Die Elementare von Calderon
Amara. »Er ist ein einfallsreicher Junge.«
Bernard nickte. »Ziemlich klug. Und flink. Aber in diesem Sturm reicht das vielleicht nicht.«
»Er hat Salz«, berichtete Amara. »Das hat er eingepackt, ehe wir aufgebrochen sind.«
»Gut zu wissen.«
»Und er ist auch nicht allein. Der Sklave begleitet ihn.«
Nun verzog Bernard das Gesicht. »Faede. Ich weiß gar nicht, warum sich meine Schwester mit ihm abgibt.«
»Besitzt du viele Sklaven?«
Bernard schüttelte den Kopf. »Manchmal habe ich welche gekauft, um ihnen Gelegenheit zu geben, sich ihre Freiheit zu erarbeiten. So wurden einige Familien auf dem Wehrhof gegründet.«
»Aber Faede hast du diese Chance nicht gegeben?«
Er runzelte die Stirn. »Doch, doch. Er war der erste Sklave, den ich gekauft habe, als ich auf Bernardhof angefangen habe. Aber er gibt sein Geld immer gleich aus und spart es nicht, um sich freizukaufen. Oder er stellt etwas Dummes an und muss dann für den Schaden zahlen. Schon vor Jahren ist mir bei ihm die Geduld abhandengekommen. Jetzt hat Isana ihn übernommen. Seine Kleidung ist ständig kaputt, und er trägt immer noch seinen uralten Ring. Vermutlich ist er ein netter Kerl und ein recht guter Schmied. Aber er besitzt so viel Verstand wie ein Ziegelstein.«
Amara nickte und setzte sich auf. Diese kleine Anstrengung raubte ihr den Atem, und ihr wurde schwindelig.
Bernard stützte sie. Seine Hand fühlte sich warm an auf ihrer Schulter. »Immer langsam. Du solltest dich ausruhen. Ein Bad wie dieses kann einen umbringen.«
»Ich habe keine Zeit«, widersprach Amara. »Ich sollte aufbrechen. Entweder ich finde Tavi, oder ich muss zumindest den Grafen in Kaserna warnen.«
»Heute Nacht wirst du nirgendwo hinkommen«, meinte Bernard. Er deutete mit dem Kopf in Richtung der Dunkelheit an einer Seite der Höhle, von der Amara das Heulen des Windes hören konnte. »Dieser Sturm ist schlimmer, als ich gedacht habe. Heute Nacht wird niemand unterwegs sein.«
Sie blickte ihn stirnrunzelnd an.
»Leg dich hin«, beharrte er. »Und ruh dich aus. Es nützt doch nichts, wenn du noch müder wirst.«
»Und du?«
Er zuckte mit den Schultern. »Mir macht es nichts aus.« Er drückte sie sanft nach unten. »Erhol dich ein bisschen. Wir brechen auf, sobald der Sturm nachlässt.«
Mit einem Seufzer der Erleichterung fügte sich Amara, genoss die Wärme, die sie nun erfüllte, und ließ sich nach unten drücken. Seine Finger griffen leicht zu, und sie spürte seine Kraft. Sie schauderte, denn plötzlich fühlte sie sich sicher, und gleichzeitig spürte sie ein Kribbeln im Bauch. Ihr Herz klopfte, und ihr Atem wurde schneller.
Sie sah ihn an und konnte ihm vom Gesicht ablesen, dass er ihre Reaktion bemerkt hatte. Erneut stieg ihr die Röte in die Wangen, doch wandte sie den Blick nicht von ihm ab.
»Du zitterst«, sagte er leise. Seine Hand bewegte sich nicht.
Sie schluckte. »Mir ist kalt.« Plötzlich wurde sie sich ihrer nackten Beine bewusst, die sie schamlos zur Schau stellte, und sie zog sie unter das Hemd - sein Hemd -, das er ihr umgelegt hatte.
Er nahm die Hand von ihrer Schulter, streckte sich neben ihr aus und schmiegte seine Brust an ihren Rücken, so dass sie zwischen
ihm und dem Feuer lag. »Lehn dich bei mir an«, flüsterte er. »Bis dir warm ist.«
Abermals überlief sie ein Schauer, und sie spürte seine Kraft, seine Wärme. Es drängte sie, sich umzudrehen und ihr Gesicht an seine Brust zu drücken, um seine Haut, um Nähe und Wärme zu fühlen, und bei dem Gedanken schüttelte es sie erneut. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
»Ich...« Ihr saß ein Kloß im Hals. »Mir ist immer noch kalt.«
Er hob den Arm, legte ihn vorsichtig über sie und zog sie dichter an sich heran. »Besser?«
»Viel besser«, flüsterte sie. Sie wandte den Oberkörper um, damit sie sein Gesicht sehen konnte. Ihr Mund war nur einen Hauch von seinem entfernt. »Danke. Weil du mich gerettet hast.«
Was immer er eigentlich sagen wollte, es kam ihm nicht über die Lippen, und er blickte ihr tief in die Augen und betrachtete dann ihren Mund. Nach einem Moment quälenden Schweigens sagte er: »Du solltest jetzt schlafen.«
Sie blickte ihn an und schüttelte den Kopf. Dann beugte sie sich vor, und ihre Lippen berührten seine, die ein wenig rau, aber weich und warm waren. Sie roch ihn, seinen Duft nach Leder und frischem Wind, und sie drängte sich an ihn und versank in diesem süßen Kuss. Er erwiderte
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