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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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die Pferde bei der Überschwemmung
verloren; wir sollten wenigstens das Ende des Sturms abwarten.«
    Aldrick baute sich vor Fidelias auf, kniff die Augen zusammen und zog ihn auf die Füße. »Nein, alter Mann. Wir brechen sofort auf. Besorg uns Salz, dann gehen wir hinaus in den Sturm und erledigen die Sache. Anschließend bringst du mich zu Odiana.«
    Fidelias schluckte und setzte eine ausdruckslose Miene auf. »Und danach?«
    »Danach bringe ich jeden um, der sich zwischen mich und sie stellt«, sagte Aldrick.
    »Es wäre sicherer für uns, wenn wir -«
    »Das ist mir gleichgültig«, brummte Aldrick. »Ich will keine Zeit mehr verlieren.«
    Fidelias blickte aus ihrem Unterschlupf hinaus in den Sturm. Die Anstrengungen dieses Tages saßen ihm in den Knochen. Die Schnitte in den Füßen schmerzten unaufhörlich. Er sah Aldrick an. Die Augen des Schwertkämpfers funkelten kalt und hart.
    »Also gut«, stimmte Fidelias zu, »machen wir uns auf den Weg.«

23
    Amara war nie zuvor so kalt gewesen.
    Sie schwamm in dieser Kälte, trieb darin in reinster, gefrorener Dunkelheit und einer schwarzen, allumfassenden Leere. Erinnerungen und Bilder bewegten sich um sie herum. Sie sah, wie sie sich gegen den Schwertkämpfer wehrte. Sie sah Bernard, der sich auf die Beine erhob und auf sie zukam.

    Und dann umfing sie unvermittelt und düster und furchterregend die Kälte.
    Der Fluss, dachte sie. Isana muss eine Flutwelle erzeugt haben.
    Ein Band aus Feuer schlang sich um ihr Handgelenk, aber sie spürte es kaum. Sie fühlte nur die Finsternis und die Kälte, die brennende, entsetzliche Reinheit der Kälte, die durch ihre Haut ins Innere ihres Körpers vordrang.
    Die Empfindungen verschwammen und verschmolzen, und sie spürte, wie das Wasser spritzte und der kalte Wind über ihre nasse Haut strich. Sie hörte etwas, eine Stimme sprach zu ihr, aber die Worte ergaben keinen Sinn. Sie wollte den Sprecher bitten, langsamer zu reden, aber ihr Mund gehorchte nicht. Laute kamen heraus, zu undeutlich, um irgendeinen Sinn zu ergeben.
    Die Geräusche ebbten ab, und mit ihnen schwand die Kälte. Kein Wind mehr? Unter sich spürte sie eine harte Oberfläche, als sie abgelegt wurde, und die Müdigkeit übermannte sie. Sie schloss die Augen und versuchte zu schlafen, doch immer schüttelte sie jemand, wenn sie gerade eindöste, und weckte sie auf. Es wurde hell, und mit dem Licht stellte sich ein unangenehmes Kribbeln in ihren Gliedern ein. Es tat weh, und ihr traten die Tränen in die Augen. Sie war so niedergeschlagen. Hatte sie nicht schon genug gelitten? Sie hatte doch ihr Leben gegeben? Musste sie nun noch ihre Ruhe opfern?
    Plötzlich ergab alles wieder ein zusammenhängendes Bild, und damit durchschoss sie ein Schmerz, der ihr Atem und Stimme raubte. Sie zog den Körper zu einer Kugel zusammen, sie wurde von Krämpfen geschüttelt, als wolle ihr Körper alles in seiner Macht Stehende tun, um sich von der Kälte abzuschotten. Sie hörte die Laute, die sie ausstieß, grunzend, kehlig, hilflos, aber sie konnte sie weder für sich behalten noch ihren Körper dazu bewegen, sich auszustrecken.
    Sie lag auf Stein, so viel wusste sie, in der Kleidung, die sie auf Bernardhof gestohlen hatte - aber die war durchnässt, und auf der
äußersten Schicht bildeten sich schon Eiskristalle. Um sie herum befand sich eine raue Steinwand, die sie vor dem heulenden Wind schützte. Eine Höhle. Und ein Feuer, das Licht lieferte und die Wärme, mit der dieser entsetzliche Schmerz in ihren Körper zurückströmte.
    Sie erfror, das ahnte sie, und sie musste sich bewegen, die Kleidung ausziehen und näher ans Feuer rücken, sonst würde sie wieder in dieser Stille versinken und niemals daraus zurückkehren.
    Sie strengte sich an.
    Sie schaffte es nicht.
    Angst erfüllte sie. Nicht diese rauschende Aufregung oder der blitzartige Schrecken, sondern eine gemächliche, kühle und logische Furcht. Sie musste sich bewegen, um zu überleben. Sie konnte sich nicht bewegen. Demzufolge musste sie sterben.
    Diese schlichte Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Sie wollte sich bewegen, wollte sich strecken, wollte näher ans Feuer kriechen - ganz einfache Dinge, die ihr zu jedem anderen Zeitpunkt keinerlei Schwierigkeiten bereitet hätten. Aber nun würde sie sterben, weil sie dazu nicht in der Lage war. Die Welt nahm sie nur verschwommen wahr durch die Tränen, doch die waren halbherzig, ihnen fehlte das Feuer des Lebens, um sie zu wärmen.
    Etwas trat zwischen das Feuer und

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