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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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und seinen Onkel aufsuchen, sich bei ihnen entschuldigen und versprechen, sich zu bessern. Er hatte keine Ahnung, wie, dennoch musste er es wenigstens versuchen. Darauf hatten sie einen Anspruch.
    Den Respekt, den er sich wünschte, musste er sich verdienen, nicht durch Wagemut und Klugheit, sondern durch harte Arbeit und Verlässlichkeit, so wie es sein Onkel und seine Tante getan hatten.
    Tavi wollte gerade die Tür öffnen, als jemand von außen heftig an sein Fenster klopfte.
    Er blinzelte zurück ins Dämmerlicht des Zimmers. Draußen nahm der Wind an Stärke zu, und er hatte die Fensterläden bereits geschlossen. Vielleicht pochten nur ein paar bösartige Windelementare dagegen.
    Es klopfte wieder. Dreimal schnell, zweimal langsam, dreimal schnell, zweimal langsam.
    Tavi trat ans Fenster und zog den Riegel zurück.
    Die Läden sprangen auf und hätten ihn beinahe umgeworfen. Kalter Wind strömte herein. Tavi wich ein paar Schritte zurück, und jemand stieg geschmeidig und beinahe geräuschlos in sein Zimmer.
    Amara drehte sich leise um und schloss Fenster und Läden hinter sich. Sie trug offensichtlich eine Hose seines Onkels, die sie um die schlanke Taille mit einer Lederkordel zusammengeknotet hatte. Die Tunika und das Hemd waren ihr viel zu weit, genauso wie die gesteppte Jacke und der Mantel, und beides hatte sie ebenfalls mit Lederriemen gebunden. Dazu trug sie helle Schuhe und anscheinend mehrere Schichten Socken darin. In einer Hand hielt sie ein Bündel, das sie aus einem alten Lederrucksack von
Bernard geschnürt hatte, seinen Jagdbogen, eine Handvoll Pfeile und das Schwert aus dem Memorium des Princeps.
    »Tavi«, sagte sie. »Zieh dich warm an. Hol zusätzliche Socken, Decken und Vorräte zum Essen. Wir brechen auf.«
    »Wir brechen auf?«, stammelte Tavi.
    »Nicht so laut«, zischte die Sklavin.
    Tavi blinzelte. »Tut mir leid.«
    »Entschuldige dich nicht, sondern beeil dich lieber. Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Wir können nicht einfach weggehen«, protestierte Tavi. »Der Sturm kommt.«
    »Der wird nicht so schlimm wie der gestrige«, sagte Amara. »Und wir können uns mit mehr Salz eindecken. Ihr habt doch ein Räucherhaus hier, oder? Salz für das Fleisch?«
    »Natürlich, aber -«
    Amara ging zu seiner Truhe, öffnete sie und begann darin zu wühlen.
    »He!«, protestierte Tavi.
    Sie warf ihm eine dicke Hose zu, darauf folgten drei seiner wärmsten Hemden. Schließlich holte sie seine Jacke und seinen zweitbesten Mantel vom Haken an der Wand.
    »Zieh das an«, forderte Amara ihn auf.
    »Nein«, erwiderte Tavi entschlossen. »Ich komme nicht mit. Ich bin gerade erst wieder hier. Wenn sie mich suchen müssen, könnte wieder jemand verletzt werden. Ich werde ihnen das nicht noch einmal antun. Du erwartest doch nicht ernsthaft von mir, dass ich die Leute meines Wehrhofes in Gefahr bringe, indem ich mit einem entlaufenen Sklaven abhaue!«
    Amara ging zurück zur Tür und vergewisserte sich, ob sie ordentlich verriegelt war. »Tavi, wir haben keine Zeit. Wenn dir dein Leben lieb ist, komm mit. Und zwar sofort.«
    Tavi sah sie entsetzt an und ließ die Sachen fallen, die er hielt. »W-wie bitte?«

    »Wenn du nicht sofort mit mir aufbrichst, wirst du die Nacht nicht überleben.«
    »Was redest du da?«
    »Zieh dich an!«, verlangte sie.
    »Nein«, fauchte er zurück. »Erst wenn ich weiß, was hier gespielt wird.«
    Sie kniff die Augen zusammen, und zum ersten Mal, seit er sie kannte, empfand Tavi Angst vor ihr. »Tavi, wenn du dich nicht anziehst und mitkommst, werde ich dich bewusstlos schlagen, in eine Decke wickeln und dich schleppen.«
    Tavi fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »N-nein, wirst du nicht«, sagte er. »Du kannst mich gar nicht durch die Halle tragen, und auch nicht aus dem Fenster bis zum... Boden. Nicht mit deinem verletzten Knöchel.«
    Amara blinzelte ihn an und knirschte mit den Zähnen. »Du bist zu schlau«, murmelte sie. »Dieser Wehrhof und vermutlich das ganze Tal sind in Gefahr. Ich glaube, du und ich können etwas dagegen tun. Bitte . Ich erkläre dir alles, während du dich anziehst.«
    Tavi schluckte und starrte die junge Frau an. Der Wehrhof war in Gefahr? Wovon redete sie? Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war auszureißen, um wirklich jedem zu beweisen, wie wenig man sich auf ihn verlassen konnte.
    Andererseits hatte Amara ihm das Leben gerettet. Und wenn sie die Wahrheit sagte...
    »Also gut, erzähl.« Er bückte sich, um die Kleidung aufzuheben,

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