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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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allein danach. Wir sind keine Mörder und Plünderer.«
    »Natürlich nicht«, entgegnete sie ironisch. »Die Toten waren nur ein Missverständnis.« »Ja, so ist es.«
    Emerelle war sich nicht sicher, ob er unglaublich dreist war oder einfach ihre Ironie nicht begriffen hatte. Nachdem sie einander eine Weile schweigend angesehen hatten, blieb ihr keine andere Wahl, als deutlicher zu werden. »Dein Volk erschafft nichts. Ihr droht den anderen Stämmen mit Mord und Totschlag. Und heute habt ihr bewiesen, dass ihr auch gewillt seid, eure Drohungen wahrzumachen. Ihr lebt einzig von der Arbeit anderer. Und es geht euch gut dabei. Deine Krieger sind alle wohlgenährt, einige sind richtiggehend dick. Hier im Stamm sieht keiner aus wie ihr. Du kannst in jede Hütte gehen. Alle sind ausgemergelt und schwach. Weil sie euch ernähren, die ihr ihnen das Mark aus den Knochen saugt.«
    Dobon hob abwehrend die Hände. »Es ist nicht so, wie du es schilderst. Wir beschützen sie. In jeder Nacht. Wir bezahlen mit unserem Blut für ihren ruhigen Schlaf, und sie wissen es nicht einmal. Du kannst dir nicht vorstellen, was für Träume es sind, die wir für sie träumen!«
    »Das kann ich in der Tat nicht«, entgegnete sie scharf. Inzwischen war sie überzeugt, dass Dobon ihr nichts als Lügen auftischte. Zu absurd war diese Geschichte. »Ich werde selbst Traumfängerin sein und die Wahrheit deiner Worte prüfen.«
    Der Kobold sah sie fassungslos an. »Du bist keine von uns. Vielleicht kommen die Träume nicht zu dir.«
    »Das wäre ein großes Unglück für dich, denn dann würde ich dich für einen Betrüger und Mörder halten. Und ich würde Oblons Witwe das Urteil über dich und dein Volk fällen lassen.« »Und das wäre dann Gerechtigkeit?«, entgegnete er bitter.
    »Wenn du die Wahrheit gesagt hast, hast du nichts zu befürchten.«
    »Was geschieht, wenn du dem Übel nicht widerstehen kannst? Wenn du stirbst?« »Dann hast du wohl nicht gelogen. Ich werde Anweisung geben, dass man dich und die Deinen in diesem Fall ziehen lässt.«
    Dobon nickte nachdenklich. »Du ahnst nicht, in welche Gefahr du dich begibst.« Einen Moment wollte sie antworten, er könne nicht erahnen, welche Gefahren sie überlebt habe, doch dann ließ sie es auf sich beruhen. Wer war er, dass sie ihm mehr als nötig von sich offenbarte.
    Sie wies ihn mit knapper Geste an, die Totenkammer als Erster zu verlassen. Sie musste auf die Knie gehen, um durch die niedrige Türöffnung zu gelangen, und sie wollte nicht, dass er dabei Gelegenheit hätte, ihr auf den Hintern zu starren. In Anbetracht der Tatsache, dass sie angekündigt hatte, sich auszuziehen und mit Lehm einzureiben, mochte das albern erscheinen. Aber er würde nicht Zeuge ihrer Nacktheit sein!
    Falrach war zu Kräften gekommen. Er kauerte neben dem Eingang zur Totenkammer und begrüßte sie mit einem melancholischen Lächeln. »Wie es scheint, kann ich nicht allein auf mich aufpassen.«
    Es war gewiss nicht gerade feinfühlig, aber sie eröffnete ihm umgehend, dass sie gedachte, das Dorf für ein paar Tage zu verlassen, um in der Wüste für sich allein zu sein.
    Er erhob keinen Widerspruch. Er versuchte auch nicht herauszufinden, warum sie es tat. Man konnte das als höflich betrachten. Genauso hätte sich wahrscheinlich Ollowain verhalten. Dennoch war sie gekränkt. Ihr Abschied verlief frostig. Sie berührten einander nicht einmal. Er aus scheuer Zurückhaltung, was früher so gar nicht seine Art gewesen war. Und sie, weil sie einfach verstimmt war. Sie wusste, dass sie ihn ungerecht behandelte. Wahrscheinlich dachte er jetzt, er würde niemals das Richtige tun, ganz gleich, was er auch versuchte.
    Sie sagte Dobon, er solle ihr eine der Frauen schicken, die zu den Traumfängern gehörten. Dann verließ sie das Dorf und suchte sich eine abgelegene Stelle am seichten Fluss. Einen Ort, der von großen, ockerfarbenen Felsen gegen Blicke vom Dorf abgeschirmt war. Dort wartete sie. Die Wüste und die Einsamkeit, die sie erwarteten, waren ihr willkommen. Sie musste ihren Weg finden. Und die Kraft, ihn dann zu gehen und sich gegen alle weiteren Fragen und Zweifel zu verschließen. Vielleicht war das Hattah ganz hilfreich für den Anfang.
    Stunden vergingen. Die Mittagszeit war längst vorüber, als sie zögerliche Schritte auf dem festen, ausgedorrten Boden hörte, die von leisem Klacken begleitet wurden. »Hier«, sagte Emerelle.

DER KÖNIGSMACHER
    Orgrim trat auf den Hügelkamm und fluchte. Ein Blick

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