Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
fassungslosen Schweigens folgte ein allgemeiner Tumult. Gilmarak war vermutlich nicht klar, wie viele über Jahrhunderte angesammelte Vermögen er mit diesem Beschluss vernichten würde. Elija ließ der Versammlung ausreichend Zeit, ihrem Unmut Luft zu machen. Dann hob er beide Arme, um dem Reden ein Ende zu machen.
»Brüder und Schwestern! Wir müssen klar sehen! Die Entmachtung der Elfen war nur ein erster, bedeutender Schritt auf dem Weg in eine bessere Welt. Die Revolution ist noch nicht beendet! Bald wird die Zeit kommen, in der sie ihre Soldaten frisst! Wir alle sehen nun ganz deutlich, dass Trolle großartige Krieger sein mögen, aber zum Herrschen sind sie nicht geboren. Wir sind weit entfernt davon, einen Kampf gegen unsere Verbündeten führen zu können. Wie also werden wir sie los?« Er sah jeden einzelnen der Versammelten an. Die meisten wichen seinem Blick aus. Es war das alte Problem unter Kobolden. Mit dem Mundwerk waren sie schnell dabei. Aber kämpfen wollte im Grunde keiner von ihnen. »Wir müssen sie gewähren lassen«, fuhr Elija fort.
»Wir sollen tatenlos zusehen?« Wieder war es Anderan, der den Gedanken der meisten Gesandten eine Stimme gab.
»Davon, dass wir tatenlos bleiben, war nicht die Rede. Aber ja, wir müssen zusehen und uns auf eine Zeit nach den Trollen vorbereiten.«
»Warum sollten sie kampflos den Thron aufgeben wollen?«, fragte Anderan.
»Weil sie eigentlich am liebsten in ihren Höhlen in der Snaiwamark sitzen und im ehrlichen Kampf Troll gegen Mammut ihre Erfüllung finden, nicht aber in der Herrschaft über eine ganze Welt. Die Unordnung, die sie anrichten werden, muss ihnen über den Kopf wachsen!
Seht das Zeltlager der Bittsteller vor der Burg. Es wird täglich größer. Und was tut Gilmarak? Er streift durch den Alten Wald, um zu jagen, statt sich um seine Regierungsgeschäfte zu kümmern.«
»Und wie bekommen wir sie in ihre Höhlen zurück?«, insistierte der Herr der Wasser.
»Sie müssen das Herrschen als eine unerträgliche Last empfinden. Lassen wir sie ihren Gesetzeskodex schreiben und das Münzgeld abschaffen. Dann wird der Handel zusammenbrechen. Überall wird es zu begrenzten Aufständen kommen. Und wir werden, während wir offiziell an der Seite unserer Verbündeten stehen, diese Aufstände unterstützen. Wir sollten Waffen an die Kentauren liefern, damit ihnen die Pfeile mit eisernen Spitzen nicht ausgehen. Wir werden Misswirtschaft betreiben.« Ärgerliches Gemurmel wurde laut. Elija hob erneut die Arme, um es zu ersticken. »Seht ihr einen anderen Weg? Die Herrschaft der Trolle ist ein unausweichliches Übel auf dem Weg in die Freiheit! Wir allein hätten die Elfen niemals vertrieben. Nun vergällen wir den Trollen den Thron, bis sie freiwillig aufgeben. Wir werden Opfer bringen müssen, gewiss, doch denkt an unser Ziel. Wir haben eine Vision. Ich kann sie deutlich vor mir sehen, die Herrschaft der Kobolde. Ich weiß, was ich ändern will. Ich weiß, wie wir regieren müssen, damit diese Welt gerechter wird! Die Trolle hatten nur eine Vision. Sie wollten Emerelle stürzen. Auf das, was danach folgen sollte, waren sie nicht vorbereitet. Sie haben keinen Plan für die Zeit ihrer Herrschaft vorbereitet. Die Macht ist ihnen als Dreingabe zum Sieg über Emerelle in den Schoß gefallen. Deshalb werden sie sie nicht halten können. Und während wir ihnen ins Angesicht schmeicheln, werden wir hinter ihrem Rücken alles tun, um ihnen die Herrschaft zu erschweren!«
»Und was ist mit den Elfen?«, wollte Anderan wissen. »Wenn die Trolle gehen, dann werden sie nach der Krone Albenmarks greifen.«
»Natürlich werden sie das«, stimmte Elija zu. Auf diesen Einwand hatte er nur gewartet. »Aber sie werden alle zugleich danach greifen, und deshalb werden sie die Krone nicht bekommen. Wir müssen nur dafür sorgen, dass Emerelle tot ist. Sie darf nicht zurückkehren. Sie könnte die Elfen einen. Wenn sie nicht mehr lebt, dann wird auch die Herrschaft der Elfen beendet sein. Wir können ruhigen Gewissens eine Königswahl in Vahan Calyd abhalten. Bringen wir die Trolle so weit, dass sie die Krone nicht mehr haben wollen. Säen wir Zwietracht zwischen den Elfen, und ihr werdet sehen, die Krone Albenmarks wird uns gehören!«
Elija konnte in ihren Gesichtern lesen, dass er sie auf seine Seite gezogen hatte. Selbst der Herr der Wasser schwieg nun endlich. Sein Plan war vollkommen, dachte Elija selbstzufrieden. Sie konnten gar nicht verlieren. Sie waren die Herren
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