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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wurde. Und schöne Kleider. Was würde das Blumenmädchen vom Heumarkt wohl sagen, wenn er auf einem stolzen Ross vor ihr erschien? Er müsste sich dann nicht mehr schämen, sie nach ihrem Namen zu fragen.
    Mit festem Schritt folgte er dem Priester. Seitlich des Tunnelausgangs führte ein schmaler Trampelpfad den Berg hinauf. Hier wucherte niedriges Buschwerk. Beerenranken mit langen Stacheln zerrten an seinen Kleidern. Es schien, als wolle ihn die Natur zurückhalten. Ihm verweigern, was sein zügelloser Vater ihm als spätes Erbe hinterlassen hatte. Falls Jules sich nicht irrte und in ihm den Falschen aufgespürt hatte. Der Priester blieb unter einer vom Wind gebeugten Zeder stehen. An ihrem Stamm lehnten ein Spaten und eine Spitzhacke. »Du wirst hier bei dem Baum eine Grube für mich ausheben, Junge. Sie soll zwei Schritt lang sein und etwa einen Schritt breit. Und sie muss mindestens so tief sein, dass du bis zu den Hüften darin verschwindest.« Adrien kniff die Lippen zusammen. Was das zu bedeuten hatte, war allzu deutlich. Jetzt bemerkte er hinter der Zeder zwei flache Hügel im Schnee. Er war wohl nicht der Erste, der aufgefordert wurde, hier eine Grube zu graben.
    Eben noch hätte er vor Freude jauchzen mögen, weil sein Schicksal sich so überraschend zum Besseren gewandt hatte, und jetzt drohte schon wieder alles zu Asche zu werden. Er blickte auf das Tal. Das Dämmerlicht ließ die Säulen mit der Dunkelheit verschmelzen. Dort unten gab es keinen Ort, an dem er Wärme gefunden hätte. Und zurück konnte er auch nicht mehr. Er war Jules ausgeliefert.
    Der Priester schlug die weite Kapuze seines Gewandes zurück. Er hatte ein markantes Gesicht. Die Falten um seine Augen und den Mund deuteten an, dass er gerne lachte. Sein rabenschwarzes Haar war kurz geschoren. Erstes Grau hatte sich an den Schläfen eingenistet. Sicher hatte er mehr als dreißig Sommer gesehen. Oder waren es vielleicht fünfzig? Nein. Der Mund war nicht eingefallen. Er schien noch die meisten seiner Zähne zu haben. Fünfzig konnte er unmöglich sein!
    Ganz besonders auffällig waren seine Augen. Sie waren von einem lebendigen, einnehmenden Blau.
    »Wirst du deine Arbeit schaffen?« »Ich bin müde, Herr. Der Weg war schwer …«
    »Es ist die letzte Probe. Dann wirst du mein Schüler sein.« Er sagte das auf so herzliche Weise, dass man ihm nichts übelnehmen mochte. Adrien hatte das Gefühl, einem guten, alten Freund gegenüberzustehen. Einem, bei dem man ganz sicher sein konnte, dass er nur das Beste wollte. Und er hatte ja auch wegen der Stadt Recht behalten. In der Nacht nach seiner Flucht auf den Lastkahn war ein schrecklicher Sturm über das Land gezogen. Hätten die Stadtwachen ihn gefangen und draußen am Pranger vergessen, wie Jules geweissagt hatte, dann wäre er jetzt schon tot.
    Der Priester wusste irgendetwas. Etwas, das er jetzt nicht mit ihm teilen wollte. Aber es war zu seinem eigenen Besten, wenn er jetzt auf Jules hörte und sich ohne Widerworte daran machte, ein Grab auszuheben, auch wenn er so müde war, dass er im Stehen hätte schlafen können. »Du wirst das schaffen«, sagte Jules aufmunternd. »Du bist stark. Das sehe ich. Du bist aus dem gleichen Holze wie dein Vater geschnitzt. Einst ist er in einer Schlacht sieben Mal verwundet worden. Er hatte gegen heimtückische Elfen gekämpft. Doch er blieb einfach stehen und kämpfte weiter, wo andere, Schwächere gestorben wären.« Der Priester deutete noch ein Stück weiter den Hang hinauf. »Siehst du den schwarzen Busch dort oben? Dahinter liegt unsere Hütte. Dort gibt es ein wärmendes Feuer und eine kräftige Brühe mit fettem Fleisch darin. Das alles wartet auf dich. Beeil dich, mein Freund.« Jules klopfte ihm noch einmal aufmunternd auf die Schulter. Dann ging er in die Richtung davon, in die er gerade gedeutet hatte.
    Als er sich entfernte, kehrte Adriens Erschöpfung schlagartig zurück. Seine Hände zitterten, als er nach dem Spaten griff. Die Finger waren verschorft. Müde stach er das Spatenblatt in den Schnee. Mit einem knirschenden Geräusch stieß es durch die verharschte oberste Schicht. Der Boden unter dem Schnee jedoch war hart wie Stein gefroren.
    Verzweifelt blickte der Junge zum Horizont. Dem Rot war ein blassblaues Licht gefolgt, das zum Himmel hinauf immer dunkler wurde. Der Mond war schon aufgegangen. Es zeigten sich kaum Wolken. Er würde fürchterlich kalt werden in dieser Nacht.

ERWACHEN
    Falrach spürte deutlich, dass sie beobachtet

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