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Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Titel: Die Elefanten meines Bruders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Pöll
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Angst hat und so angepisst sein kann, dass sie alle Viren einfach kaputtmachen würde. So wie sie eine Zigarette ausdrückt. Wenn sie die Welt gerettet hat schlurft sie hinüber in ihre Küche und holt mir einen Erdbeerkuchen. Mr. Tinkles bekommt nichts, weil er sonst bald wieder Diät machen muss.

25
    Bevor wir mit Serrano in den Tunnel dürfen, habe ich noch einen Termin bei Frau Dr. Käfer. Gottseidank. Wir haben die ganze Stunde über meine Fragen geredet. Sie hat mir geholfen, die wichtigsten zusammenzustellen. Die wichtigste ist: woher wissen Tiere, die im Tunnel sind, dass eine U-Bahn kommt? Das ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt, hat sie gesagt. Wie schnell die U-Bahn in der Kurve fährt und so weiter, beschäftigt mich zwar auch, aber nicht so. Das stimmt. Ich war richtig froh und habe Frau Dr. Käfer am Schluss umarmt, obwohl sie keinen Erdbeerkuchen für mich gekauft hat. Sie hat nämlich gesagt, dass Tiere sowieso viel besser hören als Menschen und auch das Rumpeln viel besser spüren.
    Wenn eine U-Bahn kommt, dann gehen Eichhörnchen zum Beispiel einfach auf die Seite und warten, bis der Zug vorbeigefahren ist. Aber meistens sind sowieso keine Tiere im Tunnel, weil es den meisten da viel zu dunkel ist. Und für die Eichhörnchen gibt es zum Beispiel auch gar keine Bäume im Tunnel. Ich würde auch nicht im Tunnel sein wollen, wenn ich ein Tier wäre. Außer wenn es ganz stark regnet oder die Sonne zu stark scheint und ich die richtige Sonnencreme nicht dabeihabe.
    Dann endlich war Samstag. Mona und ich waren am Freitag in der Schule schon mörderaufgeregt. Die Stunden gingen wie im Traum vorbei. Ich glaube ich habe drei Fünfen bekommen, weil ich mich überhaupt nicht konzentrieren konnte und überhaupt nichts wusste. In Mathe und Deutsch und Geschichte. Geschichte kann ich mir aber sowieso nicht merken. Das geht mir immer zu schnell. Ich bringe immer alles durcheinander. Mit Napoleon zum Beispiel. Ich weiß nicht, warum wir soviel über den lernen sollen. Mona auch nicht. Napoleon war mit einer Armee in Ägypten. Mein Geschichtslehrer hat mich richtig ausgepresst wie eine Zitrone. Er wollte von mir wissen, gegen wen Napoleon in Ägypten Krieg geführt hat. Mona hat mir eingeflüstert „den Pharao“. Aber das war falsch. Es war gar nicht der Pharao. Der letzte Pharao war nämlich schon 2000 Jahre tot, als Napoleon auf die Welt gekommen ist. Das hat aber mein Geschichtslehrer gewusst, nicht ich. Wenn ich es gewusst hätte, dann hätte ich statt der Fünf eine Eins bekommen.
    Aber das war mir egal, weil wir ja am nächsten Tag in den Tunnel gehen wollten. Am Freitagnachmittag habe ich alle Fragen zwischen mir und Mona aufgeteilt. Das hat mir Frau Dr. Käfer nämlich auch noch geraten. Sie hat sowas Ähnliches gesagt wie mein Vater. 25 Fragen sind zu viel. Sie hat mir geholfen die 10 wichtigsten rauszusuchen. Fünf davon bekommt Mona. Die mit den Tieren und Kindern, die in den Tunnel gehen, frage jetzt alle ich, alle anderen Mona.
    In der letzten Nacht habe ich nicht schlafen können. Deshalb bin ich zweimal eine Sicherheitspatrouille mit dem Todesstern durch unsere Wohnung geflogen. Einmal um halb eins, und einmal um halb vier. Es war alles in Ordnung, sogar auf dem Flur, wo ich schon öfter in einen Hinterhalt der Zylonen gekommen bin. Aber diesmal nicht. Weil ich nicht einschlafen konnte habe ich dann noch mal die Zirkuskarten rausgeholt, an mein Herz gedrückt und Phillipp erzählt, dass wir morgen, also heute, in den Tunnel gehen werden und dass ich schon total aufgeregt bin. Er hat mir gleich geantwortet. Ich habe, kurz bevor ich eingeschlafen bin, ganz deutlich seine Stimme gehört. Mein Bruder sagte, dass ich mich gar nicht aufregen muss und dass es ganz schön wird. Er hat mich umarmt und ganz fest gedrückt. Dann konnte ich endlich einschlafen.
    Mein Vater hat mich ganz kräftig gerüttelt, weil ich geschlafen habe wie ein Stein. Ich war in einer Milliardstel Sekunde im Bad. Ich habe mich an diesem Morgen bestimmt schneller bewegt als Paul Atreides in „Der Wüstenplanet“. Aber meine Mutter hat mich trotzdem gesehen und gefragt, ob ich ein Frühstücksei will. Das macht sie manchmal immer noch, obwohl sie genau weiß, dass Hühnereier noch schlimmer für mich sind als Salat.
    Dann haben mich meine Eltern zur Garage geschleift, ich bin zehnmal um die Säule gelaufen und zurück, ohne dass mein Vater böse wurde. Dann haben wir Mona abgeholt. Monas Mutter war so hibbelig, als ob

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