Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
willst, dann wirst du auch mich verbrennen!« »Herrin, du kannst doch nicht…«
»Du hast keine Ahnung, was ich kann. Ich werde meine Tochter nicht Luth überlassen! Und du, du suchst die besten Reiter. Sie sollen sofort aufbrechen und Melvyn folgen. Er muss zurückkommen. Er und sein Weib werden Swana heilen.«
Olav senkte sein Haupt. »Herrin … Die Elfen haben uns vor zwei Tagen verlassen. Un Elfen reisen schnell wie der Wind.«
»Du schickst ihnen Reiter nach!«
Er nickte. Dann hob er abrupt sein Haupt. »Du tötest dich! Swana kann niemand mehr helfen. Wer die Pest bekommt, der stirbt binnen drei Tagen. Auch wenn du das nicht wahrhaben willst. Dein Trotz und dein Hochmut fordern die Götter heraus! Luth hat sein Messer an Swanas Schicksalsfaden gelegt, und wir sind nur Sterbliche. Füge dich in dein Schicksal!«
»Du wagst es, mir zu drohen? Aus meinen Augen! Schick die Reiter aus! Wenn Swana nicht die Einzige ist, die erkrankt ist, dann werden die Elfen vielleicht den anderen noch helfen können. Melvyn kann …« Tränen erstickten ihre Stimme. Sie konnte sie nicht länger zurückhalten. Sie ging zur Tür und warf sie mit aller Kraft zu. Dann legte sie den Riegel vor und ging zurück zu Swana. Sie hörte Olav rufen. Aber es gab nichts mehr zu sagen.
Sie nahm den alten Schemel, der neben der Feuerstelle stand, und hockte sich neben Swanas Lager. Sie biss sich auf die Lippen, bis sie Blut schmeckte. Sie durfte nicht weinen! Swana sollte sie so nicht sehen, wenn sie aus ihrem Fieber erwachte. Die Königin tauchte ein Tuch in die Wasserschüssel und tupfte ihrer Kleinen wieder über die Stirn. Dann begann sie leise zu singen. Das Lied, das sie ihr an der Wiege immer vorgesungen hatte. Ein Lied über ihren Onkel Ulric und dessen Liebe zur Tochter einer einfachen Wäscherin. Ein Lied darüber, wie er als Kind einen Troll besiegte und wie er gemeinsam mit seiner großen Liebe Halgard den Tod überwand, als mitten im Winter über dem Scheiterhaufen, auf dem sie beide aufgebahrt lagen, die Bäume erblühten.
Als sie mit dem Lied endete, bereute Kadlin, die Götter beleidigt zu haben, und sie begann zu beten, wie sie nie zuvor in ihrem Leben gebetet hatte. Und sie flehte darum, dass auch ihrer Swana ein Baum erblühen möge, obwohl es Herbst war und alle Blätter fielen.
DAS BLAU DER LÜGE
Ihr kleines Boot glitt auf ein Schneefeld, über das sich rings herum mächtige Berge erhoben. Die Kälte war atemberaubend! Eben noch waren sie auf dem Meer gewesen, und er hatte den Albenstern geöffnet.
Nikodemus schlotterte am ganzen Leib. Auch Falrach ging es nicht besser. Mit ihrer dünnen Sommerkleidung waren sie dem Frost schutzlos ausgeliefert. Nur Emerelle machte das nichts aus. Der Lutin versuchte sich zu erinnern, mit welchem Zauber man sich gegen die Kälte schützte. Er hatte ihn einmal gelernt…
»Du darfst dich nun zu den Deinen zurückziehen.« Die Königin deutete auf den Schnee. »Hier waren erst vor kurzem Maurawan. Ihre Spuren sind noch deutlich zu erkennen. Sie sollten dich besser nicht sehen. Ich schätze, sie werden auf dein Volk nicht gut zu sprechen sein.« Nikodemus konnte keine Spuren entdecken! Sie wollte ihn loswerden, das war alles. Nach alldem, was sie gemeinsam erlebt hatten, schob sie ihn einfach ab! Undankbare Ziege! Ohne ihn wäre sie in der Alten Veste von den Shi-Handan getötet worden! Beim Orakel hatte er sich gegen seinen Willen aufgeopfert … Er tastete über sein Gesicht. Damit konnte er nicht zu seinem Bruder zurück! »Mein Gesicht, Herrin … Der Orakelspruch. So sollte ich nicht vor Elija treten.« Emerelle sah zu ihm herab. Es war unübersehbar, dass sie an etwas ganz anderes dachte. Er war stolz darauf gewesen, mit ihr zu reisen. Zumindest zuletzt. Welcher Lutin war je so lange so nah bei der Elfenkönigin gewesen! Aber ihr schien das alles gar nichts bedeutet zu haben.
Sie legte ihm die Hand aufs Gesicht. Sein Fell verdeckte die tätowierten Buchstaben fast völlig. Und durch seine andere Gesichtsform war der Orakelspruch wahrscheinlich bis zur Unleserlichkeit verzerrt. Dennoch wollte er kein Risiko eingehen. Elija war immer misstrauisch!
Ein ziehender Schmerz ließ ihn aufkeuchen. Es fühlte sich an, als reiße man ihm das Fell vom Angesicht. Dann war es vorbei.
»Nun bist du frei, Nikodemus Glops«, sagte sie kühl. »Berichte deinem Bruder, was du erlebt hast. Und hüte dich vor Skanga! Sie wird es sicherlich nicht schätzen, dass du mich vor dem letzten
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