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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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und zog sich das erste Hemd über.
    Amara nickte, trat dicht an ihn heran, hielt ihm die Sachen hin und half ihm beim Anziehen. »Erstens: Ich bin keine Sklavin. Ich bin eine Kursorin. Und ich wurde auf Befehl des Ersten Fürsten persönlich ins Tal geschickt.«
    Tavi beäugte sie von der Seite und schob die Arme durch die Ärmel. »Um Briefe zu überbringen?«
    Amara seufzte. »Nein. Das ist nur eine unserer Aufgaben, Tavi.
Ich handle im Namen des Ersten Fürsten. Er glaubt, das Tal ist in Gefahr, und er hat mich geschickt, um etwas dagegen zu unternehmen.«
    »Aber du bist ein Mädchen!«
    Sie blickte ihn böse an und zog ihm das nächste Hemd über den Kopf. »Ich bin Kursorin. Und ich glaube, der Erste Fürst hat Recht.«
    »Nur, was hat das mit mir zu tun? Mit Bernardhof?«
    »Du hast die Gefahr gesehen, Tavi. Ich muss dich nach Kaserna mitnehmen. Dort wirst du Graf Graem erzählen, was du gesehen hast.«
    Ein Schauder überlief Tavi. »Der Marat«, keuchte er. »Die Marat kommen. Oder? Wie damals, als sie den Princeps ermordet haben.«
    »Ich denke schon«, meinte Amara.
    »Mein Onkel hat sie gesehen, er sollte also gehen. Der Graf wird mir doch nicht glauben, dass -«
    »Dein Onkel kann nicht«, entgegnete Amara. »Beschwörungstrauma, als er geheilt wurde. Er kann sich an nichts erinnern.«
    »Woher weißt du das?«, wollte Tavi wissen.
    »Weil ich gelauscht habe. Ich habe so getan, als wäre ich ohnmächtig, und ich habe gelauscht. Dein Onkel erinnert sich nicht mehr, und deine Tante misstraut mir. Wir haben keine Zeit, es ihnen zu erklären - wir müssen aufbrechen, und zwar sofort.«
    Tavi zog sich die schwere Tunika über die Hemden und bewegte sich nun langsamer. »Warum?«
    »Weil unten Männer sind, die mich töten wollen, und außerdem jeden, der die Marat gesehen hat.«
    »Aber warum sollten Aleraner das tun?«
    »Tavi, wir haben jetzt keine Zeit. Sie sind unsere Feinde, sie verfolgen das Ziel, den Ersten Fürsten zu entthronen, und die Marat sollen die Wehrhöfe im Tal zerstören, damit der Erste Fürst im Reich als Schwächling dasteht.«

    Tavi starrte sie an. »Die Wehrhöfe im Tal zerstören? Aber das würde bedeuten...«
    Sie sah ihn erschöpft an. »Falls wir den Grafen nicht warnen und falls die Truppen in Kaserna nicht sofort in Alarmbereitschaft versetzt werden, töten die Marat alle Bewohner des Tals. Auf diesem Wehrhof ebenso wie auf den übrigen.«
    »Bei den Krähen«, flüsterte Tavi. »Bei den Krähen und Elementaren.«
    »Du bist der Einzige, der sie gesehen hat. Der Einzige, mit dem ich den Grafen davon überzeugen kann, dass er Kaserna kampfbereit machen muss.« Amara ging zum Fenster, öffnete es, wandte sich Tavi zu und reichte ihm die Hand. »Bist du dabei?«
    Sie zogen das Laken von Tavis Matratze, banden es an das Bettgestell und hängten es aus dem Fenster. Der Wind pfiff von Norden heran und brachte die Kälte des Winters mit sich. Amara kletterte als Erste hinunter und winkte dann Tavi zu, der ihr ein Bündel zuwarf, das er eilig aus den Decken seines Bettes geschnürt hatte. Amara fing es auf. Der Junge schluckte noch einmal und ließ sich zu den Steinen des Hofes hinunter.
    Amara ging schweigend voraus. Draußen war niemand unterwegs, aber in der großen Halle brannte Licht, und man hörte durch die dicken Türen den Lärm von Menschen. Das Tor in der Mauer stand offen, und sie schlichen hindurch zu den Außengebäuden. Bald würde völlige Dunkelheit herrschen, und undurchdringliche Schatten breiteten sich aus.
    Tavi führte sie an den Ställen vorbei zum Räucherhaus. Das Gebäude war an die Schmiede gebaut, und beide benutzten den gleichen Schornstein. Der scharfe Geruch von Rauch und Fleisch hing in der Luft.
    »Hol das Salz«, flüsterte Amara ihm zu. »Nimm einfach den ganzen Sack, oder einen Eimer, wenn du einen findest. Ich halte Wache. Und beeil dich.«
    Tavi schlüpfte hinein und tastete sich durch die Dunkelheit zu
einem Regal im hinteren Teil des Raums. Er blieb nur stehen, um zwei Schinken von der Decke zu nehmen, die er in sein Bündel stopfte. Das Salz, grobe Körner, befand sich in einem großen Sack. Tavi versuchte ihn anzuheben und grunzte vor Anstrengung. Er setzte ihn wieder ab, nahm eine seiner Decken und riss zwei große Stücke ab. Darauf häufte er Salz und band die beiden Fetzen mit Lederbändern zu, die bereitlagen, um das Fleisch aufzuhängen.
    Als er sie gerade aufgehoben hatte und wieder nach draußen gehen wollte, hörte er vor dem

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