Die Elementare von Calderon
Fall, Skagara?«
Die Frau sagte, ohne sich zu erheben: »Ich glaube, er denkt, du irrst, Doroga.«
Skagara fauchte die Frau an, und sein Blick schoss zwischen ihr und Doroga hin und her. »Halt dich aus dieser Sache raus, Hashat. Ich brauche weder dich noch die Kevras-ha , um mir zu sagen, was ich glaube.«
Doroga trat einen Schritt auf Skagara zu. Der große Marat spannte die Hände, so dass die Gelenke bedrohlich knackten. »Wolf, dies betrifft nur dich und mich. Glaubst du, ich irre mich?«
Skagara fletschte abermals die Zähne, und dann entspann sich angespanntes Schweigen auf dem Hügel. Am Ende knurrte er boshaft und wandte den Blick von Doroga ab. »Es gibt keinen Anlass, die Sache vor Den Einen zu bringen.«
»Genug also«, sagte Doroga. Er starrte den anderen Mann unentwegt an und ließ sich langsam wieder auf seinem Stein nieder. Skagara folgte seinem Beispiel. Dann murmelte Doroga: »Wir treten vor Den Einen in diesem Horto .« Er wandte das Gesicht der Sonne zu, schloss die Augen und sagte etwas in seiner eigenen Sprache. Die beiden anderen Marat taten das Gleiche und benutzten offensichtlich unterschiedliche Sprachen dabei. Danach herrschte wieder einige Herzschläge lang Schweigen auf dem Hügel, ehe die Marat den Blick abermals senkten.
»Ich heiße Doroga und bin Häuptling der Sabot-ha , des Gargantclans«, sagte der Mann, der Tavi gefangen genommen hatte, förmlich.
»Ich heiße Hashat und bin Häuptling der Kevras-ha , des Pferdeclans«, verkündete die Frau.
»Ich heiße Skagara und bin Häuptling der Drahga-ha, des Wolfclans.« Skagara erhob sich ungeduldig. »Ich sehe keinen Grund für dieses Horto . Wir haben feindliche Gefangene unter uns. Verleiben wir uns ihre Kraft ein und ziehen wir in die Schlacht.«
Doroga nickte nüchtern. »Ja. Sie sind unsere Feinde. So hat es Atsurak von den Sishkrak-ha behauptet.« Er wandte sich Tavi zu. »Und niemand hat ihm widersprochen.«
Tavi schluckte und trat vor. Seine Stimme zitterte, doch er zwang sich zu reden, und seine Worte klangen hell und klar zwischen den großen Steinen auf dem Hügel. »Ich heiße Tavi von Bernardhof im Brückental. Und ich behaupte, dass wir keine Feinde der Marat sind.«
Für die Dauer eines Atemzuges herrschte gebannte Stille. Dann sprang Skagara auf und heulte vor Wut. Unten am Hügel wurden plötzlich wütende Rufe aus Dutzenden Kehlen laut, von Männern und Frauen, die jedoch von einem Chor Schreckenswölfe mit ihrem tiefen Heulen überstimmt wurden.
Doroga erhob sich ebenfalls mit funkelnden Augen, blieb jedoch stumm. Das tiefe Gebrüll eines Dutzends Garganten stieg hinauf zum Winterhimmel, vermischt mit dem ferneren Wiehern unzähliger Pferde.
Marat rannten zu den Steinen auf dem Hügel, allerdings trat niemand in den Kreis. Sie drängten sich mit aufgerissenen Augen und den Händen an den Waffen, um zu sehen, was vor sich ging. Dabei blieben sie in drei getrennten Gruppen zusammen: die Marat mit breiten Schultern und muskelbepackten Leibern vom Clan Gargant; die stillen Marat mit den Reißzähnen und den gierigen Blicken vom Clan Wolf; und die großen, schlanken Marat mit den wilden, bleichen Mähnen und an den Seiten geschorenem Haar vom Clan Pferd. Auf dem stillen Hügel brach Tumult aus, man unterhielt sich aufgeregt, schwang Waffen und warf sich drohende Blicke zu. Gewalt lag in der Luft und wartete nur darauf, entfesselt zu werden.
Doroga stellte sich auf seinen Stein und hob die Arme über den Kopf. »Ruhe!«, brüllte er und brachte den Lärm zum Verstummen. »Ruhe beim Horto ! Ruhe, während Dem Einen eine Frage vorgebracht wird!«
Tavi nahm erstaunt zur Kenntnis, welche Wirkung seine Worte zeigten, und ihm fiel auf, dass er zurückgewichen war und sich an Faede drängte. Seine Glieder zitterten heftig. Er blickte über die Schulter. Faede hatte immer noch diesen abwesenden Blick im Gesicht und starrte ins Leere, doch hatte er einen Arm um Tavis Brust gelegt und hielt ihn fest.
»Faede?«, flüsterte Tavi. »Geht es dir gut?«
»Still, Tavi«, flüsterte Faede zurück. »Nicht rühren.«
Schweigen breitete sich auf dem Hügel aus, und nur das Stöhnen des Windes war zu hören. Aus den Augenwinkeln sah Tavi Skagara, der vor seinem Stein hockte und Tavi hasserfüllt anstarrte. Ein Instinkt warnte Tavi davor, dem Mann in die Augen zu blicken, weil das in dem Marat mörderische Wut entfachen würde - und alle Angehörigen vom Wolfsclan ihrem Häuptling in den Kampf folgen und den Steinring in ein
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