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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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muss genügen! Ich werde später noch einmal nach deinen Füßen sehen.« Sie winkte mit beiden Armen. »Steht nicht herum und glotzt. Lauft!«
    Mit wütenden Worten trieb sie alle an. Dann eilte sie wieder an die Spitze des Zuges. Einige der Grauhäute murrten leise. Aber niemand wagte es, offen Widerstand zu leisten. Das war im Kleinen genau so, wie es gewesen war, als sie noch auf dem Thron gesessen hatte. Sie traf einsam ihre Entscheidungen und trieb alle an. Verdammte Tyrannin! Sie würde immer so sein!
    Nikodemus sah Madra an, dass er immer noch Schmerzen hatte. Und auch das Koboldmädchen, das sie behandelt hatte, lag wimmernd in den Armen seiner Mutter. Warum hatte sie die beiden nicht vollständig geheilt, wenn sie so große Macht besaß? Nach einer Weile hatte Nikodemus das Gefühl, dass die Grauhäute schneller gingen. Keiner sprach mehr. Jetzt hatten sie sich völlig der Willkür der Elfe unterworfen. Er hätte etwas gesagt, wenn seine Zunge nicht dick geschwollen in seinem Mund gelegen hätte. Er hatte Lust, zu rebellieren. Er dachte daran, einfach etwas langsamer zu gehen, statt immer mehr zu hetzen. Aber er befürchtete, dass sie ihn einfach zurücklassen würden, wenn er nicht mit ihnen Schritt hielt. Sogar Madra beeilte sich. Ein merkwürdiges Geräusch erklang in der Ferne. Nikodemus hatte so etwas noch nicht gehört. Die anderen gingen noch schneller. »Was ist los?«
    »Der Sand kommt«, flüsterte ein alter Kobold, der sich auf einen Stock stützte. »Der Sand kommt!«
    Das war so ziemlich das Verrückteste, was er je gehört hatte, entschied Nikodemus. Hier war überall Sand. Seit er mit Madra aus dem Albenstern in dieses verfluchte Land getreten war, sah er nichts als Sand und Steine!
    Die Grauhäute begannen zu laufen. Emerelle führte sie über die Böschung des Bachs hinweg. Es herrschte helle Panik.
    Nikodemus kletterte in aller Ruhe über die Kante aus brüchigem Sand. Die Tafelberge am Horizont waren verschwunden. Graubraune Wolken hingen tief am Himmel. Nein … Sie wälzten über den Boden. Der Lutin brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was er sah.
    »Der Sand kommt«, murmelte er schwerfällig mit ausgedorrter Zunge. Ein Sandsturm! Er hatte davon erzählen hören. Sie konnten tagelang dauern. Der Sand schliff einem das Fell von Gesicht und Rute, dann die Haut. Er würde immer weiter schleifen. Er tötete Hornschildechsen wie Lutin. Nichts war ihm gewachsen, wenn der Sturm lange dauerte. Die einzige Hoffnung, zu überleben, war ein Windschutz.
    Emerelle deutete auf die Felsstufe. Hatte sie den Sturm die ganze Zeit kommen gefühlt?
    »Lauft!«, rief sie gegen den Wind an, der der Sandwalze vorauseilte. Sie deutete auf eine dunkle Öffnung in den Felsen. »Dorthin! Das ist die einzige Höhle, in der wir alle Platz finden. Lauft!«
    Madra packte einige der Koboldkinder. Er nahm sie unter die Arme. Eines saß auf seinem Nacken, so wie Nikodemus es auch schon getan hatte. Mütter kamen herbei gerannt und wollten ihm weitere Kinder bringen. Sieben nahm er mit. Dann stieß er alle anderen zurück und begann zu laufen. Der verdammte Troll ließ sie bald alle hinter sich.
    Nikodemus' Herz schlug wie ein Trommelstock gegen das Gefängnis seiner Rippen. Er lief, wie er noch nie in seinem Leben gelaufen war, die Augen verzweifelt auf die Wand aus wirbelndem Sand gerichtet. Die Höhle war mindestens eine Meile entfernt. Er wusste, dass sie es nicht schaffen konnten. Nur Madra und die sieben Kinder würden vielleicht entkommen.

ABSCHIED
    Kadlin blickte in das Antlitz des Mannes, der einmal ihr Vater gewesen war und den sie doch kaum gekannt hatte. Die Kälte hatte seinen toten Körper vor dem Verfall bewahrt. Seine aufgebrochene Brust war unter seinem Kettenhemd verborgen. Kadlin hatte sich die Wunde angesehen, obwohl sowohl Lambi als auch Melvyn versucht hatten, sie davon abzuhalten. Die ganze Totenfeier über hatte sie an sich gehalten. Jetzt aber ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Sie war allein im Grabhügel. Die Fackeln an den Wänden waren fast heruntergebrannt. Alle anderen waren längst gegangen. Schwach hörte sie das Lärmen der Totenfeier in der Königshalle ihres Vaters.
    »Werde ich eine gute Herrscherin sein? Ich wünschte, du wärest noch hier. Ich …« Sie war noch schwach vom Fieber und saß auf der Pritsche des Wagens, auf dem ihr Vater umringt von den Waffen seiner Feinde aufgebahrt lag.
    Ein muffiger Erdgeruch hing in der Kammer. Alfadas hatte dieses Grab bauen lassen.

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