Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
meine sture kleine Schwester. Wahrscheinlich denkt er insgeheim, dass du, wenn du nur ein wenig größer, grauer und haarloser wärst, ein verdammt gutes Trollweib abgeben würdest.«
»Und wenn du etwas weniger Unsinn reden würdest, würdest du einen verdammt guten Bruder abgeben.«
Er senkte den Blick. Sie spürte, dass es nicht wegen ihrer Worte war. Da war etwas, das ihm einfach nicht über die Lippen kommen wollte. Seine
Spaße,
sein merkwürdiges Verhalten: All das sprach für sich. Es schrie ihr förmlich entgegen, dass dahinter mehr steckte. Was ging in ihm vor? Sie sah nur einen Weg, es herauszufinden. Sie drückte seine Hand, die noch immer auf ihrem Bauch lag. »Sag es.« Er sah überrascht auf. »Was?«
Wie verräterisch ein einzelnes Wort doch sein konnte. Es sollte Unwissenheit vorschützen und tat doch genau das Gegenteil. Kadlin ging nicht darauf ein. Sie sah ihn einfach nur an.
»Ich …« Er räusperte sich. »Wenn Skanga Orgrim zu sich befiehlt, dann kann das nur eines bedeuten. Es wird Krieg geben in Albenmark. Und die Maurawan waren schon immer Feinde der Trolle. Ich muss Leylin dort fortholen … Ich muss sie …« Kadlin konnte ihm ansehen, wie er innerlich all seinen Mut zusammennahm. »Können wir hierherkommen?«
Sie konnte nicht begreifen, warum ihn diese Frage solche Überwindung gekostet hatte. »Ich würde mich freuen. Komm an meinen Hof. Ich …«
Er hob abwehrend die Hand. »Wir werden uns einen einsamen Ort suchen. Irgendwo an der Grenze zu den Trollgebieten. Wir werden so gut wie unsichtbar sein.«
»Warum? Es gibt keinen Grund, dass du dich …«
»Ich sehe aus wie ein Elf«, unterbrach er sie. »Und die Menschen hier glauben, dass Elfen Unglück bringen. Sie haben den Elfenwinter nicht vergessen und auch nicht, wie Emerelle kam, um Alfadas zu rauben. Ich habe sie reden hören, als sie dich zurückgebracht haben.«
Kadlin waren seine Worte ganz fremd. Aber vielleicht lag es daran, dass sie di Königin war und niemand offen mit ihr sprach. Außer Lambi! »Wir werden ihne zeigen, dass sie sich irren!«
Er zögerte.
Sie strich sanft über seine Hand. »Bitte. Ich werde dich brauchen. Du bist hier willkommen.« Sie lächelte. »Und du sagtest ja schon, dass ich stur bin. Wehe dem, der dich oder Leylin schlecht behandelt. Wir werden einen Ort finden, an dem ihr in Frieden leben könnt.« Er wirkte erleichtert, obwohl sie nicht darauf geschworen hätte, dass er ihr Angebot annehmen würde. Schweigen lag zwischen ihnen. Ein gutes, verstehendes Schweigen. Endlich drückte er ihr die Hand. »Sie warten auf ihre Königin. Du musst gehen.« »Wenn du nicht kommst, werde ich dich suchen gehen!«
Er lachte. »Ja, das würde ich dir zutrauen.« Darauf nahm er sie in den Arm. »Mach keinen Unsinn«, sagte er zärtlich.
Kadlin musste schlucken. Sie sah ihm nach, wie er am Ufer entlangging. Hoch oben am Hartungskliff löste sich ein großer Schatten aus dem Dunkel der Felsen. Sie beneidete ihn um seine Freiheit. Sie würde jetzt auch gern mit einem Adler fliegen.
Mit einem Seufzer wandte sie sich ab. Dann straffte sie sich und ging zu Lambi, der noch immer am Grabhügel wartete. Der alte Krieger war sichtlich erleichtert. »Ich hätte nicht darauf gewettet, dass du kommst. Aber gut, dass du da bist. Es sind fast alle wichtigen Jarls dort oben. Mehr als bei deiner Krönung. Wir sollten das Schauspiel noch einmal wiederholen. Ich werde dir die Krone aufs Haupt setzen und dich zur Königin ausrufen. Und unser Skalde wird die ersten Verse aus dem Heldenepos über dich vortragen. Alle dort oben haben schon getrunken und um die Toten geweint. Es wird leicht sein, ihre Herzen zu berühren. Du wirst sehen, deine Herrschaft beginnt…« » … mit einer Lügengeschichte!«
Lambi lachte laut auf. »Fast dasselbe hat dein Vater in der Nacht seiner Krönung gesagt. Und doch wurde aus ihm ein König, von dem man noch in tausend Jahren erzählen wird. Er sagte auch, ich sei ein Mann ohne Moral. Ich finde, das ist nicht ganz richtig … Mir fehlt die Moral nur dort, wo sie im täglichen Leben allzu hinderlich ist. Du wirst sehen, ein König braucht einen solchen Mann an seiner Seite. Alles Licht wird auf dich fallen. Ich erledige, was im Schatten getan werden muss.«
TROLLANSICHTEN
Falrach sah den Troll loslaufen und blickte zu der Wand aus Sand und Staub. Ein Troll, der den Helden spielte und Kinder rettete? Er blickte auf die flüchtenden Kobolde. Sie waren viel zu langsam! Er könnte es
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