Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
wurden. Das Gefühl war so stark, dass er es fast wie eine sanfte Berührung empfand. Das war neu für ihn. Emerelle lag in seinem Arm. Er spürte ihren regelmäßigen Atem. Warum merkte sie nichts?
Er öffnete seine Augen einen Spalt weit. Ihr Lagerfeuer war längst erloschen. Zunächst hatte er geglaubt, von der Kälte erwacht zu sein. Die Hitze des Tages war nur noch eine ferne Erinnerung. Es hatte sich so sehr abgekühlt, dass sie gemeinsam unter seinen Umhang gekrochen waren.
Emerelle hatte darauf verzichtet, sich durch einen Zauber zu schützen, und mit ihm unter der Kälte gelitten. Vielleicht war es auch nur ein Vorwand gewesen, um neben ihm unter dem Umhang zu liegen. Zum ersten Mal, seit er im Gefängnis dieses fremden Körpers wieder zu Bewusstsein gekommen war, hatte er sich glücklich gefühlt. Bis zu dem Augenblick, als er erwachte.
Jenseits des verloschenen Feuers bewegte sich etwas. Sie hatten die Maiskolben aus den Opferschalen mitgenommen. In den letzten Tagen waren sie ihr einziger Proviant gewesen. Die Reste ihres Abendessens lagen etwa dort, wo sich der Schatten bewegte, im Sand.
In all den drei Tagen, die sie den Bergen am Horizont entgegengegangen waren, hatten sie nicht das Gefühl gehabt, verfolgt zu werden. Wer mochte das sein, der nun um das Lager schlich? Aus den Augenwinkeln sah Falrach eine zweite Gestalt. Ein Kobold? Der Bidenhänder lehnte außer Reichweite an einem Felsen. Falrach verfluchte sich dafür, sich so weit entfernt von seiner Waffe zum Schlafen gelegt zu haben. Das große Schwert war das Letzte, an das er gedacht hatte, als Emerelle ihm erklärt hatte, dass sie mit ihm gemeinsam unter seinem Umhang schlafen wollte.
Die Gestalt bei den abgenagten Maiskolben blickte auf. Ihr Gesicht war weiß. Nein … Es war ein Totenschädel!
Das sind nur bemalte Gesichter.
Die Stimme war in seinen Gedanken. Er wusste, dass Windsänger Tiere rufen konnten und in ihren Gedanken waren. Dass dies nicht nur für Tiere galt, war ihm neu. Das hieß also …
Keine Sorge, ich kümmere mich nicht um das, was du über mich denkst.
Gerade tust du es aber, antwortete er in Gedanken. Im Übrigen hat einer der geschminkten Kobolde einen Speer in der Hand, der im Gegensatz zu den aufgemalten Totenschädeln ganz echt aussieht.
Im erloschenen Feuer loderte eine Stichflamme auf, die das Lager in taghelles Licht tauchte. Entsetzte Schreie erklangen. Falrach sah kleine Gestalten Hals über Kopf in die Sicherheit des Dunkels fliehen. Es waren mindestens zwanzig! Und er hatte nur zwei von ihnen bemerkt.
Emerelle stand auf. Sie ging zum Rand des Lichtkreises, den ihr Lagerfeuer in die Nacht schnitt. Sie bückte sich nach etwas. Dann sah sie wieder hinaus ins Dunkel. Eine unheimliche Macht ging von ihr aus. War sie jetzt in den Gedanken der Kobolde? Falrach spürte, dass sie einen Zauber wirkte. Die Luft rings herum schien sich zu verändern. Es war etwas Neues in ihr. Etwas, das auf der Haut kribbelte, als hielten dort ganze Heerscharen von Ameisen eine Parade ab.
Von Unrast gepackt, erhob er sich und trat neben Emerelle. Jetzt sah er, was sie in Händen hielt. Ein Bündel kleiner Pfeile, das von einer Schnur aus Pflanzenfasern zusammengehalten wurde. Die Spitzen waren aus schwarzem Stein. Sie sahen klebrig aus. Staub haftete an ihnen. »Hattah«, sagte Emerelle, als könne das alles erklären.
Falrach hob die Pfeile an die Nase. Ein leicht süßlicher Geruch haftete ihnen an. Ein Geruch, der ein pelziges Gefühl auf der Zunge hinterließ.
»Hattah ist ein Gift, das aus dem Fleisch von Kakteen gewonnen wird. Wenn man es richtig aufbereitet einatmet, glaubt man, die Geister seiner Vorfahren sprächen mit einem. Gelangt es in dein Blut, lähmt es deine Lungen, und du erstickst.«
»Dann sollten wir wohl nicht als deutlich sichtbare Ziele vor dem Feuer stehen.« »Wir sind außer Gefahr, für den Augenblick. Sie laufen immer noch. Aber sie werden wiederkommen. Ein paar Meilen entfernt liegt ein kleines Dorf. Wir werden es morgen besuchen.« »Können wir nicht einfach gehen?«
»Es ist nicht meine Art wegzulaufen. Ich will in Frieden leben. Vielleicht hier, vielleicht an einem anderen Ort. Das wird uns nur gelingen, wenn wir uns stellen. Ich möchte in Zukunft nicht ständig überlegen müssen, ob ein Kobold mit einem vergifteten Pfeil auf meinen Rücken zielt.« »Warum sollten sie uns in ihr Dorf lassen?«
»Aus demselben Grund, aus dem sie noch nicht auf uns geschossen haben, obwohl sie uns schon
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