Die Elementare von Calderon
Schutzdach an einem steinigen Hang, und Fidelias kroch darunter und ließ den Sturm hinter sich. Etan brachte genug Reisig und Holz, und Fidelias gelang es, mit Hilfe des Feuersteins und Aldricks Schwert eine Flamme zu entzünden. Nach und nach loderte sie zu einem kleinen Feuer auf, bis es in dem von seinem Elementar errichteten Unterschlupf warm und sogar richtig gemütlich wurde.
Er lehnte sich an die Wand, schloss die Augen und schickte Vamma und Etan aufs Neue los. So müde er auch war, eine Aufgabe galt es noch zu erledigen. Fidelias verharrte einen Moment lang still und ließ die Elementare erkunden, wer dort draußen im Sturm unterwegs war.
Als er die Augen wieder aufschlug, war Aldrick erwacht und beobachtete ihn.
»Du hast mich gefunden«, sagte der Schwertkämpfer.
»Ja.«
»Mit einer Klinge kann man wenig gegen einen Fluss ausrichten.«
»Mmm.«
Aldrick setzte sich auf, rieb sich den Nacken mit einer Hand, zuckte zusammen und sammelte sich mit der Unverwüstlichkeit seiner Kräfte - und seiner Jugend, dachte Fidelias. Er hingegen war nicht mehr jung, schoss es ihm durch den Kopf. »Wo ist Odiana?«
»Ich weiß es noch nicht«, antwortete Fidelias. »Der Sturm birgt beträchtliche Gefahren. Ich habe zwei Gruppen entdeckt, die in Bewegung sind, und ich glaube, da ist noch etwas, das ich allerdings nicht genau erkennen kann.«
»Zu welcher Gruppe gehört Odiana?«
Fidelias zuckte mit den Schultern. »Eine wandert nach Nordosten, die andere nach Südosten. Ich dachte, ich hätte auch östlich von hier etwas gespürt, bin mir aber nicht sicher.«
»Im Nordosten liegt gar nichts«, meinte Aldrick, »bis auf einen einsamen Wehrhof vielleicht. Südöstlich von hier nicht einmal das. Dort gelangt man in den Wachswald und dann in die Ebene.«
»Und östlich liegt Kaserna«, stellte Fidelias fest. »Ich weiß.«
»Sie wurde wahrscheinlich gefangen genommen, sonst wäre sie bei mir geblieben.«
»Ja.«
Aldrick erhob sich. »Wir müssen herausfinden, bei welcher Gruppe sie ist.«
Fidelias schüttelte den Kopf. »Nein.«
Der Schwertkämpfer kniff die Augen zusammen. »Wie willst du sie dann finden?«
»Gar nicht«, erwiderte Fidelias. »Solange wir unseren Auftrag nicht ausgeführt haben.«
Aldrick schwieg eine Weile. Das Feuer zischte und knisterte. Schließlich sagte er: »Ich tue mal so, als hätte ich das nicht gehört, alter Mann.«
Fidelias sah zu ihm auf. »Aquitanius hat dich persönlich in seine Dienste genommen, oder?«
Aldrick nickte einmal.
»Die meiste Zeit über warst du seine rechte Hand. Du kennst alle Einzelheiten. Du bist derjenige, der sein Geld verwaltet und die Planung durchgeführt hat, ja?«
»Worauf willst du hinaus?«
»Was, denkst du, wird geschehen, wenn diese Unternehmung scheitert, hm? Wenn Aquitanius droht aufzufliegen? Meinst du, er wird dir einfach zuzwinkern und dich bitten, niemandem gegenüber zu erwähnen, was er getan hat? Oder meinst du nicht, es wäre wahrscheinlicher, dass er dich tötet und dafür sorgt, dass deine Leiche niemals entdeckt wird?«
Aldrick starrte Fidelias unverwandt an, dann schob er das Kinn vor und sah zur Seite.
Fidelias nickte. »Wir erledigen unseren Auftrag. Wir halten alle auf, die zum hiesigen Grafen unterwegs sind, schicken die Windwölfe her und lassen die Marat los. Danach suchen wir das Mädchen.«
»Zu den Krähen mit dem Auftrag«, fauchte Aldrick. »Ich werde sie jetzt suchen.«
»Ach?«, fragte Fidelias. »Und wie willst du das anstellen? Du verfügst über viele Fähigkeiten, Aldrick, aber im Fährtenlesen bist du eine Niete. Du kennst das Land nicht. Hier hausen fremde Elementare, und die Bewohner sind dir feindlich gesonnen. Bestenfalls wanderst du orientierungslos durch die Gegend wie ein Narr. Schlimmstenfalls töten dich die Einheimischen oder die Marat, wenn sie angreifen. Und wer wird das Mädchen dann suchen?«
Aldrick knurrte und schritt in der engen Behausung hin und her. »Die Krähen sollen dich holen«, brüllte er. »Dich und alle anderen auch.«
»Nehmen wir einmal an, das Mädchen lebt noch«, meinte Fidelias. »Sie ist ja nicht dumm. Selbst in Gefangenschaft wird es ihr vermutlich gelingen zu überleben. Das solltest du ihr ja wohl zutrauen. In spätestens zwei Tagen kümmern wir uns um sie.«
»Zwei Tage«, wiederholte Aldrick. Er neigte den Kopf und fauchte: »Dann lass uns aufbrechen. Sofort. Wir fangen die Boten zum Grafen ab, und dann suchen wir Odiana.«
»Setz dich. Ruh dich aus. Wir haben
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