Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
Stöhnen zu unterdrücken. »Du hättest sie auf dem heißen Kupfer gelassen. Bis sie wie gut gebratenes Fleisch gerochen hätten. Bis dein Fleisch bis zum Knochen hinab gar gewesen wäre. Du weißt, wenn man einen Braten aufschneidet, dann ist das Fleisch außen graubraun. Nur tief innen hat es sich eine zartrote Farbe erhalten. Stell dir vor, das ganze Fleisch deiner Hand wäre grau. Und dann erst versuchst du sie fortzunehmen. Aber es geht nicht mehr, weil sie mit dem Metall des Kessels zusammengebacken ist. Du ziehst und zerrst. Als sie endlich doch freikommt, kleben die kümmerlichen Reste deiner Haut noch auf dem Metall. Und Brocken von deinem Fleisch. So fühlt es sich an!« Um die Worte zu unterstreichen, hob Madra seine Füße an.
Nikodemus kämpfte gegen einen Würgereiz an. Die zähe, zerfurchte Haut hatt begonnen, sich von den Fußsohlen zu lösen. So wie vorhin bei der Hand de Mädchens.
»Mein Weg endet hier«, sagte der Troll.
»Nein. Das wird schon wieder.« Der Lutin starrte auf die Füße und wusste, dass er Unsinn redete.
Madra versetzte ihm einen Knuff, der ihn fast von den Beinen riss. Nikodemus wusste, dass es freundlich gemeint war, aber er betastete seine Rippen, unsicher, ob keine gebrochen war. »Für einen Fuchsmann bist du ein guter Freund. Ich werde an dich denken, wenn ich sterbe.«
»Du solltest nicht vom Sterben reden. Du bist doch ein Riese. Die sterben nicht so leicht. Nicht an einem bisschen heißem Sand.« Er sah aus den Augenwinkeln, wie mehrere Grauhäute aufgeregt auf Emerelle einredeten und dabei auf Madra zeigten. »Du bist so groß … So …«Er hatte das Gefühl, einen Stein in der Kehle zu haben. »Flenn mir bitte nicht auf meine Füße!«
Nikodemus boxte gegen das Knie des Trolls. Es fühlte sich an, als habe er gegen einen Fels geschlagen. »Blödmann!«
»Eine gute Rechte. Reicht sicher, um ein altersschwaches Kaninchen umzuhauen.«
Madra hatte noch nie mit ihm gescherzt. Nikodemus hatte gar nicht gewusst, dass Trolle Sinn für Humor hatten. Das machte es nicht besser. Sein Gefährte nahm Abschied.
Emerelle trat zu ihnen. Sie blickte kurz auf Madras Füße. Dann sah sie ihn an. In ihre lehmbeschmierten Gesicht zeigte sich keinerlei Regung. »Warum hast du das getan?«
»Weil ich zu schwach war.«
»Zu schwach?«
»Ja, zu schwach, einem dummen, kleinen Koboldbalg dabei zuzusehen, wie es an seiner Dummheit verreckt. Nun werde ich mit ihm zusammen sterben.«
Sie sah erneut auf seine Wunden. »An ein paar verbrannten Füßen muss man nicht sterben.«
Der Troll schnitt eine ärgerliche Grimasse. »Nur habe ich mir einen schlechten Plat ausgesucht, um nicht mehr laufen zu können. Und leider sehe ich hier auch niema den, der in der Lage wäre, mich zu tragen.«
»Darf ich deine Füße berühren?«
»Ich glaub nicht, dass ich es noch spüren werde.«
Emerelle kniete vor ihm nieder. Nikodemus wurde sich bewusst, dass er auf ihre linke Brust starrte, die kaum eine Armlänge entfernt war. Er hüstelte verlegen und wandte sich ab. Ob sie verrückt geworden war, weil sie ihren Thron verloren hatte? Der Lehm auf ihrer Haut war eingetrocknet und von einem Netzwerk feiner Risse durchzogen. Sie trug nur einen Lendenschurz um die Hüften. Seltsamerweise war der Stoff von makellosem Weiß, obwohl sie sich von Kopf bis Fuß eingeschmiert hatte.
Jetzt erst bemerkte der Lutin, dass sie neben dem Albenstein noch einen zweiten Halsschmuck trug. Zwischen ihren Brüsten ruhte ein weißes Muschelhorn. Es sah genauso aus wie die, die auch Grauhäute trugen. Bei einer Maurawani hätte er sich über so ein Verhalten nicht gewundert. Aber die unnahbare Emerelle in Schmutz gewandet zu sehen, war schon sehr befremdlich. Und so kniete sie vor einem Troll, der vor einem Jahr in den Heerscharen ihrer Feinde gekämpft hatte und behandelte dessen Füße. Die Welt war verrückt geworden! Es war höchste Zeit, dass sein Bruder Elija sie neu ordnete.
Nikodemus dachte an ihre Mission. Sie sollten die Königin finden, um sie ihren Henkern auszuliefern. Er durfte das nicht vergessen! Wenn sie verrückt geworden war, dann war sie nur umso gefährlicher, bei der Macht, die sie besaß! Sie würde seinen Bruder Elija und alle Rotmützen bekämpfen. Allein deshalb schon musste er sie ausliefern.
Madras Füße sahen mit einem Mal besser aus. Sie waren nicht mehr aufgequollen. Frische Haut war über die Wunden gewachsen. Der Albenstein gab ihr grenzenlose Macht! Sie sprang auf. »Schnell jetzt! Das
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