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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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seit Stunden beobachten. Sie haben Angst vor uns, aber sie sind auch neugierig. Sie halten uns für Riesen, die der Himmel geboren hat.« »Riesen«, sagte er mürrisch.
    Er hatte gedacht, sie habe in seinen Armen geschlafen. Er hatte sich gut gefühlt, weil er ihr Schutz gab. Genau das Gegenteil war der Fall gewesen. Sie hatte auf ihn aufgepasst. Er war einmal ein Spieler gewesen, der fast nie verlor. Das war seine Gabe. Er konnte vorausahnen, was seine Gegenspieler unternehmen würden, wenn er nur genug über sie wusste. Und es war ganz gleich, ob er ihnen an einem Spieltisch oder als Feldherr auf einem Schlachtfeld begegnete. Er war stolz auf seine Fähigkeiten gewesen. Früher einmal war er berühmt gewesen, zu etwas nutze. Jetzt war er nur noch Ballast auf einer Reise ohne Ziel.
    »Sie haben noch nie Elfen gesehen«, sagte Emerelle. »Sie sind sich noch uneins, ob sie uns töten und essen sollen oder um Hilfe bitten.«
    »Wunderbar. Sollten wir nicht einfach gehen? Was haben wir in dieser Wildnis verloren? Gib mir ein paar Wochen am Spieltisch, und ich werde dir einen Palast schenken können.«
    »Und du glaubst, so würden wir kein Aufsehen erregen«, sagte sie lächelnd. »Ich will Frieden. Und ich will, dass du an meiner Seite bist. Was habe ich gewonnen, wenn du die Tage an Spieltischen verbringst und ich allein in einem Palast sitze? Glaube mir, das ist nicht das Leben, nach dem ich mich sehne. Ich war für Jahrhunderte die Gefangene meines Palastes. Abgesehen davon gibt es noch einen sehr viel schwerwiegenderen Grund, in ihr Dorf zu gehen. Wenn wir umkehren, dann sieht es für sie nach Flucht aus. Hier gelten andere Gesetze, Falrach. Wenn sie glauben, dass wir fortlaufen, dann sind wir keine himmelsgeborenen Riesen. Dann sind wir nur noch Beute.«

DIE AUSGESTRECKTE HAND
    Nur ein paar leere Schalen. Nikodemus konnte wittern, dass da einmal etwas zu essen drin gewesen war. Vor ein paar Tagen vielleicht. Er hatte mörderischen Hunger und schlechte Laune. Und Angst! Sie waren stundenlang auf den Albenpfaden herumgeirrt. Er hatte jegliche Spur verloren. Am Ende war er einfach einem Weg gefolgt. Einem von den acht möglichen. Und er hatte an einem niederen Albenstern ein Tor geöffnet, weil er gespürt hatte, dass dort vor nicht allzu langer Zeit jemand anderes das goldene Netz verlassen hatte. Wer ging schon durch niedere Albensterne? Nicht viele waren so verrückt. Vielleicht hatte er seine beiden Elfen gefunden? Vielleicht auch den Tod. Madra war immer wütender geworden, je länger sie suchten. Allein seine Angst hatte den Troll davon abgehalten, ihm etwas anzutun. Madra wusste, dass er ohne Hilfe niemals den Albenpfaden entkommen wäre. Nun waren sie hier in einer verdammten Einöde vor einem bemalten Felsen.
    Ein Geräusch ließ Nikodemus herumfahren. Madra stand hinter ihm. Der Troll war selbst groß wie ein Fels.
    Und er hatte auch Hunger. Er hatte den Magen des Hünen knurren hören. Ein Geräusch, das dem Donnergrollen eines Gewitters nur um wenig nachstand. Nikodemus wusste, dass er Mist gebaut hatte.
    Der Troll blickte finster auf ihn hinab. Hoffentlich wurde er wenigstens ohnmächtig, wenn der Bastard ihm den Arm ausriss. Er wollte nicht auch noch dabei zusehen, wie er gefressen wurde.
    Madra kniete vor ihm nieder und streckte ihm die Rechte entgegen. Es war zu finster, um irgendwelche Regungen im Gesicht des Trolls zu sehen. Aber wahrscheinlich hätte er auch bei strahlendem Sonnenschein nichts entdecken können. Trolle waren nicht dafür bekannt, besonders gemütvolle Geschöpfe zu sein. »Gib mir die Hand!« Eine Stimme wie ein Abgrund.
    Nikodemus dachte daran fortzulaufen. Aber er würde dem Troll nicht entkommen. Er war vielleicht flinker, aber gewiss nicht schneller und ausdauernder. Madra würde ihn erwischen. Eine Flucht würde sein Schicksal nur ein wenig hinauszögern. Er hatte einmal gelernt, sich in einen Bussard zu verwandeln. Aber ihm fiel das Wort der Macht nicht mehr ein. Er war zu zerstreut in diesen Dingen … Er sah zu Madra auf. Es war ohnehin sinnlos. Sich zu verwandeln, dauerte mehrere Augenblicke. Wenn der Troll sähe, wie er sich zusammenkrümmte und ihm Federn wuchsen, würde er gewiss nicht abwarten, bis er ihm davonflog. »Deine Hand!«
    Nikodemus presste die Lefzen zusammen. Er würde es anständig hinter sich bringen. Wie ein Mann. Der Troll hatte gesagt, er würde dafür sorgen, dass er nicht starb. Aber Nikodemus konnte sich nicht vorstellen, dass diese gewaltigen

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