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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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er dich gebrochen hat, wird eine halbe Stunde später keine von uns beiden mehr atmen. Deshalb habe ich beide Becher getrunken.«
    Isana rang um Atem, und ihr drehte sich der Kopf. »Warum hast du beide Becher getrunken?«
    »Hast du schon einmal Aphrodin probiert, Hofmädel?«
    Isana starrte Odiana an. »Nein. Nie.«
    Odiana lächelte und leckte sich die Lippen. »Es hätte dich deiner Selbstbeherrschung beraubt. Es weckt Gelüste, wenn du es gar nicht willst. Zumindest ich weiß, wie es wirkt.« Sie rekelte sich, öffnete weitere Knöpfe ihrer Bluse und enthüllte den weichen Schwung ihrer Brüste. Sie zog ihren Rock nach oben, und darunter kam ein straffer Schenkel zum Vorschein, über den sie mit der Fingerspitze strich. »Also, gehen wir unseren Plan noch einmal durch. Ich werde sie glücklich machen. Und du wirst dich von nichts auf der Welt beeindrucken lassen. So einfach ist das.«
    Isana fühlte sich hin- und hergerissen, ihr war übel, und sie starrte die andere Frau an. »Du wirst -« Sie brachte den Satz nicht zu Ende. Es war zu ekelhaft.
    Odiana verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Das ist gar nicht einmal so unangenehm, weißt du. An sich ist es sogar sehr schön. Und ich werde einfach nicht an sie denken.« Sie lächelte noch breiter, und das Weiße um ihre Augen zeigte sich. »Ich werde an die Fetzen denken. An die Fetzen, die übrig bleiben, wenn mein Herr mit ihnen fertig ist. Er wird zuerst seine Pflicht erledigen und dann zu mir kommen. Und dann werden die Fetzen fliegen.« Sie schauderte und stöhnte leise. »Und - siehst du? Schon habe ich wieder gute Laune.«

    Isana blickte die Frau fassungslos an und schüttelte den Kopf. Das durfte nicht wahr sein. Es durfte schlicht und einfach nicht wahr sein. Sie hatte ihr Leben lang mit ihrem Bruder gearbeitet, um das Calderon-Tal zu einem sicheren Ort für die Familien und die Zivilisation zu machen - und für Tavi, der hier aufwachsen sollte. Was hier geschah, gehörte nicht zu dem großen Traum, den sie hatten verwirklichen wollen.
    Tränen traten ihr in die Augen, und sie kämpfte dagegen an, um die kostbare Flüssigkeit nicht zu verlieren. Ohne nachzudenken rief sie Bächlein zu Hilfe, fand ihn jedoch nicht. Die Tränen rannen ungehindert über ihre Wangen.
    Es tat weh. Tief in ihrem Inneren. Sie fühlte sich entsetzlich und so schrecklich einsam in Gesellschaft dieser verrückten Frau. Wieder versuchte sie, verzweifelt diesmal, Bächlein zu erreichen, und erneut spürte sie ihn nicht. Immer und immer wieder bemühte sie sich, denn sie wollte nicht wahrhaben, dass ihr Elementar sich außerhalb ihrer Reichweite befand.
    Die Schritte hörte sie erst, als sie unmittelbar vor dem Räucherhaus angekommen waren. Dann stieß jemand die Tür auf. Kord, dieser hässliche Riese, stand in der Tür, und im Schein der Glut zeichneten sich die Schemen eines Dutzends Männer ab.

25
    In Gefangenschaft geraten zu sein, dachte Tavi, war doppelt schlecht. Erstens war es unbequem, und zweitens langweilig.
    Die Marat hatten bislang kein Wort gesprochen, weder zu den
Aleranern noch untereinander. Vier hatten Tavi und Faede ihre Speerspitzen an die Kehle gehalten, während die beiden letzten ihnen Arme und Beine mit geflochtenen Seilen fesselten. Sie nahmen Tavi das Messer und den Beutel ab, und Faede seinen alten Rucksack, den sie gründlich durchsuchten. Anschließend hatten sich die zwei Krieger, die sie gefesselt hatten, ihre Gefangenen einfach über die breite Schulter geworfen und waren mitten im Sturm losgelaufen.
    Nach einer halben Stunde auf der Schulter des Maratkriegers fühlte sich Tavis Bauch an, als hätte er vom höchsten Baum am Fluss einen Bauchklatscher ins Wasser gemacht. Der Marat, der ihn trug, bewegte sich mit der Anmut eines Raubtieres und lief unermüdlich dahin. Einmal sprang er über einen Bach, dann über ein niedriges Gebüsch, und das Gewicht des Gefangenen schien er gar nicht zu spüren.
    Tavi versuchte sich einzuprägen, wo sie entlangliefen, doch inmitten der Dunkelheit und des Sturms und angesichts seiner unbeholfenen Lage - überwiegend kopfüber - gab er es bald wieder auf. Vom Himmel kamen stechende Graupelschauer herab, die ihn fast vollständig blendeten. Der Wind nahm an Stärke zu und wurde immer kälter, und Tavi sah die Windmähnen, wie sie wild und rastlos durch den Sturm preschten. Keine näherte sich der Gruppe von Maratkriegern.
    Nun versuchte er, anhand des Bodens unter seiner Nase zu erkennen, wo er sich befand, aber nach

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