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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Pferde aus den Ställen des Königs gesattelt worden, die ein Diener vor den Stufen des Palas bereithielt.
    Als die drei vor der Kaimauer abstiegen, hatte sich dort bereits eine große Menge schaulustiger Elbenbürger versammelt. Ein Rhagar-Schiff, das sich dem Hafen der Hauptstadt Elbianas näherte – das gab es nun wirklich nicht jeden Tag zu sehen, während Schiffe aus den Ländern der tagoräischen Menschen durchaus vertraute Anblicke an den Anlegestellen der Elben geworden waren.
    Das Schiff legte an. Es wurde sicher festgemacht, bevor ein Fallreep ausgefahren wurde. Eine eiligst zusammengetrommelte Gruppe von elbischen Hornbläsern setzte zu einer Fanfare an, die aus dem weitgespannten kompositorischen Repertoire von Gesinderis dem Gehörlosen stammte. Männer mit den charakteristischen Lederkappen der Norischen Garde, die seit Langem für die Bewachung der Könige von Aratan zuständig war, gingen von Bord und bildeten ein Spalier, während ihr Offizier vortrat und Haltung annahm. In gebrochenem, aber immerhin verständlichem Elbisch kündigte er den König von Aratan an.
    Also doch, ging es Magolas durch den Kopf. Die Tatsache, dass der aratanische König persönlich nach Elbenhaven gekommen war, zeigte, wie sehr das dortige Königshaus bereits in Bedrängnis war. Schließlich ging man mit dieser Reise ein erhebliches Risiko ein. Es war ja nicht ausgeschlossen, dass der Kaiser der Südwestlande sich gerade zu diesem Zeitpunkt entschloss, mit seinen Truppen die norische Grenze zu überschreiten, die nur etwa anderthalb Tagesritte von der Hauptstadt Aratania entfernt war.
    Auch musste man damit rechnen, dass möglicherweise kaiserliche Agenten nach Aratania eingesickert waren und versuchten, einen Staatsstreich zu inszenieren – etwa, indem sie die Unzufriedenheit unter den Offizieren der Norischen Garde schürten.
    Wenn der aratanische König also nach ein paar Wochen der Seereise und des Aufenthalts in Elbenhaven nach Aratania zurückkehrte, konnte es gut sein, dass sein Thron bereits besetzt war.
    Doch die Lage, in der sich sein Königshaus und sein Land befanden, ließ ihm wohl keine andere Wahl.
    Ein weißhaariger Mann trat mit unsicheren Schritten über das Fallreep. Er trug das Lederwams eines Kriegers, reich verziert mit den Wappen und Ehrenzeichen des aratanischen Heers, die an die Kämpfe erinnerten, die er bereits bestanden hatte.
    Kriege, die ihm unterm Strich jedoch kaum einen Nutzen gebracht hatten. Als junger König von zwanzig Jahren hatte er Norien erobert – als altem Mann von über neunzig war ihm dieses Land vom Kaiser der Südwestlande wieder weggenommen worden. Und ganz ähnlich war es ihm auch mit der eigentlich zum Land Hocherde gehörenden Stadt Karia ergangen, die er für dreißig Jahre seinem Reich hatte einverleiben können, ehe eine Bande gnomenhafter Barbaren aus den Schluchten von Hocherde gekommen war, und sie ihm wieder abgenommen hatte. Die Erträge der Silber- und Salzminen in der gebirgigen Umgebung der südlichen Hocherde flossen daraufhin nicht mehr nach Aratania und vermehrten dort den Reichtum. Das hatte in den letzten Jahrzehnten die Kriegskasse des Königs natürlich erheblich geschmälert. Die Gerüchte über Unruhen unter den Offizieren der aratanischen Armee wegen gekürzter Soldzahlungen waren bis nach Elbenhaven gelangt.
    Ein Leben voll vergeblicher Mühen, dachte Ruwen, als sie den alten König sah, dem das Kriegswams inzwischen viel zu groß geworden war, sodass es von den herabfallenden Schultern hing. Er stützte sich auf ein breites Schwert in einer reich verzierten Scheide, die nicht am Gürtel befestigt war.
    Eigentlich ein Zeichen der Macht, ging es Ruwen durch den Sinn. Aber dieser Mann verbarg damit nur die Tatsache, dass er sonst einen Stock gebraucht hätte.
    Baltok Krrn XIII. lautete der Name des aratanischen Königs, wobei sich der zweite Namensteil auf das ehrende Angedenken eines Amtsvorgängers bezog, der Aratan in einer Zeit regiert hatte, als sich dessen Herrscher noch als Herzöge bezeichnet und die Elben als Lichtgötter verehrt hatten. Der Herold verkündete indessen sämtliche Namen, Beinamen und Titel seines Herrschers sowie auch deren Herkunftserklärungen. Da er dies in gebrochenem Elbisch tat, war die Bedeutung dessen, was er sagte, nicht immer klar.
    Vielleicht würde man Baltok Krrn XIII. einst den Glücklosen nennen, dachte Ruwen. Wer so viel Respekt einforderte, hatte ihn in Wahrheit längst verloren…
    Baltok Krrn XIII. folgte

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