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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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das Tier nicht knien, sondern schwang sich an einem der geflochtenen Seile, das jeweils im Abstand von einem Fuß einen Knoten aufwies, nach unten und antwortete mit einem Pfiff.
    Aus der Dunkelheit schälte sich ein Marat mit breiten Schultern und wuchtiger Brust. Er keuchte, als wäre er gerannt. Seine Miene drückte beinahe so etwas wie Angst aus. Er sprach kehlig, und der Marat, der auf Tavi aufgepasst hatte, legte dem jüngeren die Hand auf die Schulter und ließ ihn wiederholen.
    Anschließend stieß der ältere wieder einen kurzen Pfiff aus, und ein Krieger aus der Reihe schwang sich von seinem Garganten und brachte eine Fackel sowie ein Feuerkästchen aleranischer Machart. Der Marat kniete sich hin, klemmte die Fackel zwischen die Oberschenkel und schlug mit dem Feuerstein Funken, bis eine Flamme aufloderte. Die nun brennende Fackel reichte er seinem Anführer, dessen Hand immer noch auf der Schulter des Neuankömmlings lag. Er nickte.
    Nun führte der jüngere Krieger Tavis Marat zu einer schwer erkennbaren Gestalt im Schnee. Tavi konnte nur wenig sehen, aber auf dem Weiß gab es rote Flecken. Der Marat ging ein paar Schritte weiter. Und noch ein paar. Weitere Häufchen im Schnee waren zu sehen.
    Tavi drehte sich der Magen um, als er begriff. Es waren Menschen. Die Marat schauten sich Menschen an, die vor so kurzer Zeit gestorben waren, dass ihr Blut immer noch Flecken im frisch gefallenen Schnee bildete. Tavi sah auf und glaubte zu erkennen, dass die Fackel sich nicht weit entfernt in Wasser spiegelte. Der See.
    Aldohof.
    Tavi beobachtete den Marat, der nun einmal im Kreis ging. Manchmal wurde der Lichtschein von den Mauern des eigentlichen Wehrhofs zurückgeworfen. Leichen lagen in einer langen
Reihe vor den Toren, als hätten die Hofbewohner einen Fluchtversuch unternommen und wären dabei einer nach dem anderen getötet worden.
    Tavi schnürte sich die Kehle zusammen. Ohne Zweifel waren die Bewohner des Wehrhofs alle tot. Menschen, die er gekannt hatte, mit denen er gelacht hatte, waren auf grausame Weise verstümmelt und umgebracht worden. Sein Magen rebellierte, und ihm wurde übel. Er versuchte, sich weit vorzubeugen, um sich nicht auf den Gargantensattel zu übergeben.
    Der Anführer der Marat kam zurück, die Fackel hatte er dem Jüngeren überlassen. In jeder Hand hielt er eine klumpige Form, die Tavi erst erkannte, als er den Garganten fast erreicht hatte.
    Diese Formen hielt der Anführer in den Fackelschein und stieß einen weiteren tiefen Pfiff aus. Das Licht fiel auf die abgetrennten Köpfe eines Schreckenswolfs und eines Herdentöters mit glasigen Augen. Die Bewohner des Wehrhofes, so schien es, waren nicht allein gestorben, und Tavi verspürte eine gewisse Befriedigung seiner Rachsucht. Er spuckte auf den Anführer.
    Der schaute zu ihm hoch, legte den Kopf zur Seite, wandte sich an den Jüngeren und zog die Hand über die Kehle. Der Jüngere ließ die Fackel in den Schnee fallen, die daraufhin erlosch. Der Anführer warf die Köpfe auf den Boden und stieg am Knotenseil wieder nach oben. Er starrte Tavi kurz an, beugte sich vor und stützte sich an einer Stelle des Sattels ab, die sauber geblieben war, als Tavi sich übergeben hatte.
    Der Marat legte die Fingerspitzen an die Nase, rümpfte sie und blickte von Tavi zu den stillen, blutigen Körperteilen im Schnee. Dann nickte er grimmig, nahm eine Lederflasche, die am Sattel befestigt war, und schob dem Jungen deren Hals ohne weiteres Aufhebens zwischen die Lippen. Tavi bekam einen Schwall Wasser in den Mund.
    Er hustete und spuckte. Der Marat nahm die Flasche zurück und nickte erneut. Er band sie wieder fest und stieß einen weiteren
Pfiff aus. Die Reihe der Garganten setzte sich in Bewegung und marschierte weiter durch die Dunkelheit. Der Neuankömmling fand bei einem der anderen Krieger einen Platz im Sattel.
    Als Tavi den Anführer wieder ansah, musterte dieser ihn mit gerunzelter Stirn. Der Marat schaute daraufhin zurück zum Wehrhof, und sein breites, hässliches Gesicht wirkte beunruhigt. Erneut blickte er Tavi an.
    Der Junge blies sich das Haar aus den Augen und fragte mit zitternder Stimme: »Was guckst du denn?«
    Der Marat zog die Augenbrauen hoch, abermals huschte ein Lächeln über sein Gesicht und enthüllte die breiten Zähne. Seine Stimme war tief. »Ich gucke dich an, Taljunge.«
    Tavi blinzelte. »Du sprichst aleranisch?«
    »Ein bisschen«, gab der Marat zurück. »Bei uns heißt es die Handelssprache. Handel manchmal mit

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