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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ein.
    Fidelias runzelte die Stirn und lehnte sich zurück. Abermals blickte er über den Rand der Sänfte nach unten, und er bekam Herzklopfen, weil ihn diese irrationale Angst befiel. Natürlich war er in der Sänfte sicher, denn er wurde von Ritter Aeris eskortiert, doch die riesige Entfernung zwischen ihm und dem Boden unten war ihm dennoch nicht geheuer. Hier war er fern von Wald und Erde, fern von Elementaren, die er zu seinen Diensten rufen konnte, und das verursachte ihm großes Unbehagen. Er musste sich ganz auf die Ritter verlassen. Und da ihn bisher jeder, den er kannte, irgendwann einmal enttäuscht hatte, gefiel ihm das gar nicht.
    Er verschränkte die Arme, neigte den Kopf, um das Gesicht vor dem Wind zu schützen, und brütete vor sich hin. Gaius hatte ihn
von Anfang an ausgenutzt. Und zwar mit einem klaren Ziel, das er stets aufmerksam verfolgt hatte. Fidelias war dem Ersten Fürsten zu wertvoll gewesen, als dass er ihn durch ein Versehen oder ein Versäumnis hätte verlieren wollen. Mehr als einmal hatte der Frieden im Reiche von seinen Fähigkeiten abgehangen, die er in den Dienst der Krone gestellt hatte.
    Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich. Gaius war alt - der greise Wolf, der das Rudel führt -, und es konnte nicht mehr lange dauern, bis er die Fahne einholen musste und starb. Doch obwohl die Wahrheit so einfach und gewiss auch sehr brutal war, kämpfte Gaius weiter gegen das Unausweichliche an. Er hätte vor einem Jahrzehnt einen Erben ernennen und die Macht an diesen abtreten können, stattdessen klammerte er sich verzweifelt an ihr fest und hatte den Hohen Fürsten zehn Jahre lang ein ums andere Mal Schnippchen geschlagen. Jeder hatte versucht, den Ersten Fürsten mit einer seiner Töchter oder Nichten zu verheiraten, damit diese Mutter des neuen Princeps werden konnte. Gaius hatte sie mit gnadenloser Präzision und der Hilfe von Fidelias, versteht sich, gegeneinander ausgespielt, bis jeder Hohe Fürst davon überzeugt war, dass seine Kandidatin die Auserwählte sei. Die Wahl, die Gaius letztendlich getroffen hatte, fand wenig Zuspruch, nicht einmal beim Hohen Fürsten Parcius, dem Vater Carias, und selbst der Dümmste hatte begriffen, dass man ihn zum Narren gehalten hatte.
    Das Spiel hatte er hervorragend beherrscht, doch am Ende hatte es ihm nichts eingebracht. Das Haus Gaius gehörte nicht zu den fruchtbarsten, und selbst wenn der Erste Fürst körperlich in der Lage gewesen wäre, einen Erben zu zeugen, was Fidelias allerdings bezweifelte, so zeigte die Erste Fürstin bislang keine Anzeichen einer Schwangerschaft, und im Palast machten Gerüchte die Runde, denen zufolge Gaius die Nacht nur selten im Bett seiner Gemahlin verbrachte.
    Gaius war alt, dem Tode nahe. Der Stern seines Hauses war im
Untergang begriffen, und jeder, der sich dieser Tatsache blind verweigerte, würde mit in diesen Strudel gerissen.
    Wie Amara.
    Fidelias runzelte die Stirn, denn die Geschichte nagte an ihm und löste ein Rumoren in seinem Bauch aus. Leider, törichterweise hatte sich Amara dafür entschieden, einen nutzlosen Kampf zu führen, statt sich für das einzig Vernünftige zu entscheiden. Hätte er nur ein wenig mehr Zeit gehabt, dann hätte er sie vielleicht dazu bewegen können, ihren Verstand zu benutzen. Stattdessen musste er jetzt gegen sie antreten, falls sie sich erneut einmischte.
    Und danach stand ihm nun gar nicht der Sinn.
    Fidelias schüttelte den Kopf. Das Mädchen war seine viel versprechendste Schülerin gewesen, und unglücklicherweise bedeutete sie ihm nicht wenig. In seiner Zeit als Kursor hatte er mehr als sechzig Männer und Frauen vernichtet, von denen manche ebenso weltfremd gewesen waren wie sie. Niemals hatte er gezögert, seine Pflicht zu tun, nie hatte er sich von solch trivialen Dingen wie persönlichen Bindungen ablenken lassen. Seine Liebe gehörte Alera.
    Und genau darum ging es eigentlich. Fidelias diente dem Reich, nicht dem Ersten Fürsten. Gaius war am Ende. Jede Verzögerung der Machtübergabe würde zu Streit zwischen den Hohen Fürsten, die Gaius’ Stellung übernehmen wollten, und damit zu Blutvergießen führen. Vielleicht würde der Konflikt sogar in einen Erbfolgekrieg münden, was seit Beginn der aleranischen Zivilisation nicht vorgekommen war, was aber in der fernen Vergangenheit üblich gewesen sein sollte. Und wenn es dazu kam, würden nicht nur Söhne und Töchter Aleras sinnlos gegeneinander kämpfen, sondern die Spaltung würde den Feinden des Reiches

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