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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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vermutet.«
    Aquitanius lächelte kurz. »Und weshalb?«
    »Ich verrichte diese Arbeit schon zu lange. Und Rhodos bin ich einmal begegnet. Der würde keinen Zoll von seinem Weg
abweichen und sich lieber ins eigene Fleisch schneiden, als jemandem Hilfe zu leisten. Calix war -«
    »- zu freundlich«, murmelte Aquitanius. »Richtig. Vielleicht hätte ich es schon früher bemerken sollen.«
    »Wichtiger ist, dass du sofort gehandelt hast, als es dir aufgefallen ist, Hoheit.«
    »Fidelias«, sagte Aquitanius. »Ich kann dich nicht leiden.«
    »Dazu hast du auch keinen Grund.«
    »Aber ich glaube, ich könnte dich auf gewisse Weise respektieren. Und wenn ich mir aussuchen könnte, wer mir das Messer in den Rücken rammt, dann würde ich mich lieber für dich als für Rhodos oder einen seiner Lakaien entscheiden.«
    Fidelias spürte, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog. »Danke.«
    »Lass dich nur nicht zu einem Fehler verleiten.« Aquitanius blickte ihm in die Augen. »Ich bevorzuge es, mit jemandem zusammenzuarbeiten, anstatt ihm meinen Willen aufzuzwingen. Aber zu Letzterem bin ich durchaus auch in der Lage. Und ich kann dich töten, wenn du für mich zu einem Problem wirst. Das ist dir hoffentlich bewusst?«
    Fidelias nickte.
    »Gut«, meinte Aquitanius. Der Hohe Fürst legte die Hand vor den Mund und gähnte. »Es ist spät geworden. Und du hast Recht: Wir müssen rasch handeln, ehe die Krone reagiert. Schlaf ein paar Stunden. Morgen früh bei Tagesanbruch machst du dich auf den Weg ins Calderon-Tal.«
    Fidelias verneigte sich abermals. »Hoheit - ich habe bisher noch kein Zimmer.«
    Aquitanius winkte die Sklavin zu sich. »Du. Nimm ihn heute Nacht mit in dein Zimmer. Erfülle ihm jeden Wunsch, den er äußert, und kümmere dich darum, dass er im Morgengrauen aufsteht.«
    Die Sklavin neigte den Kopf, sprach jedoch nicht und sah auch nicht auf.

    »Hast du Geschichte studiert, Fidelias?«
    »Nur ein wenig, Hoheit.«
    »Faszinierend. Der Lauf, den die Geschichte für folgende Jahrhunderte nimmt, kann innerhalb weniger Stunden bestimmt werden. Oder in einigen kurzen Tagen. Schlüsselereignisse, Fidelias - und die Menschen, die Anteil daran haben, sind die Schöpfer der Zukunft. Ich habe eine ferne Regung der Mächte vom Tal her gespürt. Vielleicht weckt Gaius bereits die Elementare von Calderon. Die Geschichte ist in ihrer Entstehung begriffen. Wartet darauf, in die eine oder die andere Richtung geführt zu werden.«
    »Mit Geschichte kenne ich mich nicht aus, Hoheit. Ich möchte nur meine Aufgabe erledigen.«
    Aquitanius nickte knapp. »Dann tu das. Ich erwarte, von dir auf dem Laufenden gehalten zu werden.« Damit verließ der Hohe Fürst den Saal.
    Fidelias schaute ihm hinterher und wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte, ehe er sich dem Sklavenmädchen zuwandte. Er bot ihr die Hand an, sie ergriff sie mit warmen, weichen Fingern und einem unsicheren Gesichtsausdruck.
    Nun richtete Fidelias sich auf, verneigte sich und drückte der Sklavin einen höflichen Kuss auf den Handrücken. »Hoheit«, sagte er, »Hohe Fürstin Invidia. Darf ich dir von Herzen meine Bewunderung aussprechen?«
    Die Miene der Sklavin veränderte sich, und schockiert und überrascht starrte sie ihn an. Dann warf sie den Kopf in den Nacken und lachte. Ihr Gesicht wandelte sich langsam, und schließlich stand eine Frau vor ihm, die etliche Jahre älter wirkte. Aus ihren aschgrauen Augen sprach eine ganz andere Weisheit, und ihr Haar zeigte zarte graue Strähnen, obwohl sie nicht aussah, als hätte sie das dreißigste Jahr schon erreicht - in allen großen Häusern war diese Art der Wasserbeschwörung verbreitet (und auch fast jede andere Form des Elementarwirkens, die man sich vorstellen kann).

    »Wie hast du es erraten?«, wollte sie wissen. »Nicht einmal mein Gemahl hat die Verkleidung durchschaut.«
    »Deine Hände«, antwortete Fidelias. »Als du meine Füße gewaschen hast, waren deine Hände warm. Eine Sklavin, die bei Verstand ist, hätte in unserer Gegenwart Angst verspürt und deshalb kalte Finger gehabt. Und niemand außer dir, so nahm ich an, würde die Kühnheit und die Fähigkeit besitzen, seiner Hoheit einen solchen Streich zu spielen.«
    Die Augen der Hohen Fürstin von Aquitania leuchteten. »Eine sehr scharfsinnige Schlussfolgerung«, sagte sie. »Ja, ich habe Calix benutzt, um herauszufinden, was Rhodos vorhat. Und die heutige Nacht war dazu bestimmt, ihn loszuwerden. Daher habe ich dafür gesorgt, dass mein Gemahl

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