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Die Elefanten Hannibals

Die Elefanten Hannibals

Titel: Die Elefanten Hannibals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Nemirowski
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Salzsiedereien reich geworden war. Die Straße, die über Rom zu den italischen Provinzen führte, wurde Salzstraße genannt. Zur Zeit konnte man sie auch als Getreidestraße bezeichnen, denn über Ostia rollten die Fuhrwerke mit dem Getreide aus der fruchtbaren Provinz Kampanien nach Rom. Überdies war Ostia Roms Tor zum Meer. Deshalb war Hamilkar auch seinerzeit mit der karthagischen Flotte in Ostia gelandet. Doch Publius glaubte, daß das, was dem Vater gelang, seinem Sohn Hannibal nie gelingen würde. Die Punier, wie die Römer die Karthager nannten, besaßen nur noch wenige Kriegsschiffe, und Hannibal verließ sich ausschließlich auf seine Reiterei und die Elefanten. Das war auch die Meinung des römischen Senats, der die Legion auf dem Seeweg nach Iberien schickte. Sie sollte Hannibals Aufmerksamkeit ablenken, während zur gleichen Zeit die Hauptstreitkräfte der Römer in Afrika, vor den Mauern Karthagos, landen sollten.
    Bewundernd betrachtete Publius die aus sechzig Schiffen bestehende Flotte, die in Ostia vor Anker lag. Sie wurde ebenfalls von seinem Vater befehligt, der schon vor ihm dort eingetroffen war.
    Übrigens teilte der die Begeisterung seines Sohnes durchaus nicht. 
    „Diese paar Schiffe kann man doch nicht als Flotte bezeichnen!" sagte er kopfschüttelnd. „Mein Kollege Sempronius, der zweite Konsul, verfügt über einhundertsechzig Schiffe, die kleinen Wachboote nicht mitgerechnet. Als wir über die Verteilung der militärischen Aufgaben das Los warfen, lächelte ihm die Glücksgöttin Fortuna, und er gewann den afrikanischen Kriegsschauplatz. Wir dagegen werden gegen gallische und iberische Barbaren kämpfen müssen. Ich bezweifle nicht, daß der karthagische Senat Hannibal unverzüglich aus Iberien zurückrufen wird, wenn Sempronius' Flotte vor Karthago auftaucht." 
    Nachdem der Konsul den Meeresgöttern ein Opfer dargebracht hatte, ging er an Bord. Daß er seinen Sohn auf sein eigenes Schiff mitnahm, verübelte ihm Publius' Ausbilder, der Zenturio, nicht, denn auf See konnte er die Rekruten doch nicht exerzieren lassen, und da war es auch gleichgültig, ob sie auf einem Mannschaftsschiff oder auf dem des Feldherren fuhren.

    Das Schiff fuhr nordwärts, an einem flachen Ufer entlang, auf dem Publius vereinzelte Dörfer und Städte sah. Sie hatten vor dreihundert Jahren einem mächtigen Volk, den Etruskern, gehört, die große Teile von Nord- und Mittelitalien beherrschten und der Seeräuberei nachgingen. Ihre Nachkommen hatten sich in friedliche Hirten und Ackerbauern verwandelt, die pünktlich ihre Steuern und Abgaben zahlten. 
    Der Vater wurde lebhaft, als die Küste einen großen Bogen nach links machte. Hier wohnten die Ligurer, ein gallischer Volksstamm, gegen den er in seiner Jugend gekämpft hatte. Publius erblickte mehrere düstere Wachtürme, ehemalige Burgen der kriegerischen Ligurer, in denen jetzt nur noch die Vögel nisteten. 

    „Dort hatte sich der Feind festgesetzt", berichtete der Vater. „Auch sein Getreide und sein Vieh hatte er in die Burgen geholt. Jede einzelne Burg mußten wir belagern. Die Ligurer kämpften, bis ihnen die Lebensmittelvorräte ausgingen."
    Eines Morgens erblickte Publius am Horizont eine rötliche Wolkenkette. Er betrachtete sie eine Weile und sah, daß ihre merkwürdigen Umrisse unverändert blieben. Da wurde ihm klar, daß er die Schneegipfel der Alpen vor sich hatte. Sie trennten das Gebiet der Gallier, die von den Römern schon unterworfen worden waren, von den noch unabhängigen Völkerstämmen.
    Der Wind schlug um. Der warme, weiche Südwestwind wurde vom kalten Nordwind abgelöst. Das Deck begann zu schwanken. Publius wurde es schwindlig. Ihn packte die Seekrankheit, die Krankheit des Meeresgottes Neptun.
    Aber die Pein dauerte nicht lange. Die Schiffe fuhren auf die Küste zu. An einer Stelle sah Publius einen Einschnitt - die Einfahrt nach Marseille. Die Stadt lag an einem Bergeshang und war wie ein Amphitheater gebaut, das in einem Halbrund den Hafen umgab. Auch der Hafen erinnerte Publius an das Theater, denn er hatte die runde Form eines Orchesters, wie die Griechen den Tanzplatz des Chores auf ihren Theaterbühnen nannten. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch durch die an der Mole liegenden Schiffe, die von weitem wie Chorsänger aussahen.
    Publius wußte, daß Marseille als einzige Stadt in diesem feindseligen Lande mit Rom verbündet war. Entkräftet durch die ständigen Gefechte mit den Galliern und wohl auch aus Angst vor den

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