Die Elementare von Calderon
einer Weile war dieser mit ödem, eintönigem Weiß überzogen. Er konnte sich nicht an Felsen oder Erde orientieren, und auch nicht an den Sternen oder am Aussehen der Landschaft. Nachdem er sich eine Stunde oder länger bemüht hatte, gab er auf.
Und so blieb ihm nur das Nachdenken. Und die Angst.
Die Marat hatten ihn und Faede gefangen genommen. Obwohl sie sich äußerlich gar nicht so sehr von Aleranern unterschieden, waren sie eigentlich keine richtigen Menschen und hatten
auch niemals das Verlangen gezeigt, so zu werden. Stattdessen blieben sie primitive Wilde, die gefallene Feinde verspeisten oder sich mit Tieren paarten. Was ihnen an Elementarkräften fehlte, machten sie durch ihre athletischen Körper wieder wett, und ihr Mut ähnelte eher Tollkühnheit als Tapferkeit. Viele von ihnen wohnten in den unbekannten Landstrichen östlich der letzten Legionsfestung Kaserna in der Wildnis.
Als die Marathorde damals ins Tal gestürmt war und den Princeps getötet sowie seine Legion bis zum letzten Mann vernichtet hatte, war es nur durch immense Verstärkung und in harten Kämpfen gelungen, sie vom Rest Aleras fernzuhalten und schließlich wieder zu vertreiben. Jetzt waren sie abermals da und wollten offensichtlich im Verborgenen zuschlagen - doch Tavi hatte sie gesehen und kannte ihre Pläne.
Was würden sie nun mit ihm anstellen?
Er schluckte und versuchte sich einzureden, dass sein Herz nur deshalb so klopfte, weil die Schulter des Marat ihm ständig in den Bauch drückte, und nicht von der stillen Angst, die ihn ergriffen hatte und die mit jedem Schritt seines Trägers wuchs.
Eine Ewigkeit später kam der Marat langsam zum Halt. Er knurrte etwas in seiner kehligen, schnellen Sprache, setzte Tavi auf dem Boden ab und trat ihm mit dem schlammbedeckten Fuß fest auf die Haare. Daraufhin legte er die Hände an den Mund und gab ein tiefes, grunzendes Bellen von sich, wie Tavi es aus einer nahezu menschlichen Kehle niemals erwartet hätte.
Aus den Bäumen ertönte eine Antwort, ein ähnliches Bellen, und dann begann der Boden zu beben; schwere Ungetüme stapften auf sie zu. Tavi erkannte den Geruch, ehe er die genauen Umrisse der Wesen ausmachen konnte: Garganten.
Der Marat, der Tavi getragen hatte, war offensichtlich der Anführer der Gruppe, und er klopfte dem ersten Garganten auf die Schultern, woraufhin das Tier sich vorsichtig hinkniete, während
es unaufhörlich wiederkäute. Der Marat sprach abermals mit den anderen, dann hob er Tavi auf. Tavi blickte sich um. Ein zweiter Marat kümmerte sich um Faede.
Tavis Marat trug ihn unter einem Arm, setzte einen Fuß auf den Unterschenkel des Garganten und sprang auf den gewölbten Rücken des riesigen Tieres. Dort war eine Art Reitsattel befestigt, der aus einer schweren Matte und ein paar Seilen bestand, die aus Gargantenhaaren geflochten waren.
Der Krieger legte Tavi mit dem Bauch nach unten auf die Matte und schlang einige dieser Seile um ihn, so beiläufig wie ein Maultierführer, der seine Ladung befestigt. Tavi sah sich den Marat an. Er hatte ein breites, eher hässliches Gesicht und dunkelbraune Augen. Auch wenn er nicht so groß war wie Tavis Onkel, hätten dessen Brust und Schultern im Vergleich zu ihm mager ausgesehen, und unter der blassen Haut zeichneten sich kräftige Muskeln ab. Das struppige farblose Haar war zu einem Zopf zusammengebunden. Der Mann betrachtete Tavi, während er es sich auf dem Garganten bequem machte, und dann erhob sich das Tier, offensichtlich ohne ein Zeichen von seinem Herrn zu erhalten. Der Marat grinste und zeigte die breiten weißen Zähne. Er knurrte etwas in seiner Sprache, und die anderen Marat lachten bellend und stiegen ebenfalls auf.
Die großen Tiere trabten hintereinander, wobei sie mit ihren riesigen Schritten schneller vorankamen, als Tavi laufen konnte. Unermüdlich wie die Sterne am Himmel zogen sie dahin. Faede war ebenfalls auf einem Garganten festgebunden. Tavi schnitt eine Grimasse und wünschte sich, er könnte bei dem Sklaven sein. Bestimmt hatte Faede schrecklich Angst, wie immer.
Die Dauer ihres Rittes konnte Tavi schlecht einschätzen, und da er mit dem Gesicht nach unten lag, bekam er kaum mehr als ein Bein des Garganten und den ewig weißen Boden unter sich zu sehen. Endlich durchschnitt ein tiefer Pfiff die Eintönigkeit. Tavi schaute in die Richtung, aus der er gekommen war, dann sah
er den Marat an. Der lehnte sich ein wenig zurück, worauf der Gargant langsam stehen blieb.
Der Krieger ließ
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