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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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deinem Volk. Handel untereinander. Die Clans haben jeder seine eigene Sprache. Untereinander benutzen wir die Handelssprache. Aleranisch.«
    »Wohin bringt ihr uns?«, fragte Tavi.
    »Zum Horto«, antwortete der Marat.
    »Was ist ein Horto?«
    »Dein Volk hat dafür kein Wort.«
    Tavi schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
    »Dein Volk versteht nie«, sagte der Marat ganz ohne Gehässigkeit. »Sie versuchen es nicht.«
    »Was meinst du damit?«
    »Was ich sage.« Der Marat richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg und duckte sich unter einem niedrigen Ast hindurch. Der riesige Gargant schwankte ein wenig wie sein Reiter, und zwischen dem Marat und dem Ast blieb höchstens ein Fingerbreit Platz.
    »Ich bin Tavi«, sagte er zu dem Marat.
    »Nein«, widersprach der. »Du bist Aleraner, Taljunge.«
    »Ich meine, mein Name lautet Tavi. So werde ich genannt.«

    »Auch wenn man dich so nennt, wirst du noch lange nicht dazu, Taljunge. Ich heiße Doroga.«
    »Doroga.« Tavi runzelte die Stirn. »Was werdet ihr mit uns machen?«
    »Mit euch machen?« Der Marat zog die Augenbrauen hoch. »Am besten denkst du jetzt nicht daran.«
    »Aber -«
    »Taljunge, still.« Doroga warf ihm einen strengen Blick zu, und Tavi verlor den Mut. Doroga grunzte und nickte. »Morgen ist morgen«, sagte er und wandte sich ab. »Heute Nacht bist du in meiner Gewalt. Heute Nacht gehst du nirgendwohin. Ruh dich aus.«
    Damit verstummte er. Tavi starrte ihn eine Weile lang an und versuchte dann, die Seile um seine Handgelenke zu lockern. Doch die zogen sich nur noch fester und schnitten schmerzhaft in die Haut. Schließlich gab Tavi auf.
    Der Graupel, fiel ihm auf, war endgültig in schweren, nassen Schnee übergegangen, weshalb Tavi sich jetzt ein bisschen besser umschauen konnte. Wo sie sich befanden, vermochte er nicht zu erkennen, obwohl die düsteren Schemen in den Schatten eine verschwommene Erinnerung bei ihm auslösten. Irgendwo in der Nähe vom See und von Aldohof, nahm er an, andererseits konnten sie doch nicht auf dem Weg nach Kaserna sein. Das war schließlich der einzige Weg, auf dem man das Tal auf dieser Seite verlassen konnte.
    Oder?
    Sein Rücken und seine Beine waren nass und kalt, doch kurze Zeit später sah Doroga ihn an und zog eine gewebte aleranische Decke aus einer Satteltasche, die er über Tavi legte, vom Kopf bis zu den Füßen.
    Tavi ließ sich hängen und stellte fest, dass die Sattelmatte ebenfalls, wie die Seile, aus geflochtenem Garganthaar bestand. Dieses Gewebe wärmte sehr gut, und nachdem er zugedeckt worden war, fror er nun nicht mehr.

    Die Wärme und die Eintönigkeit der steten Schritte des großen Tieres waren schließlich zu viel für den erschöpften Tavi, und er schlief ein.
     
    Als Tavi erwachte, war er in Decken gehüllt. Er richtete sich auf, blinzelte und schaute sich um.
    Er befand sich in einer Art Zelt. Es bestand aus langen, gebogenen Stangen, die im Kreis aufgestellt waren und sich oben an der Spitze gegenseitig stützten. Darüber war eine Art Haut gespannt. Von draußen hörte er den Wind, und durch ein Loch im Dach schien die bleiche Wintersonne herein. Er rieb sich das Gesicht und sah, dass Faede neben ihm im Schneidersitz auf dem Boden saß, die Hände im Schoß gefaltet und die Stirn gerunzelt.
    »Faede«, sagte Tavi. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Der Sklave schaute zu Tavi auf, zunächst mit leerem Blick, doch dann nickte er. »Ärger, Tavi«, sagte er ernst. »Ärger.«
    »Ich weiß«, meinte Tavi. »Mach dir keine Sorgen. Wir finden schon einen Weg hier heraus.«
    Faede nickte und starrte Tavi erwartungsvoll an.
    »Na ja, vielleicht nicht sofort«, fügte Tavi hinzu. »Du könntest mir helfen und ebenfalls darüber nachdenken, Faede.«
    Die Falten auf Faedes Stirn vertieften sich. »Marat essen Aleraner.«
    Tavi schluckte. »Ich weiß, ich weiß. Aber wenn sie uns verspeisen wollten, hätten sie uns doch keine Decken und keinen Platz zum Schlafen gegeben, oder?«
    »Vielleicht mögen sie warmes Essen«, sagte Faede düster. »Frisches Essen, roh.«
    Tavi starrte ihn an. »Das war schon genug Hilfe, Faede«, sagte er. »Steh auf. Vielleicht schaut niemand her, und wir können einfach wegrennen.«
    Beide erhoben sich, und Tavi war gerade zum Zelteingang geschlichen und wollte den Kopf hinausschieben, als die Klappe
aufschwang. Zusammen mit dem grellen Sonnenlicht kam ein junger Marat herein, der in eine Tunika aus Leder gekleidet war. Das Haar trug er als Zopf, genauso wie

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