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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Niemand wird die Heldensaga glauben, die Isleif dichtet, wenn du noch mehr vollbringst.«
    »Wer ist Isleif?« Sie hatte sich jetzt fast wieder in der Gewalt und war froh, dass ihr Lambi Gelegenheit gab, über etwas anderes als ihren Vater sprechen zu können. »Isleif ist ein sehr talentierter junger Skalde, den ich in einer Schenke in Gonthabu kennengelernt habe. Er hatte schon von sich aus damit begonnen, eine Saga über dich zu dichten. Ich habe sie ein wenig verbessert.« Er deutete zum Langhaus des König hinauf. »Er ist auch dort oben. Es wäre an der Zeit, dass du dir selbst einmal anhörst was er über dich dichtet.«
    »Ich habe kein Interesse an Lügengeschichten.«
    »Es ist besser, wenn sich Könige zu Lebzeiten selbst darum kümmern, welche Lügen über sie verbreitet werden, als wenn es andere tun, wenn sie tot sind! Stell dich nicht an wie ein bockiges Kind. Sei eine Königin! Weißt du …« Plötzlich brach seine Stimme. »Für meinen Jungen gibt es kein Grab. Und für die, die mit mir gekommen sind, um dich zu holen und die von den Trollen erschlagen wurden, wird auch niemand einen Grabhügel errichten. Wir trinken in dieser Nacht auch zu ihrem Andenken. Komm mit und erweise ihnen Ehre. Oder geh mit deinem Bruder, der unten am Fjord auf dich wartet. Aber dann komm nie wieder, hörst du! Wenn du in dieser Nacht nicht auf dem Thron von Alfadas sitzt und ein paar verdammt anrührende Worte für unsere Toten findest, dann bist du es nicht wert, unsere Königin zu sein!«
    Sie packte ihn bei den Schultern. »Ich werde nicht davonlaufen. Aber ich muss Melvyn verabschieden. Dann komm ich zum Fest. Ich verspreche es dir.« »Ich warte hier«, brummte er missmutig.
    Es war nur ein kurzes Stück Weg hinunter zum Wasser. Hinter sich hörte sie das Zischen der Spaten, die ins aufgeworfene Erdreich glitten. Und das dumpfe Geräusch der Erde, die in den Tunnel geworfen wurde. Sie hatte das Gefühl, dass all ihre Trauer wie ein zweites Kind in ihr lag. Ein Druck in ihrem Magen. Eine große, lebendige Kugel.
    Sie legte die Hand auf ihren Bauch. Das Kind war reglos. Sicher schlief es. In den Fiebertagen auf dem Schlitten hatte sie es oft gespürt. Es war stark. Es würde leben! Melvyn wirkte verloren. Er stand ganz allein am Ufer. Sein Umriss zeichnete sich schwarz gegen das Wasser ab, auf dem sich der Mond spiegelte.
    Als sie an seine Seite trat, war sie plötzlich verlegen um Worte. Sie hätte sich gefreut, wenn er geblieben wäre. Aber sie wusste, dass er das nicht konnte. »Sie schließen das Grab jetzt«, brachte sie endlich hervor.
    Er nickte. Auch er schien bedrückt. Vielleicht mochte er auch keine Abschiede. »Wolkentaucher wartet auf dich?«
    Ihr Bruder deutete in Richtung des Hartungskliffs auf der anderen Seite des Fjordes. Majestätisch erhob sich der steile Berg über das Wasser. Ein Kreis aus uralten Steinen krönte sein Haupt. »Er ist dort oben. Wenn du gehst, wird er mich holen kommen.«
    Sie wollte ihm noch so viele Dinge sagen. Doch der Festlärm von der Königshalle erinnerte sie daran, dass auch ihr keine Zeit mehr blieb. »Ich wollte mich noch dafür bedanken, dass ich noch all meine Finger und Zehen habe.« »Du hast gutes Heilfleisch.«
    »Du weißt, dass ich sie ohne deine Zaubermacht verloren hätte. Und mit erfrorenen Wangen hätte ich für den Rest meiner Tage wie ein junges Mädchen ausgesehen, das bei jedem Wort, das man an es richtet, schamhaft errötet.«
    »Ich glaube, dass du auch mit grauem Haar noch wie ein junges Mädchen sein wirst. Wahrscheinlich wird es dir in Zukunft schwerfallen, Fremde davon zu überzeugen, dass du die Königin bist. Du solltest dir ein bisschen Würde zulegen und vielleicht nicht immer in Hosen herumlaufen.«
    Sie kannte seine Spaße und ahnte, dass sie womöglich noch derber werden würden. Eigentlich war das nicht seine Art. Es sei denn, er wollte seine wahren Gefühle verbergen. Kadlin nahm seine Hand und legte sie an ihren Bauch. Das Kind war jetzt wach. Deutlich spürte sie seine Tritte. Alle Härte verschwand aus Melvyns Gesicht, als er es fühlte. »Sein Vater ist tot. Wenn es leben wird, dann nur, weil du uns gerettet hast.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das …«
    »Ganz gleich, was du auch sagen willst. Für mich wird es immer so sein. Deine Bereitschaft, allein gegen hundert Trolle anzutreten, und dein Glück haben uns gerettet.«
    Er lächelte. »Du redest schon wie eure Sagendichter. Aber nein, das war kein Glück. Orgrim mag dich,

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