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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hoch. »Und zwar?«
    Sie blickte Gaius’ Abbild unverwandt an. »Woher wusstest du es, Herr? Woher wusstest du, dass ich der Krone treu bleiben würde?«
    Gaius runzelte die Stirn, und weitere Falten zeigten sich auf
seinem Gesicht. Er schwieg einen Moment lang und antwortete schließlich: »Es gibt Menschen, die niemals begreifen werden, was Treue bedeutet. Natürlich können sie dir erklären, was es ist, doch sie können sie nie wirklich verstehen. Treue ist einfach nicht in ihrem Innersten verankert. Eine Welt, in der ein solches Ding real ist, vermögen sie sich nicht vorzustellen.«
    »Wie Fidelias?«
    »Wie Fidelias«, stimmte Gaius zu. »Du bist eine einzigartige Person, Amara. Du verkörperst genau das Gegenteil.«
    Sie legte die Stirn in Falten. »Meinst du, ich weiß, was Treue bedeutet?«
    »Mehr noch. Du lebst sie. Du kannst dir keine Welt vorstellen, in der es Treue nicht gibt. Deshalb kannst du keinen Verrat begehen an dem, was dir lieb und teuer ist, ebenso wenig, wie du dein Herz zwingen kannst, mit dem Schlagen aufzuhören. Ich bin alt, Amara. Mir geben sich die Menschen zu erkennen.« Erneut schwieg er für einen Moment. »An deiner Treue habe ich nie gezweifelt. Nur an deiner Fähigkeit, diese Mission zu überleben. Und offensichtlich muss ich dir in dieser Hinsicht Abbitte leisten, Kursorin. Deine Prüfung hast du jedenfalls mit Erfolg bestanden.«
    Amara merkte, wie Stolz in ihr aufstieg, ein absurdes Gefühl der Freude, weil Gaius sie so lobte. Sie richtete sich auf und hob das Kinn ein wenig höher. »Ich stehe zu deiner Verfügung, Herr, ich will Augen und Ohren für dich sein.«
    Gaius nickte knapp. Hinter Amara nahm der Wind an Stärke zu und rauschte durch die Bäume wie Brandung über Sand. Die Wipfel seufzten und wisperten in leisem Chor. »Gehe mit den Elementaren, Kursor. Für Alera.«
    »Ich werde herausfinden, was du wissen möchtest, Majestät. Für Alera.«

7
    Fidelias konnte das Fliegen nicht ausstehen.
    Er saß in der Sänfte und schaute nach vorn, so dass der Wind ihm in die Augen biss und das Haar aus der Stirn glatt nach hinten wehte. Auf dem Platz ihm gegenüber saß, riesig und zufrieden wie ein Löwe, der gerade gefüttert worden war, Aldrick das Schwert. Odiana hatte sich auf seinem Schoß zusammengerollt und döste schon seit Stunden. Das dunkle Haar der Wasserhexe tanzte in den Böen und verhüllte das hübsche Gesicht. Den beiden machte der Flug offensichtlich überhaupt nichts aus.
    »Ich kann Fliegen nicht ausstehen«, murmelte Fidelias. Er legte eine Hand vor die Augen, um diese vor dem Wind zu schützen, und beugte sich über den Rand der Sänfte. Der helle Mond leuchtete inmitten eines Meeres aus Sternen und tauchte die Landschaft unten in Silber und Schwarz. Bewaldete Hügel wogten langsam unter ihnen dahin, dunkle Flecken, die nur hier und da von lichtgeküssten Lichtungen und glänzenden Flusswindungen unterbrochen wurden.
    Vier Ritter Aeris aus dem Lager trugen sie durch die Lüfte, jeweils einer an jeder Stange der Sänfte. Sie hatten Harnische angelegt, die mit der Sänfte verbunden waren, und während sie das Gewicht der Insassen auf sich nehmen mussten, halfen ihnen wiederum die mächtigen Elementargeister, die ihrem Befehl gehorchten. Ein weiteres halbes Dutzend Ritter Aeris flog an den Seiten neben ihnen, und das Mondlicht glitzerte auf dem Stahl ihrer Waffen und Rüstungen.
    »Hauptmann«, rief Fidelias dem Anführer der Ritter zu. Der
Mann sah sich um, murmelte vor sich hin und schwebte hinüber zur Sänfte.
    »Ja, Herr?«
    »Dauert es noch lange, bis wir Aquitania erreicht haben?«
    »Nein, Herr. Wir sollten dort binnen einer Stunde eintreffen.«
    Fidelias blinzelte. »So bald? Ich dachte, du hättest gesagt, wir brauchen bis zur Dämmerung.«
    Der Ritter schüttelte den Kopf und suchte mit kühlem Blick den Himmel vor ihnen ab. »Fortuna ist uns wohlgesinnt, Herr. Die Elementare des Südens rühren sich und schicken einen kräftigen Wind in unsere Richtung.«
    Der frühere Kursor runzelte die Stirn. »Das ist höchst ungewöhnlich für diese Jahreszeit, nicht wahr, Hauptmann?«
    Der Ritter zuckte mit den Schultern. »Wir haben viel Zeit gespart, und so ist die Reise für alle leichter. Deshalb brauchten wir bislang nicht einmal die Ritter an der Sänfte abzulösen. Alles in bester Ordnung, Herr. Du wirst noch vor der Geisterstunde im Palast des Hohen Fürsten eintreffen.« Damit beschleunigte der Soldat und nahm wieder seine Position vor der Sänfte

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