Die Elementare von Calderon
Wolfclans.
Diesmal trugen sie keine Sturmleitern und keine Ramme. Stattdessen stieß die erste Reihe der Marat ein entsetzliches Geheul aus, stürmte auf die Mauer zu, rannte aus Leibeskräften und sprang einfach hinauf.
Amara hätte es nie geglaubt, wenn sie es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte - aber die Marat sprangen einfach in die Höhe, packten die Kante der fünfzehn Fuß hohen Mauer und zogen sich hoch. Die großen Vögel machten ebenfalls Sätze, mit denen sie noch höher gelangten, und dabei flatterten sie wild mit den Stummelflügeln und konnten sich gerade lange genug in der Luft halten, um mit den bösartigen Krallen nach den Verteidigern zu schlagen. So trieben sie die Soldaten zurück, bis die jungen Krieger es auf den Wehrgang geschafft hatten und sich furchtlos, ja fast übermütig, in den Kampf stürzten.
Vor Entsetzen erstarrt beobachtete Amara, wie ein Marat keine zehn Fuß von ihr entfernt auf die Mauer kletterte und sein großer Vogel kreischend neben ihm landete und mit dem Schnabel auf einen Schild einschlug. Der Marat riss das Messer hoch und griff sie an, während hinter ihm schon der nächste heraufkam.
Sie versuchte, zur Seite auszuweichen, musste jedoch feststellen, dass es dort keinen Platz mehr gab, sondern hinunter in den Hof ging. Rasch rief sie Cirrus zu Hilfe, und während der Marat noch auf sie zustürmte, machte sie zwei Schritte in die leere Luft
und sprang dann hinter dem Angreifer wieder auf die Steine. Der Krieger starrte sie kurz verblüfft an, fuhr aber sofort herum, um sie zu verfolgen. Sie stieß mit der Klinge zu, stach sie ihm flach in die Rippen und zog sie sofort zurück.
Hinter ihr kreischte etwas, und sie spürte einen heißen Schmerz im Rücken. Sie warf sich nach vorn auf den Boden und auf den gefallenen Marat, drehte sich um und sah einen großen Herdentöter mit dunklen, glasigen Augen, der auf sie zulief und mit dem Schnabel auf ihr Gesicht zielte.
Amara streckte die Arme aus und schob so Cirrus vor sich, dann ging der Elementar zum Gegenangriff über und fegte den riesigen Vogel in den Raum zwischen zwei Zinnen. Das Tier guckte sich um und suchte Amara, doch in diesem Moment ließ ein stämmiger Legionare das Schwert niedergehen und trennte dem Herdentöter mit Unterstützung seines Elementars den Kopf vom Hals. Der Legionare lächelte sie kurz an und wandte sich dem nächsten Marat zu, der sich auf die Mauer hochzog.
Sofort rappelte sich Amara auf. Überall auf dem Wehrgang wurde heftig gekämpft, sogar schon im Hof unten. Die Reservetruppen waren nach der ersten Überraschung von ihren jungen Offizieren vorgeschickt worden und kämpften jetzt gegen die Marat, die entweder einfach heruntergesprungen oder ihren Kriegsvögeln nach unten gefolgt waren.
Der Schlachtlärm, verzweifelte, verängstigte und wilde Schreie, machten Amara die Orientierung schwer. Auf der anderen Seite des Tores hatten die Marat einen Teil des Wehrgangs eingenommen und hielten dort die Stellung, während ständig weitere heraufkletterten. Bis Pirellus sich dort in den Kampf warf.
Der Parcianer mit der goldbraunen Haut zog das dunkle Schwert und marschierte los, wobei er unterwegs Legionares aus dem Weg scheuchte. Den ersten Marat erledigte er mit einem so schnellen Hieb, wie Amara es nie zuvor gesehen hatte. Sie sah nur das Blut, das in hohem Bogen spritzte. Der Marat selbst ging nur
noch leblos zu Boden. Einer der großen Vögel verlor die Krallen, als er sich auf Pirellus stürzte, und der Kopf lag einen Atemzug später auf dem Stein.
Ein Haufen Marat warf sich auf den meisterhaften Metallwirker, Männer wie Tiere, doch gegen den Schwertkämpfer konnten sie nichts ausrichten. Mit jeder Bewegung wich er entweder einem Hieb aus oder schlug selbst zu - und wenn er traf, dann stets tödlich. Mit berechnender Genauigkeit zog Pirellus durch den besetzten Teil der Mauer und fegte den Feind hinweg wie Spinnweben. Hinter ihm nahm die Legion wieder ihre Posten ein, warf die Leichen vom Wehrgang und kämpfte zum Äußersten entschlossen, um die Mauer diesmal zu halten.
Pirellus schüttelte Blut von seinem Schwert und zeigte ruhig auf die Männer mit den Feuertiegeln. Die Erdwirker entfernten die Deckel und bereiteten sich darauf vor, die großen Gefäße von der Mauer zu werfen. Die Feuerwirker warteten hinter ihnen mit abwesenden Mienen, bewegten still die Lippen und riefen ihre Elementare, mit denen zusammen sie einen höllischen Feuersturm unter dem Feind auslösen wollten.
Und
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