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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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blutunterlaufenes Auge lag er in der Wüste. Er hatte eine fast vollkommene Kreisform. In seiner Mitte war das Wasser von dunklem, beinahe schwärzlichem Blau. Darum lag ein Kreis aus hellerem, türkisem Blau. Dicht am Ufer wurde das Wasser dann plötzlich blutrot. Emerelle hatte gesagt, die Farbe stamme von winzigen Tieren, die im Wasser lebten. Aber Nikodemus mochte das nicht glauben. Vor zwei Tagen war am Horizont vor ihnen ein weites Massiv aus Tafelbergen erschienen. Wie die Festungsmauern einer Stadt von Riesen erhoben sie sich am Horizont. Anfangs hatten die Berge in der Ferne blau ausgesehen. Jetzt wirkten sie rötlich. Aber obwohl sie ihnen um mindestens dreißig Meilen näher gekommen sein mussten, schienen sie immer noch unerreichbar fern. Dorthin wollte Emerelle die Grauhäute führen. Es hieß, inmitten der Berge gebe es eine Oase. Nikodemus hatte seine Zweifel, wenn er auf das vergiftete Land ringsherum blickte.
    Näher als die Berge sah man eine Felsstufe, die sich durch die Wüste zog. Sie schien ein naher Vorläufer der Berge zu sein.
    Als er die Grauhäute wieder eingeholt hatte, stieg Nikodemus das kurze Stück zum Rand der Uferböschung hinauf, um zu sehen, um wie viel sie der Felsstufe schon näher gekommen waren. Sie war der einzige Orientierungspunkt, abgesehen von den fernen Bergen. Die Luft tanzte in glasigen Schlieren dicht über dem Wüstenboden. Es war unmöglich, zu sagen, wie weit die Felsstufe entfernt war. Manchmal glaubte Nikodemus dunkle Flecken im Felsen zu erkennen. Gab es dort Höhlen? Die Mittagsstunde war nicht mehr fern. Der Lutin träumte davon, die Zeit der größten Hitze in einer Höhle zu verbringen. Sie sollten nachts wandern! Aber aus irgendeinem Grund wollten das weder die Grauhäute noch Emerelle. In jeder Nacht bezogen Posten auf den Erhebungen rings um den gewählten Lagerplatz ihre Stellung. Nikodemus hatte sie einmal besucht. Es waren keine normalen Wachen. Sie waren in einem Zustand zwischen Traum und Wachen. Manchen troff klebriger, seltsam riechender Speichel aus den Mundwinkeln. Sie hatten Muster, die an verzerrte Spinnennetze erinnerten, auf ihre Körper bemalt. Ganz offensichtlich woben diese mit Muschelketten geschmückten Männer und Frauen irgendeine Art von Magie. Und obwohl Nikodemus insbesondere nachts oft das Gefühl hatte, dass sie belauert wurden, kam es nie zu einem Zwischenfall.
    Der Lutin kletterte die Böschung hinab und schloss sich wieder den Kobolden an. Stunde um Stunde ging ihr Marsch. Sie erreichten die Höhlen nicht, wenn es sie denn überhaupt gab und sie ihm nicht allein von seinem kochenden Verstand vorgegaukelt worden waren. Nicht einmal während der größten Mittagshitze erlaubte ihnen Emerelle eine Rast. Die Elfe wirkte gehetzt. Unbarmherzig wie nie zuvor trieb sie alle an.
    Auch das Wasser war knapp geworden. Inmitten der giftigen Schwefelwüste schien auch ihre Magie keine Wunder mehr bewirken zu können. Seit drei Tagen hatte es kein frisches Wasser mehr gegeben. Fast alle Kürbisflaschen waren leer. Nikodemus hatte sein letztes Wasser am späten Morgen getrunken. Obwohl die Grauhäute die Hitze viel besser vertrugen als er - schließlich hatten sie ja auch kein Fell -, würde er jede Wette eingehen, dass auch ihnen nicht mehr viel Wasser geblieben war. Vielleicht wollte Emerelle sie ja zu einer Quelle bringen? Vielleicht würde die Giftwüste schon bald hinter ihnen liegen. Nikodemus blickte zur Uferböschung. Was verbarg sich dahinter? Seine Erschöpfung war jetzt größer als seine Neugier. Müde blieb er auf seinem Platz in der Marschkolonne. Die Augen auf die Fersen der Frau vor ihm geheftet, schlurfte er weiter.
    Der Boden war so heiß, dass er durch die Sohlen hindurch die Füße verbrannte. Nikodemus wunderte sich, wie die Grauhäute das aushielten. Sie gingen alle barfuß. Er hatte das Gefühl, dass selbst ihre Kinder ausdauernder waren als er. Seit Tagen kämpfte er gegen eine immer tiefere Müdigkeit an. Schon morgens, wenn sie aufbrachen, hatte er das Gefühl, er könne keine Meile mehr gehen. Und dann sah er ihre Kinder, die, ohne zu murren, dem Treck folgten. Nur die Kleinsten von ihnen weinten manchmal. Sie zu sehen, gab ihm zwar keine neue Kraft, aber den Willen, sich nicht gehen zu lassen. Sie nannten ihn Drachenreiter! Die Grauhäute kannten sein Volk. Sie hatten die Lutin wohl manchmal beobachtet, wenn sie zu den anderen Oasen zogen, jenen Fluchtorten der verschiedenen Lutinsippen, die nicht zu tief in der

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