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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Ungefähr ein Dutzend Legionares , jung, angespannt und unverletzt, standen mit ihren Speeren in Grundstellung.
    Auf dem Schlachtfeld vor der Mauer hatten sich die Krähen bei den Toten niedergelassen.

    Sie bedeckten die Leichen wie ein krächzender schwarzer Teppich, flatterten, starrten gierig auf die Leichen und scherten sich nicht darum, wem die Gefallenen ihre Treue geschworen hatten. Sie hüpften von einem Toten zum anderen und pickten nach den Zungen und Augen, und als Amara sah, wie sich einer der Körper bewegte und sofort von geflügelten Tieren begraben wurde, stieg Übelkeit in ihr auf, und sie musste sich abwenden.
    Bernard kam zu ihr und reichte ihr eine Kelle mit kaltem Wasser. Er wirkte nervös. Sie trank einen Schluck.
    »Es ist schlimm«, sagte sie leise.
    »Schlimm, ja«, stimmte er zu. »Auch wenn wir die Leichtverwundeten wieder auf die Beine bekommen, so hat Kaserna doch zwei Drittel seiner Männer verloren. Nur drei Ritter leben noch, Pirellus eingeschlossen. Das Tor ist zerstört, und wir haben keine Möglichkeit, es zu ersetzen - aber diese Marat springen sowieso einfach an der Mauer hoch.«
    »Wie geht es Graem?«
    »Harger sagt, er wird vermutlich nicht wieder aufwachen, ehe er stirbt. Diese letzte Beschwörung hat ihn zu viel Kraft gekostet.«
    »Bei den Krähen«, fluchte Amara leise. »Er ist ein tapferer Mann.«
    »Ohne Frage.«
    »Die Marat greifen also wieder an?«, fragte sie.
    »Bald.«
    Müde schloss sie die Augen. »Was können wir noch tun?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Bernard.
    »Wir sollten die Frauen und Kinder fortbringen. Die Familien der Männer. Sie auf Wagen setzen und nach Riva schicken.«
    »Das geht leider nicht. Diese Ritter haben nicht nur das Tor zerstört. Einige sind in die Stallungen eingedrungen und haben die Pferde in Panik versetzt. Das hat die Aufmerksamkeit von
vielleicht einem halben Dutzend Herdentöter geweckt. Wir haben kein einziges Pferd mehr.«
    Amara blickte zu ihm hoch. »Können sie zu Fuß fliehen?«
    »Ich habe mit Pirellus und Giraldi darüber gesprochen. Selbst auf dem Dammweg können die Frauen und Kinder nicht schneller laufen als die Marat. Und wir werden Kaserna wohl nicht mehr lange halten können, da wir nicht genug Männer haben. Viele Familien werden nicht fliehen. Sie haben sich entschieden, lieber hier zu kämpfen und zu sterben. Pirellus versucht ihnen Mut zu machen, erzählt, wir würden von Riva Verstärkung bekommen.«
    »Nein«, meinte Amara dumpf. »Ich hätte nie gedacht, dass sie so viele Ritter Aeris haben, um das Tal von der Außenwelt abzuschneiden. Ich fürchte, da wird niemand durchgelangen.«
    Bernard nickte. »Wir haben Boten zu Fuß ausgeschickt, um die Wehrhöfe zu warnen. Hoffentlich verschafft ihnen das ein wenig Zeit. Wenn sie sofort nach Riva aufbrechen, könnten sie das Tal verlassen...« Er sprach nicht weiter, war einfach zu müde.
    Amara schmiegte sich an ihn. Er beugte sich zu ihr, und gemeinsam standen sie einen Augenblick in der Stille des beginnenden Morgengrauens.
    »Du solltest hier verschwinden«, meinte Bernard. »Schließlich kannst du einfach losfliegen. Du solltest dem Ersten Fürsten Bericht erstatten.«
    »Selbst wenn ich noch fliegen könnte«, erwiderte Amara, »ist es meine Pflicht, alles zu tun, was in meiner Macht steht, um die Katastrophe zu verhindern. Ich kann mich nicht einfach davonmachen.«
    »Es gibt keinen Grund, hier zu sterben, Gräfin.«
    »Wir brauchen gar nicht länger darüber zu reden, Wehrhöfer. Ich kann nicht fliegen. Im Moment nicht. Ich bin zu müde.« Sie legte ihre Wange an seine Schulter. Er fühlte sich stark und warm an, und das gab ihr einen gewissen Trost.

    Er legte einen Arm um sie und hielt sie fest. »Es tut mir so leid, Bernard. Es tut mir leid, dass ich nicht schneller war. Ich hätte anders handeln können. Es tut mir leid um deine Schwester und deinen Neffen.«
    Er schluckte. Schließlich antwortete er mit belegter Stimme: »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich wünsche mir nur, dass es ihnen gutgeht.«
    Sie berührte ihn am Arm, und so standen sie da. Vor ihnen krächzten die Krähen, und hinter ihnen wimmerten die Sterbenden.
    Plötzlich spürte Amara, wie Bernard der Atem stockte. »Bei den gnädigen Elementaren.«
    Sie schlug die Augen auf und blickte hinaus auf das freie Gelände vor Kaserna, über dem nun die Sonne aufging und auf ein Meer bleicher Leichen schien.
    Die Marat.
    Abertausende von Marat. Sie standen von Horizont zu

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