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Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Die Elefanten meines Bruders (German Edition)

Titel: Die Elefanten meines Bruders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Pöll
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mir rüber schlurft.
    Deswegen gab es bei Serranos Besuch nur Sauerbraten. Keinen Salat. Ich habe meiner Mutter gesagt, dass die Föderation ein Salatverbot für den Raumsektor verhängt hat, in dem unsere Wohnung liegt. Aber meine Eltern sind richtige Spaßbremsen geworden und haben gar nicht mehr gelacht. Serrano hat von Spanien erzählt. Da gibt es keinen Sauerbraten, sondern Paella. Das ist so ein Zeug aus der Pfanne, wo man nicht weiß, was drin ist. Ich habe gleich gesagt, dass ich auf keinen Fall Paella essen werde, weil ich Angst habe, dass mir meine Mutter kleingeschnippeltes Gemüse unterjubelt. Aber es gab gleich Entwarnung am Tisch, weil mein Vater gesagt hat, dass niemand vor hat Paella zu kochen. Vielleicht hat ihm Frau Dr. Käfer einen Einlauf verpasst und ihm gesagt, dass Paella nicht gut ist für mich.
    Serrano ist noch vor dem Obstsalat mit der Tür ins Haus gefallen. Und von den Sachen, was die Erwachsenen einfach so sagen, mag ich das am Liebsten. So ungefähr wie Pistazieneis. Aber meine Mutter sagt, dass man das gar nicht vergleichen kann. Aber ich kann mir das mit der Türe so gut vorstellen. Es ist wie bei Obelix, wenn er immer die Türe beim Anklopfen kaputt macht. Deshalb muss ich immer lachen, wenn jemand mit der Tür ins Haus fällt.
    Serrano hat gesagt, dass er eine Überraschung hat. Da habe ich erst geschnallt, dass es gar nicht das Heft ist, sondern noch was anderes. Es war ganz still, obwohl meine Eltern bestimmt schon wussten, was kommen wird. Manchmal ist Serrano gar nicht wie ein Yoda, sondern auch wie ein richtiger Erwachsener. Er schwallt ewig, bis man fast einschläft, und dann erst sagt er, was man hören will.
    Serrano hat ewig von dem U-Bahn-Tunnel geschwallt, wo man nicht sieht, was da eigentlich so lange passiert ist. Aber was da passiert ist, hat er auch nicht erzählt. Nur dass alles wahnsinnig schwierig gewesen ist und so weiter. Serrano war nämlich früher Ingenieur. Wo er noch gearbeitet hat und noch nicht Rentner war. Jetzt ist er nämlich Rentner und könnte mit seinem Enkel jeden Tag ins Schwimmbad gehen. Aber jetzt, wo Serrano Zeit hat, ist sein Enkel tot. Serrano ist dann immer ganz traurig, wenn er solche Sachen erzählt. Seine Augen glänzen dann ein wenig, aber nur wenn er ins Licht schaut.
    Einen Moment dachte ich, vielleicht ist er einer von den U-Bahn-Bauern, so einer, die riesige Tunnels durch ganze Gebirge bohren. Aber das ist er nicht. Ich war so neugierig, dass ich einfach gefragt habe, aber mein Vater sagte, dass ich unseren Gast gefälligst ausreden lassen soll und dass man niemanden unterbricht, wenn er spricht. Das finde ich aber gemein. Denn die Erwachsenen unterbrechen mich doch auch dauernd, wenn ich spreche. Aber ich war so neugierig, dass ich sofort still war. Vor lauter Aufregung, was Serrano als Überraschung dabei hatte, begann mein Fuß plötzlich zu zucken und ich hatte Panik, dass mein System in den roten Bereich laufen würde und ich dann zur Beruhigung den Todesstern brauchte, bevor ich alles erfahren habe.
    Serrano war aber selber im Jedi-Modus und hat es gemerkt. Deshalb hat er mit seinem Blabla aufgehört und einfach gesagt, dass er mit mir in den Tunnel gehen kann, wenn ich will. Mit einem Helm und einer Lampe auf dem Kopf. Ich dachte zuerst, dass er uns einen Bären aufbinden will.
    Das ist überhaupt einer der lustigsten Sprüche der Erwachsenen. Einen Bären aufbinden. Mona und ich haben das zum ersten Mal in der Schule gehört. In Geschichte. Unser Geschichtslehrer fragte nämlich Helga aus. Über Napoleon. Und sie wusste nichts. Ich weiß auch nichts über Napoleon, aber wenigstens weiß ich, dass er Franzose ist. Helga sagte aber, dass er Schwede ist. Sie hat steif und fest behauptet, dass sie am Vortag ganz lange Geschichte gelernt hat, bis unserem Geschichtslehrer der Kragen platzte und er dann sagte, dass sie ihm keinen Bären aufbinden soll und zugeben, dass sie nichts gelernt hat. Helga gibt aber nie was zu. Sie hat einfach zu heulen angefangen und sich wieder hingesetzt. Dann hat uns unser Geschichtslehrer erklärt, was „einen Bären aufbinden“ bedeutet. Es heißt soviel wie verarschen.
    Mona und ich sind dann eine Woche lange durch ihre Wohnung gelaufen und haben uns abwechselnd Monas großen Teddybären auf den Rücken gebunden. Monas Bär Oscar ist ein Meter zwanzig groß und wiegt fünf Kilo. Wir haben ihm mit einem Stück Wäscheleine einen Gurt gebaut und dann huckepack genommen. Dann sind wir zu Monas Mutter

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