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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Schuhwerk laufen wollte.
    »Fehlt nur noch der Helm«, sagte Jules.
    »Lassen wir es doch. Das führt doch zu nichts.«
    »Jetzt habe ich dich so weit eingekleidet, jetzt will ich auch alles sehen. Du kannst sie ja wieder ablegen, wenn du dich unwohl fühlst.«
    Unwohl fühlte er sich jetzt schon, aber das mochte er Jules nicht sagen. Er hatte keine Lust, sich einen Vortrag über Mut anzuhören.
    Das versilberte Gesicht des Helms ließ sich zur Seite klappen. Es zeigte das Antlitz eines schönen, bartlosen Jünglings. Behutsam setzte Jules ihm den Maskenhelm auf. Er war erstaunlich leicht, aber als der Priester ihn zuklappte und das Scharnier am Hals verschloss, überkam Adrien jähe Panik. Er fühlte sich eingesperrt. Hätte der Helm genau gepasst, wäre es wohl nicht so schlimm gewesen. Aber so lag die Maske eben nicht auf seinem Gesicht auf. Die Nasenlöcher schwebten vor ihm im Dunkel. Ebenso die Augenöffnungen. Er hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
    Mit beiden Händen packte er den Helm. Aber mit den viel zu weiten Handschuhe vermochte er den Verschluss am Hals nicht zu öffnen.
    »Hol mich hier heraus«, röchelte er.
    Ein Knirschen lief durch das Metall.
    »Verdammt, verhalte dich etwas würdevoller«, fluchte Jules. »Du trägst die Rüstung eines Königs! Du musst nun auch wie ein König sein. Bleib ruhig!«
    Das Leder schien lebendig geworden zu sein. Deutlich konnte Adrien fühlen, wie es sich auf seiner Haut bewegte. Und dann, als der Helm enger wurde und ihm die Nase eindrückte, erinnerte er sich wieder daran, was der Priester gesagt hatte. I
n einer Geschichte heißt es sogar, die Rüstungen würden einen Unwürdigen einfach zerquetschen.

AUF DER FLUCHT
    Elodia erwachte von einem dumpfen, pochenden Schmerz in ihrer Schulter. Sie war nackt und über und über mit geronnenem Blut bedeckt. Erschrocken sah sie zum Fenster. Der Himmel war von lichtem Blau. Wie lange war sie ohnmächtig gewesen? Nur ein paar Augenblicke? Eine halbe Stunde? Promachos musste zum Opferritual, das am Nachmittag bei der Götzenstatue des Baibar abgehalten werden sollte. Wie viel Zeit blieb ihr noch?
    Sie versuchte sich aufzurichten. Ihr langes Haar klebte im getrockneten Blut auf dem Boden. Als sie sich aufrichtete, wurde ihr wieder schwarz vor Augen.
    Taumelnd schaffte sie es zum Wasserbecken. Sie musste sich waschen. Wenigstens ihre Hände und ihr Gesicht. So konnte sie nicht fliehen.
    »Jean«, flüsterte sie, als sie auf das Blut im Wasser blickte. Sie dachte fest an sein Gesicht. Sie musste es schaffen, hier herauszukommen! Nur dann würde Jean in Frieden leben. Sie durfte nicht gefasst werden. Sie war sich sicher, dass Promachos nicht gelogen hatte, was die Künste der Folterknechte anging.
    Wieder blickte sie hinaus zum Himmel. Wie viel Zeit blieb ihr noch?
    Sie ging zum Bett. Wieder drohte die Ohnmacht sie zu übermannen. Sie musste sich auf das blutige Laken setzen, um nicht zu stürzen. Reiß dich zusammen!, dachte sie wütend. Du kannst es schaffen.
    Sie schnitt Streifen aus dem Laken, dort wo es noch blütenweiß war. Dann legte sie die Tücher über den blutigen Seidenwulst, der wie eine exotische Blüte aus ihrer Schulter wucherte. Als sie den Arm hob, um den Verband darunter durchzuziehen, stöhnte sie auf. Wenn sie noch einmal ohnmächtig wurde, dann wäre das ihr Tod. Bald würden sich die Wachen draußen fragen, warum Promachos noch nicht auf dem Weg zum Opferritual war. Sie würden nach ihm rufen, und wenn er nicht antwortete, dann würden sie irgendwann hereinkommen. Die Wachen würden einen Weg finden, sie aus ihrer Ohnmacht zu reißen.
    Sie sollte so etwas nicht denken! Denk allein an Jean! Ob er schon zum ersten Mal ein Mädchen geküsst hatte? Sie nahm einen Zipfel des Stoffstreifens zwischen die Zähne und zog den Verband straff. Wieder drohte der Schmerz sie zu überwältigen. In aller Eile wählte sie ein Kleid aus. Eines, das geknöpft wurde und das sie nicht über den Kopf ziehen musste. Dann warf sie sich einen dünnen, dunklen Kapuzenumhang über. Sie nahm ein wenig Schmuck aus dem Kästchen auf ihrem Schminktisch und den dicken Knotenstock aus goldenem Olivenholz, mit dem Promachos ungeschickte Diener verprügelt hatte. Ohne den Stock würde sie nicht weit kommen.
    Sie trat an den großen Wandteppich. Der Priesterfürst hatte gelogen, als er behauptet hatte, sie nie geliebt zu haben. Er hatte ihr die geheimen Gänge im Tempelpalast gezeigt. Auf diesen Wegen war er während der ersten

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