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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Doroga, allerdings war er viel schlanker, und sein Gesicht wirkte feiner und schärfer geschnitten. Seine Augen funkelten in verschiedenen Farben und nicht nur dunkelbraun wie Dorogas. Er sah die beiden groß an, als wäre er überrascht. Plötzlich hielt er wie aus dem Nichts einen schartigen Dolch aus dunklem Stein in der Hand und fuchtelte damit vor Tavis Nase herum.
    Tavi wich zurück, schnell genug, um seine Augen zu retten, aber trotzdem spürte er einen heißen Schmerz an der Wange. Er heulte auf, als Faede zu wimmern begann und wild an seinem Hemd riss, um ihn unsanft auf den Boden zu ziehen.
    Der Marat blickte sie erschrocken an und fragte mit schriller und, wie Tavi meinte, leicht nervöser Stimme etwas in der kehligen Sprache der Marat.
    »Entschuldige«, sagte Tavi, »äh, ich kann dich nicht verstehen.« Vom Boden aus streckte er dem Marat seine leeren Hände entgegen und versuchte zu lächeln, obwohl das, so vermutete er, eher schief wirkte. »Faede, du stehst auf meinem Ärmel.«
    Der junge Marat blickte sie finster an, senkte das Messer halb und fragte erneut etwas, diesmal in einer Sprache, die anders klang. Er sah von Tavi zu Faede und verzog vor Abscheu das Gesicht, als er Faedes Narben bemerkte.
    Tavi schüttelte den Kopf, sah Faede an, der endlich den Fuß hochnahm, Tavi aufhalf und dabei den jungen Marat nicht aus den Augen ließ.
    Die Zeltklappe ging abermals auf, und Doroga trat ein. Er blieb einen Moment stehen und starrte Tavi an. Der stämmige Marat knurrte einen Satz in einem Ton, den Tavi nur zu gut kannte, obwohl er ihn für gewöhnlich von seinem Onkel hörte, wenn er etwas angestellt hatte.
    Der junge Marat fuhr zu Doroga herum und verbarg das Messer
hinter dem Rücken. Doroga schimpfte. Der Junge errötete und gab Widerrede, worauf Doroga mit einer unmissverständlichen Antwort reagierte: Er machte mit der Hand eine schneidende Geste und sagte dazu das Wort » gnah« .
    Der Jüngere reckte das Kinn trotzig vor, fauchte eine Erwiderung und rannte in weitem Bogen um Doroga aus dem Zelt, und zwar so schnell wie ein erschrockenes Eichhörnchen.
    Doroga rieb sich das Gesicht und wandte sich Tavi und Faede zu. Der Marat betrachtete sie aus dunklen Augen und grunzte: »Ich muss mich entschuldigen für meinen Welpen Kitai. Ich heiße Doroga. Ich bin der Häuptling der Sabot-ha . Vom Gargantclan. Ihr seid Aleraner und meine Gefangenen. Ihr seid Feinde der Marat, und wir werden uns eure Kraft einverleiben.«
    Faede begann zu wimmern und umklammerte Tavis Arm so heftig, dass der taub wurde.
    »Du willst damit sagen«, fragte Tavi nach einem Augenblick des Schweigens, »dass ihr uns essen wollt.«
    »Ich will nicht«, gab Doroga zurück, »doch der Clanhäuptling Atsurak hat es bestimmt.« Er zögerte kurz, blickte Tavi an und fügte hinzu: »Solange diesem Urteil nicht widersprochen wird, verleiht ihr unserem Volk Stärke. Verstehst du?«
    Nein, Tavi verstand nicht. Er schüttelte den Kopf.
    Doroga nickte. »Hör gut zu, Taljunge. Wir-die-Marat bereiten einen Feldzug gegen die Aleraner vom Brückental vor. Unser Gesetz nennt dich einen Feind. Niemand sagt etwas anderes. Solange du ein Feind der Marat bist, bleibst du unser Feind. Wir werden dich jagen und fangen.« Er beugte sich vor und sagte langsam: »Solange niemand etwas anderes sagt.«
    Tavi blinzelte. »Augenblick mal«, meinte er. »Und wenn jemand sagt, ich sei kein Feind?«
    Doroga lächelte und zeigte wieder die Zähne. »Dann müssen wir ein Urteil vor Dem Einen fordern und die Wahrheit herausfinden.«

    »Wenn ich nun sage, ich sei nicht euer Feind?«
    Doroga nickte und ging zum Zelteingang. »Du verstehst genug. Komm heraus, Taljunge. Komm und tritt vor Den Einen.«

26
    Tavi warf Faede einen Blick zu und folgte Doroga dann hinaus ins grelle Licht des ersten Wintertages. Die Sonne strahlte von einem kristallklaren Himmel herab und ließ den Schnee leuchten, der die Welt mit einer beinahe makellosen Decke überzogen hatte. Tavi brauchte mehrere Sekunden, bis sich seine Augen daran gewöhnt hatten. Plötzlich packte ihn Faede fest am Arm.
    Sie standen mitten unter hunderten von Marat.
    Männer, die meisten so kräftig gebaut wie Doroga, saßen an Feuern oder schauten sie beiläufig an. Ihre Hände waren nie weit entfernt von den Schäften ihrer Speere oder den Griffen der Steindolche und aleranischen Klingen, die mit Elementarkräften geschmiedet waren. Wie Doroga trug die Mehrzahl trotz des Wetters nur kurze Lendenschurze, was ihnen

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