das würden die Eldran doch niemals mitmachen.«
»Und wenn die Eldran keinen freien Willen mehr haben?«, fragte Siranodir. »Wenn auch sie Sklaven des Axtherrschers sind, der sie als eine Art Aufpassertruppe hinter den Trorks herschickt, um sie zu kontrollieren?«
Keandir machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das alles sind nichts als Spekulationen«, stellte er klar. »Aber die Wirklichkeit wird uns vielleicht in so mancher Hinsicht noch überraschen. Und darum möchte ich keinen Augenblick länger warten, nach Wilderland zu reiten, um dort Antworten auf all unsere Fragen zu finden.«
Einen Tag wartete das Heer noch auf die Rückkehr von Botschafter Sokranos und des Trupps des Elben Mirgamir.
Aber dieses Warten war vergebens.
Da auch weitere Spähtrupps, die König Keandir Sokranos’
Gruppe nachsandte, die Spur der Gesuchten immer wieder verloren und bei ihrer Rückkehr keine vernünftigen Angaben darüber machen konnten, wohin sich der Zentauren-Botschafter und seine Begleiter wohl gewandt haben mochten, gab Keandir schließlich den Befehl zum Aufbruch. Der Hornbläser Eskidor gab ein entsprechendes Signal, das sogleich von anderen seiner Zunft aufgenommen und weitergegeben wurde.
Keandir und Isidorn ritten an der Spitze der Schar von Elbenkriegern. Sie setzten ihren Weg entlang der natürlichen Grenze zwischen dem Waldreich und Nordbergen fort.
Nördlich von ihnen erhoben sich schroff die Teilmassive der nordbergischen Höhenkette, während auf der anderen Seite der Wald des Waldreichs begann. Da Sokranos nicht bei ihnen war, gab es auch niemanden, der ihnen darüber Auskunft geben konnte, ob sie noch immer in der Nähe von heiligem, mit dem Blut der Zentauren-Ahnen getränktem Boden weiterzogen. Allerdings war deutlich zu erkennen, dass auch der Teil des Waldes, an dem sie vorbeizogen, sehr alt war; kaum ein junger Baum war zwischen den uralten Stämmen auszumachen.
»Um nach Wilderland zu gelangen, müssen wir den Nor überqueren«, sagte Herzog Isidorn. »Ich würde aber vorschlagen, dass wir zunächst den Verbleib von Herzog Asagorn und seinem Heer aufklären.«
»Das werden wir«, versprach Keandir.
Der Fluss Nor, der sein Wasser südlich von Nordbergen in den östlichen Ozean führte, war nicht zu verwechseln mit der Hafenstadt Nor an der Küste des zwischenländischen Meeres, die dem Rhagar-Land Norien ihren Namen gegeben hatte.
Aber sowohl der Fluss als auch die Stadt leiteten ihre gleichlautenden Namen von demselben elbischen Begriff ab.
»Nor« stand einfach nur für ein flaches Ufer ohne irgendeine weitere Spezifikation. Während der Name der norischen Hauptstadt noch aus einer Zeit stammte, als die Rhagar Namen und Gebräuche der Elben nachäfften und sie als Lichtgötter verehrten, waren es im Fall des Tausende von Meilen entfernt fließenden Flusses Nor die Elben von Nordbergen und Meerland, die ihm diesen Namen gegeben hatten.
»Ihr seid sicherlich bereits das eine oder andere Mal bis zum Fluss Nor vorgedrungen, werter Herzog«, vermutete König Keandir.
»Das ist in der Tat der Fall. Allerdings haben meine Männer und ich ihn nie überquert.«
»Warum nicht?«
»Aus einer Art Selbstbeschränkung heraus. Mein Herzogtum ist so schon viel zu groß im Verhältnis zu der Anzahl von Kriegern, die mir zur Verfügung stehen.«
»Das ist wahr. Aber ich meinte auch nur eine Erkundung, nicht eine Eroberung.«
»Ich befürchtete, dass das eine auf das andere folgen würde, wären wir auf unbesiedelte Landstriche getroffen. Der Hang zur Vereinzelung ist in unserem Volk stark ausgeprägt. Die Entstehung des Herzogtums Meerland war ein warnendes Beispiel dafür.«
Keandir hob die Augenbrauen. »So wollt Ihr bestreiten, dass Ihr Euren Sohn Asagorn dazu ermutigt habt?«
»Natürlich habe ich ihn ermutigt – so wie ich
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