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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Wüste verborgen lagen.
    Die großen Hornschildechsen hielten sie für Drachen. Und die Grauhäute waren überzeugt, dass alle Lutin mächtige Zauberer und Krieger sein mussten, wenn sie Drachen ihrem Willen unterwerfen konnten.
    Nikodemus musste unwillkürlich lächeln. Er stellte sich vor, ein Koboldritter zu sein, der auf einem richtigen Drachen ritt. Dann holte ihn die Wirklichkeit ein. Er war ein fußkranker Wanderer, mit einem Lappen voller Pisse vor der Schnauze. Viel größer könnte der Unterschied zu einem Drachenritter wohl nicht sein. Wenigstens war es seine eigene Pisse, dachte er bitter.
    Sie passierten eine Stelle, an der sich das Bachbett auf etwa hundert Schritt Länge zu einem Schlammsee weitete. Der Schlamm und die Brühe, die auf ihm stand, schillerten in allen Regenbogenfarben. Es sah hübsch aus. Im Schlamm stiegen dicke Blasen auf, die mit einem schmatzenden Geräusch auf der Oberfläche zerplatzten. Das war neu. So etwas hatte er bei den anderen Schlammlöchern nicht gesehen. Manche der Blasen hielten sich erstaunlich lange. Er ertappte sich dabei, wie er stumm mitzählte.
    Auch die Kinder waren begeistert. Plötzlich gab es wieder Lachen im Treck. Manche warfen mit Steinen und Klumpen aus zusammengebackenem Sand nach den Blasen auf dem Schlamm. Eine besonders dicke Blase schien einen Schutzzauber zu besitzen. Jeder Wurf verfehlte sie. Ein Mädchen lief los, um die Schlammblase mit ausgestrecktem Finger zum Platzen zu bringen.
    »Nicht!« Die Warnung kam zu spät. Sie schaffte genau drei Schritt, dann blieb sie schreiend stehen, statt sofort umzukehren. Der zähflüssige Schlamm war kochend heiß. Noch war das Koboldmädchen nur bis zu den Knöcheln eingesunken. Schwankend versuchte sie zurückzukommen.
    Ihre Mutter wollte ihr zu Hilfe eilen, doch zwei Jäger des Stammes packten sie. Alle starrten das Kind an. Doch keiner machte Anstalten, ihm zu helfen. Es war nicht mehr zu retten!
    Madra kam. Der Troll streckte sich. Doch selbst seine langen Arme reichten nicht bis zu dem Kind.
    Das Mädchen ging in die Knie. Es fing den Sturz mit den Händen ab, riss diese aber sofort zurück, kaum dass seine Finger den Schlamm berührt hatten.
    Selbst durch den uringetränkten Stoffstreifen roch Nikodemus den Geruch von gekochtem Fleisch. Voll hilfloser Wut ballte er die Fäuste. Er hatte das Gefühl, es dem Mädchen schuldig zu sein, zumindest nicht einfach wegzusehen. Auch wenn er sonst nichts tun konnte.
    Plötzlich trat Madra in den Schlamm. Er machte einen hastigen Schritt, packte das Mädchen und rettete sich auf sicheren Boden. Dunstschwaden wogten über seinen Füßen wie über Schweinshaxen, die man frisch aus kochendem Wasser hebt. Sein Gesicht war zu einer Grimasse verzerrt. Aber er gab keinen Laut von sich. Vorsichtig legte er das kleine Koboldmädchen in den Schatten eines Felsens.
    Sofort war die Mutter bei der Kleinen. Sie bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. Das Kind war ohnmächtig geworden. Die Füße und die Beine bis fast zu den Knien hatten alle graue Farbe verloren. Sie waren von einem dunklen Rosa. Ein durchsichtiges, leicht gelbliches Sekret nässte durch die Haut.
    Auch ihre Hände hatten die Farbe verloren. Die kleinen Finger waren aufgequollen. Als ihre Mutter die Hand anheben wollte, um sie zu küssen, glitt die Haut wie ein Handschuh von den gekochten Fingern.
    Emerelle kam von der Spitze der Marschkolonne. Sie stellte keine Fragen. Ein Blick auf das Kind gab alle Antworten. Madra nickte sie mit stummem Respekt zu. Dann kniete sie sich neben das Mädchen.
    Nikodemus sah, wie sie den Albenstein mit der Linken umklammerte, während sie die Rechte sehr vorsichtig auf einen Fuß des Koboldkindes legte. Sie zuckte zusammen. Die Elfe schloss die Augen. Auch sie schien Schmerzen zu leiden, während die Mutter des Mädchens händeringend neben ihr stand.
    Madra hatte sich in den Sand gesetzt. Seine Füße waren mit großen, weißen Blasen übersät.
    »Schlimm?« Nikodemus bereute seine dämliche Frage, kaum dass sie ihm über die Lippen gekommen war, aber da war es schon zu spät.
    Der Troll sah ihn finster an. »Ihr Kobolde habt doch auch große Kupferkessel, u darin Suppen und Fleisch zu kochen.«
    Der Lutin sah ihn verwundert an. »Ja.«
    »Bist du als Kind einmal an einen der Kessel gekommen, bevor sie ganz ausgekühl waren?«
    Er nickte.
    »Stell dir vor, du hättest die Hand nicht weggezogen. Vielleicht als eine Mutprobe.« Er stieß die Worte gepresst hervor, bemüht, jedes

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