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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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knackten und brachen.
    Und der Sturm traf ein.
    Im einen Moment herrschte noch relative Stille, und im nächsten donnerte eine Mauer aus Wut und Getöse und Kraft über sie hinweg, erschütterte Tavis Sinne, blendete ihn und peitschte den Fluss zu eisigem Schaum auf. Die Flammen, die Bittan entfacht hatte, duckten sich einen Augenblick lang unter der Wucht des Windes, und dann, als habe der Sturm ihre Möglichkeiten erkannt, blühten sie auf und griffen um sich mit einer Geschwindigkeit, die gleichermaßen erschütterte und erstaunte. Tavi schien es fast, als würden im Wind um die Flammen herum Gesichter schnattern und kreischen und das Feuer ermutigen.
    Faede gab ein Quieken von sich, duckte sich gegen die Böen, und Tavi erinnerte sich endlich an die Anweisung seiner Tante. Er packte den Sklaven am Arm und zerrte ihn, entsetzt über die Ereignisse an der Furt, auf den Pfad, den er im Halbdunkel gerade noch erkennen konnte, fort vom Fluss.
    Gemeinsam kämpften sie sich voran, hielten einander fest, während der kalte Wind über sie hinwegheulte, und Tavi war dankbar, dass er nicht mutterseelenallein unterwegs war. Wie lange sie sich so vorwärtsmühten, konnte er nicht sagen. Sie folgten
dem gewundenen Pfad, der langsam aufwärts führte, und dann hörten sie die Flut.
    Sie rannten los, stumm, vor ihnen wisperten und seufzten und ächzten nur die tausend Bäume, die sich in ihren uralten Erdbetten regten. Tavi und Faede arbeiteten sich auf einen Hügel hoch, und hier drehte sich der Junge um und sah sich den entfesselten Sturm an, die tanzenden Bäume und die Sturzflut, die von weiter oben den Fluss hinunterschoss. Der kleine Wasserlauf war über die Ufer getreten, und seine kalten, stillen Fluten verschlangen Bittans Feuer so rasch, wie es sich ausgebreitet hatte. Der Pegel stieg, und in diesem tosenden Wirbelsturm wusste Tavi nicht, wie irgendwer, selbst seine Tante, eine so heftige Attacke der Elemente überleben sollte. Das Entsetzen schüttelte ihn am ganzen Körper.
    Dunkelheit verschluckte das Land, während das steigende Wasser die Flammen erstickte, und kurz darauf blitzte das unheimliche, grüne Leuchten des Elementarsturms auf und zeigte Tavi, welchen Weg er einzuschlagen hatte. Schweigend wandte er sich wieder dem Pfad zu, taumelte voran und führte Faede. Zweimal stießen die Windmähnen zu ihnen herunter, doch Tavis Salzkristalle, der Rest, der sich nicht im Fluss aufgelöst hatte, vertrieben sie.
    Eine Ewigkeit später verließen sie den verworrenen Wald. Faede jaulte plötzlich auf und drängte sich schluchzend an Tavi, warf den Jungen zu Boden und landete mit dem schweren Körper auf ihm.
    Tavi bemühte sich, unter dem Mann hervorzukriechen, doch er konnte gerade einmal den Hals weit genug recken, um zu entdecken, was Faede so sehr in Angst und Schrecken versetzt hatte.
    Im Halbkreis um sie standen Maratkrieger, wie sich an den bleichen Zöpfen und den muskelbepackten Leibern unschwer erkennen ließ. Selbst bei diesem Wetter trugen sie nur ein knappes Tuch um die Lenden. Sie waren größer und breitschultriger, als Tavi das irgend jemandem auf dieser Welt zugetraut hätte. Ihre
Augen hatten die gleiche Farbe wie die Steinsplitter, aus denen die Spitzen ihrer Speere gefertigt waren.
    Mit ausdrucksloser Miene trat der größte Marat vor. Er stellte Tavi den Fuß auf die Schulter und setzte ihm die Speerspitze an die Kehle.

22
    Fidelias zog sich aus den kalten Fluten des reißenden Flusses und umklammerte mit erfrorenen Fingern einen Ast, den er mit Elementarkräften in seine Reichweite bewegt hatte. Er war benommen, und sein Herz klopfte heftig nach dem Schock des schmerzhaft kalten Wassers. Diese Kälte lockte ihn mit verführerischer Umarmung, ermutigte ihn, sich einfach in die Fluten sinken und seine Sorgen mit der Dunkelheit davonschwimmen zu lassen.
    Stattdessen packte er den nächsthöheren Ast und hievte sich aus dem Fluss. Dort hockte er eine Weile, zitterte und versuchte, sich zu sammeln, während der Elementarsturm um ihn herum tobte und an seiner nassen Kleidung zerrte.
    Gut an der Flut und dem eisigen Wasser, so dachte er, war einzig, dass er die Schnitte an seinen Füßen nicht mehr spürte. Er hatte sein Bestes getan, sie nicht zu beachten, während er den Pferden nachspürte, doch Steine und Büsche hatten seiner Haut gegenüber keine Gnade gezeigt. Die Frau, die Wasserwirkerin, hatte ihnen von Anfang an misstraut. Schlau, wie sie ihm die Schuhe abgenommen hatte. Sie musste die Flucht

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