Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
der Bauern, das war die Gesellschaft der Elfen. Aber bald wird die Verpuppung beendet sein. Und was der abgestreiften Haut des alten Lebens entsteigt, ist ein wunderbarer Schmetterling!«
Er steckte wohl noch zu sehr in der alten Welt, um diesen Phrasen etwas abgewinnen zu können. Er würde seine Befehle ausführen. Er hatte den Weg des Kriegers gewählt. Was hier auf Burg Elfenlicht geschah, war ihm fremd. Er wusste nicht einmal, was sich in den schweren Frachtkisten der Karawane befand, um die so erbittert gekämpft wurde. »Bringst du mich noch zum Stern?«
Anderan nickte. »Es war gut, dich zu sehen, Sohn. Wir hatten zu wenig Zeit. Ich wünschte, ich könnte dir mehr von den Wundern der neuen Welt erzählen, die wir erschaffen. Ich spüre deine Missbilligung.« Er lächelte ihn freundlich an. »Ich bin dein Vater. Glaube nicht, dass du deine Gefühle vor mir verbergen könntest. Du machst dasselbe verschlossene Gesicht, das du schon als kleiner Junge gemacht hast, wenn ich dir einen Ausflug zum Fischen in den Mangroven abgeschlagen habe.«
Sie gingen durch die weite Halle, die zum Thronsaal führte. Trotz allen Schmutzes, der zerrissenen Seidenbanner, der rußgeschwärzten Decke und eines Mosaikbodens, auf dem dicht an dicht Kuhfladen und anderer Unrat lagen, konnte man die einstige Pracht von Burg Elfenlicht noch immer sehen. Das war die Welt gewesen, die der Sieg der Trolle hinweggefegt hatte. Und nun … War das ihre Zukunft? Schmutz und Unordnung! Oder war dies immer noch die Zeit des Übergangs, in der sich die neue Welt erst noch aus der Asche des Vergangenen erheben musste? Baidan schmunzelte, jetzt gebrauchte er auch schon Phrasen, die sich anhörten, als habe der große Elija Glops sie ersonnen. Oder aber sein Vater. Anderan, der Herr der Wasser, war ein bedeutender Mann geworden. Einer der engen Vertrauten Elijas.
Der Thronsaal war leerer als bei seiner Ankunft. Die Trollwachen schliefen fast alle. Eine Koboldmutter hatte ihr Kind in das Schneelöwenfell auf dem Thronsessel gebettet und war erschöpft neben ihm eingeschlafen. Niemand störte sich daran. Baidan entschloss sich, dies als das Bild der neuen Welt, die sein Vater erschaffen wollte, im Herzen zu behalten.
Die vier Lutin, die in der Mitte des Schlangenmosaiks beieinander kauerten, wirkten müde. Ganz offensichtlich kannten sie seinen Vater. Als er auf sie zuging, erhoben sie sich und grüßten freundlich. »Mein Sohn ist Gesandter des Kronrats.« Er sagte das voller Stolz. Baidan spürte einen Kloß in seinem Hals aufsteigen. So stolz war sein Vater nicht mehr auf ihn gewesen, seit er vor vielen Jahren eine Winkerkrabbe erlegt hatte, die fast so groß wie er selbst gewesen war. »Öffnet für ihn ein Tor zur Snaiwamark-Karawane. Er reist mit dringenden Nachrichten für den Herzog Orgrim.« Jetzt klang die Stimme seines Vaters anders. Hart. Befehlsgewohnt. Anderan war von Geburt an ein Fürst gewesen. Doch so hatte er früher nur gesprochen, wenn er zu Gericht saß. Burg Elfenlicht hatte ihn verändert. Einer der Fuchsmänner sprach ein Wort der Macht.
Baidan sah, wie sich das Kind auf dem Schneelöwenfell unruhig im Schlaf wand. Die Schlangen des Mosaiks schienen lebendig zu werden. Eine wurde zu smaragdenem Licht und erhob sich.
Kein einziger Schläfer im Saal erwachte! Sie hatten die Magie entzaubert, dachte Baidan. Sie ins Alltägliche hinabgezerrt. Die Goldenen Pfade der Alben wurden zum Viehtrieb genutzt. Er wusste, dass ihr Lager im Windland nicht anders zu versorgen war. Und doch machte es ihn traurig. Eine Welt, die ihre Geheimnisse und Wunder verlor, war eine traurige Welt.
Sein Vater trat neben ihn und schlug ihm derb auf die Schulter. So etwas hatte er früher nie getan. »Pass auf dich auf, Junge.«
Baidan betrachtete den Mann, der sich so sehr verändert hatte. »Du auch, Vater«, sagte er leise. Dann trat er durch den Bogen aus Licht. Sofort umgab ihn Finsternis, in der allein der schmale goldene Pfad vor seinen Füßen Schutz verhieß. Er fühlte sich belauert. Ein klammes Gefühl machte sich in seinem Bauch breit.
Baidan ging mit schnellen Schritten. Dann öffnete sich vor ihm das zweite Tor. Hastig trat er hindurch - und wurde in ein Chaos aus Schreien, Hitze und Rauch geworfen. Fast wäre er in das sich schließende Tor zurückgetaumelt. Ein Lutin mit angstweiten Augen zerrte ihn vom Albenstern fort. »Kommt Hilfe?«, schrie der Fuchsmann. Baidan brauchte Zeit, um sich zu sammeln. »Kommt Hilfe?«, drang der Lutin
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