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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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weißt du über die Yingiz?«
    Der Kobold fuhr sich mit seiner langen, schmalen Zunge über die Lippen. Sie erinnerte Emerelle an eine Schlangenzunge, auch wenn sie nicht gespalten war.
    »Es sind Geschöpfe voller Hass. Sie beneiden uns um unsere Welt. Sogar um die Wüste. Und sie beneiden uns um unsere Körper.« Er blinzelte sie aus seinen zugeschwollenen Augen an, als wolle er die Wirkung seiner Worte prüfen. Emerelle sagte nichts. Ihr Gesicht blieb ohne Regung.
    Zögerlich sprach er weiter. »Es gibt magische Pfade von großer Macht. Mein Volk kann sie nicht betreten. Die fuchsköpfigen Drachenreiter, von denen du einen in deinem Gefolge hast, reisen auf ihnen. Manchmal, wenn ich die Wüste durchquere, finde ich einen dieser magischen Pfade. Ich kann sie spüren. Sie bilden ein großes Netz. Die Alben haben es erschaffen. In diesem Netz sind die Yingiz gefangen. Doch hier, wo wir leben, sind die Maschen des Netzes sehr weit. Vielleicht wurde es beschädigt, als die Drachen hier kämpften. Die Yingiz kommen hier unserer Welt näher als anderswo. Sie können nicht in sie hineintreten. Aber ihre Stimmen sind manchmal in unseren Köpfen. Und sie dringen in unsere Träume, um uns Angst zu machen und zu schlimmen Taten zu verleiten. Wenn ein guter Mann plötzlich böse wird oder ein Weib zänkisch, dann sind sie von den Yingiz verführt. Sie bringen das Übel in die Welt. Geh hinaus in die Wüste. Man kann zehn Tage wandern, ohne einen einzigen der magischen Pfade zu kreuzen. Dort gibt es nichts. Kein Leben. Die Nähe der Yingiz vermag kleine Geschöpfe wie Vögel, Käfer oder Echsen zu töten.«
    Seine Worte erinnerten Emerelle an jene dunklen Tage auf Burg Elfenlicht, als die Blütenfeen starben oder flohen und das Lachen aus den Mauern des Palastes wich. Konnte der Alte davon gehört haben? Oder sprach er die Wahrheit? Sie hauchte ein Wort der Macht und griff nach seinen Gedanken. Bis in sein Innerstes drang sie vor. Für sie war es keine Lüge, wenn sie sich Trolle nannten. Sie glaubten zutiefst daran, dass sie Trolle waren. Es war ganz, wie er gesagt hatte. Sein Volk hatte diese Lüge so lange mit sich getragen, bis sie für sie zur Wahrheit geworden war. Und auch was er über die Yingiz sagte, glaubte er. Aber war es deshalb wahr? War es nicht allein das Drachenfeuer, das dieses Land so unwirklich machte? Waren die Schatten der Yingiz hier näher als anderswo in Albenmark?
    »Erzähl mir von den Traumfängern, Dobon.« Sie hatte einiges von den obskuren Ritualen seines Volkes in seinen Gedanken gelesen, aber sie wollte es aus seinem Munde hören.
    »Du kennst meinen Namen?« Der Kobold fuhr erschrocken auf. »Wer bist du?«
    »Eine Feindin der Yingiz. Manche sagen, ich sei schlimmer als sie. Im Gegensatz zu ihnen bin ich aus Fleisch und Blut. Und du kannst sitzen bleiben, denn es gibt keinen Ort, an dem du vor mir sicher wärst, wenn ich mich entscheiden sollte, dir nach dem Leben zu trachten.« Kaum waren die Worte über ihre Lippen, taten sie ihr leid. Lag es an der Nähe der Yingiz, dass sie sich schneller gehen ließ als früher? Hatte das Gift ihrer reinen Boshaftigkeit auch sie berührt? Sie dachte an Feylanviek. Nein, sie hatte sich schon, bevor sie hierhergekommen war, nicht mehr unter Kontrolle gehabt. Dobon wich nicht weiter zurück. Aber sein Atem ging schwer. Ohne Zweifel hatte er ihr jedes Wort geglaubt. »Bist du ein Devanthar?«
    Sie lachte laut auf. Das war grotesk! »Nein.« Woher wusste er vom alten Feind? Der Krieg zwischen Alben und Devanthar lag so lange zurück, dass die meisten Legenden darüber erloschen waren. »Nun erzähl mir, wie man Träume fängt.«
    »Es sind fast nur Männer, die Träume fangen dürfen, obwohl unsere Frauen es besser vermögen. Die Gefahr ist für Frauen größer. Wenn sie ein Kind in ihrem Leibe tragen, mag es geschehen, dass die dunklen Träume der Yingiz es töten. Oder schlimmer noch, sie könnten versuchen, dessen Seele zu fressen, um in seinem Leib geboren zu werden. Wenn Frauen Traumfänger werden, dann geben sie den Umgang mit Männern auf. Sie leben nur noch für die Traummagie. Vielleicht macht sie gerade das stärker.« Er sprach langsam und stockend. Kein Wort kam unbedacht über seine Lippen. Doch Emerelle hatte nicht das Gefühl, dass er es tat, weil er sie belügen oder etwas vor ihr verbergen wollte. Er hatte einfach nur Angst vor ihr.
    »In jeder Nacht ziehen unsere Traumfänger aus, um sich den Yingiz zu stellen. Stets sind sie allein. Ihre

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