Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
Luft. Sternenlicht brach sich funkelnd an seinen Krallen. Sie waren nicht aus Rauch!
Mit einem Schrei fuhr Emerelle auf und versuchte auszuweichen. Sie stürzte ins Leere. Ihre Schulter schrammte über Felsen. Die Hände schnellten vor und suchten Halt. Ihre Fingernägel splitterten auf hartem Fels.
Ihr Knie schlug auf Stein. Grelle Lichtpunkte tanzten ihr vor Augen. Etwas schrammte über ihre linke Wange. Im Reflex packte sie in einen klaffenden Felsspalt. Ihre Finger schlossen sich um etwas Festes, vielleicht eine abgestorbene Wurzel. Ihr ganzer Körper schlug gegen die Felswand. Doch der Sturz war beendet. Jeder Muskel schmerzte. Sie war bedeckt mit Schürfwunden und Prellungen.
Eine Weile hing sie dort, schwer atmend und unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Nur allmählich wurde ihr bewusst, dass sie eine der hohen Felsnadeln in der Wüste erklommen haben musste. Wie sie dort hinaufgekommen war, daran erinnerte sie sich nicht mehr. Sie wusste noch, wie Imaga sie mit dem magischen Muster bemalt hatte. Danach verschwamm alles zu einem Traum.
Ein Schauder überlief sie. Der Drache … Seine Stimme war ihr vertraut vorgekommen. Sie dachte an ihre unendlich entfernte Jugend. An die verzweifelten Kämpfe gegen die Herren Albenmarks. Die Erinnerung war zum Greifen nah! Doch sie verweigerte sich. Dobon hatte nicht gelogen! Der Alptraum war so wirklichkeitsgetreu gewesen, dass er sie fast getötet hätte. Sie blickte die Felsnadel hinauf. Ihr Sturz war mehr als zwanzig Schritt in die Tiefe gegangen. Den größten Teil der Strecke musste sie an der Steilwand entlang gerutscht sein. Von unten ließ sich nicht erkennen, wie viel Platz die Spitze der Felsnadel bot. Vermutlich kaum genug, um sich zu setzen, ohne die Beine über den Abgrund baumeln zu lassen. Wie war sie nur, vom Hattah umnebelt, dort hinaufgelangt?
Vorsichtig mit den Füßen tastend, suchte Emerelle einen sicheren Stand. Der Fels war noch heiß von der Mittagssonne. Sie musste ein Stück höher steigen, um einen Vorsprung zu erreichen, auf dem sie sich niederlassen konnte. Ihre Magie umgab sie mit angenehmer Kühle. Aber sie litt Durst und hatte nichts zu trinken. Ein Wort der Macht sammelte die Feuchtigkeit in der Luft und ließ sie auf dem glatten Felsen kondensieren. Es war lächerlich wenig Flüssigkeit. Schmerzlich erinnerte sie sich, wie grün und fruchtbar dieses Land einmal gewesen war. Sie dachte an die weiße Pyramide. Ob es sie noch gab? Und an den Jadegarten mit all seinen Wundern? Sie wagte nicht, ihren Geist schweifen zu lassen, solange sie sich nicht sicher war, ob die Wirkung des Hattah noch andauerte. Sie legte die Rechte über ihre Leber.
Die Wärme ihrer Handfläche drang in das Fleisch. Fast sofort wurde ihr wieder schwindelig. Es schien, als leiste die Droge Widerstand dagegen, aus ihrem Blut gespült zu werden.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Schlafen würde sie nicht mehr. Was hatte dieser Drache zu bedeuten gehabt? War er nur ein Zerrbild ihrer ältesten Ängste? War die Macht der Yingiz hier wirklich so groß, dass sie Träume beeinflussen konnten? Die Grauhäute mussten ihre Zauber weiterhin wirken! Aber sie würden nicht am Rand der Wüste bleiben. Sie würde nicht dulden, dass sie noch länger alle anderen Stämme tyrannisierten. Sie würde sie zum Jadegarten führen! Die Gärten würden die Kobolde nähren. Wenn es sie denn noch gab.
VON DEN HERREN DER WELT UND IHREN DIENERN
Elija hörte den anderen kaum zu. Er musste die ganze Zeit an das Buch denken, dass er in den Händen der Elfenfürstin gesehen hatte. Er kannte es gut. Er hatte es selbst ausgesucht. Es war ihres gewesen! Da konnte es keinen Zweifel geben. Aber wie war Gandas Buch in die Hände der Elfenfürstin gelangt? Und waren das Blutflecken auf dem Einband gewesen? Seine Schnauzbarthaare sträubten sich bei dem Gedanken. Er hatte jedem seiner Kommandanten ein Büchlein gegeben, als er sich sicher gewesen war, dass die Erhebung der Kobolde erfolgreich verlaufen würde. Dass sie es schaffen würden, das Joch der Elfentyrannei abzuschütteln. Er hatte an die Zukunft gedacht, als er ihnen die Bücher mit den leeren Seiten geschenkt hatte. Er erinnerte sich noch daran, was er gesagt hatte!
Wir werden Geschichte schreiben, Brüder und Schwestern! Wir haben bereits damit begonnen. Und damit künftige Generationen an den Ereignissen, die uns bevorstehen, teilhaben können, möchte ich euch bitten, jedes Mal, wenn etwas in euren Augen Wichtiges
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