Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
die Menschen zu durchschauen. Sie enthüllen ihre Absichten und Einstellungen in ihren Handlungen und ihren Lügen.« Er schüttelte den Kopf. »Die ersten Anzeichen habe ich bei Fidelias schon bemerkt, als er nicht viel älter war als du. Leider hat er einen besonders schlechten Augenblick gewählt, um seinen Zweifeln nachzugeben.«
    »Du hattest einen Verdacht?«, fragte Amara. »Warum hast du mir nichts davon gesagt, Herr?«

    »Hättest du ihn davon abhalten können? Hättest du dich vor ihm verstellen können, die ganze Mission lang? Er hat dich schließlich ausgebildet.«
    Amara biss die Zähne zusammen, sonst hätte sie ihrer Wut freien Lauf gelassen. Aber Gaius hatte Recht. Sie hätte ihr Wissen vor Fidelias nicht verbergen können. »Warum hast du mich dann überhaupt losgeschickt?« Sie sprach so gleichmütig, wie sie konnte.
    Gaius schenkte ihr ein müdes Lächeln. »Weil du der schnellste Kursor bist, den ich je erlebt habe. Weil du eine brillante Schülerin an der Akademie warst, einfallsreich, stur und geistesgegenwärtig. Weil Fidelias dich mag. Und vor allem, weil ich mir deiner Treue sicher war.«
    »Ein Lockvogel«, sagte Amara, immer noch mit einer gewissen Schärfe. »Du hast mich als Lockvogel benutzt, Herr. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, mich auf seine Seite zu ziehen.«
    »Im Prinzip richtig.«
    »Und du hättest mich geopfert, Herr.«
    »Wenn du nicht zurückgekommen wärest, hätte ich gewusst, dass eure Mission gescheitert ist, und zwar wahrscheinlich wegen Fidelias. Oder dass du dich den Aufständischen angeschlossen hast. In beiden Fällen hätte ich gewusst, auf welcher Seite Fidelias steht.«
    »Was der Zweck der ganzen Übung war.«
    »Wohl kaum. Ich brauche alle Informationen über den Feind, die ich bekommen kann.«
    »Und du hast mein Leben aufs Spiel gesetzt, um daran zu gelangen?«
    Gaius nickte. »Ja, Kursor. Mit dem Eid hast du dein Leben dem Dienst an der Krone gewidmet, oder nicht?«
    Amara senkte den Blick, wurde rot, und Wut, Verwirrung und Enttäuschung rangen in ihr. »Ja, Herr.«

    »Dann erstatte mir jetzt Bericht. Ich werde bei einem Bankett erwartet.«
    Amara holte Luft, und ohne aufzusehen schilderte sie die Ereignisse des Tages - was sie und Fidelias erfahren hatten und was sie über die Rebellenlegion wusste, vor allem über die Zahlen und die Ritter.
    Am Ende ihres Berichts blickte sie auf. Gaius wirkte älter, seine Falten schienen sich vertieft zu haben, als hätten ihm ihre Worte noch ein wenig mehr Lebenskraft und Jugend geraubt.
    »Die Nachricht. Die man dir zugänglich gemacht hat«, verlangte Gaius.
    »Nur zur Ablenkung, Herr. Ich weiß. Ein Versuch, den Verdacht in eine andere Richtung zu lenken. Ich glaube nicht, dass Fürst Atticus seine Hände im Spiel hat.«
    »Vielleicht. Aber vergiss nicht, diese Nachricht war an den Kommandanten der zweiten Legion gerichtet.« Gaius schüttelte den Kopf. »Demnach hat sich nicht nur ein Hoher Fürst gegen mich verschworen. Möglicherweise wollte man mit diesem Brief nur die Schuld auf den anderen schieben.«
    »Vorausgesetzt, es sind tatsächlich zwei, Herr.«
    Die Fältchen in Gaius’ Augenwinkeln wurden noch tiefer. »Ja. Vorausgesetzt, sie stecken nicht alle unter einer Decke, wie?« Sein Lächeln verschwand. »Und da sie Einzelheiten über meine privaten Gemächer erfahren wollten, glauben sie offensichtlich, die Macht nach einem Mordanschlag auf mich übernehmen zu können.«
    »Gewiss nicht, Herr. Sie können dich nicht töten.«
    Gaius zuckte mit den Schultern. »Nicht wenn ich es vorher weiß. Aber die Fähigkeit, einen Berg erschüttern zu können, hilft wenig, wenn einem das Messer bereits im Hals steckt.« Er schnitt eine Grimasse. »Einer der jüngeren Hohen Fürsten muss es sein. Die älteren würden sich einfach darauf verlassen, dass die Zeit ihnen als Meuchelmörder dient. Ich bin ein alter Mann.«

    »Nein, Majestät, du bist -«
    »Ein alter Mann. Ein alter Mann, der mit einem eigensinnigen Kind vermählt ist, noch dazu aus politischen Erwägungen heraus. Ein alter Mann, der nachts kaum Schlaf findet und unbedingt pünktlich zu einem Bankett erscheinen muss.« Er betrachtete Amara von oben bis unten. »Es wird Nacht. Erlaubt dein Zustand eine weitere Reise?«
    »Ich glaube schon, Herr.«
    Gaius nickte. »Überall in Alera kommt es zu Zwischenfällen. Ich spüre es in meinen Knochen, Mädchen. Die marschierenden Füße, die rastlosen Wanderungen der Tiere. Die Behe moths singen bereits

Weitere Kostenlose Bücher