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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Nur ohne Geduld. Das würde ihr noch zum Verhängnis werden, wenn sie nicht lernte, sich Zügel anzulegen. Eine gute Schamanin musste warten können. Und sie musste die Welt aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachten können. Skanga hatte davon geträumt, Emerelle gefangen nehmen zu lassen. Auf Burg Elfenlicht hatte sie der Königin zwar versprochen, sie ziehen zu lassen, aber sie war sich schon damals sicher gewesen, dass Emerelle ihr einen Vorwand liefern würde, ihr Wort zu brechen. Skanga hatte sich ausgemalt, wie die gefallene Königin, in Ketten geschlagen, neben dem Thron kauerte. All ihres Glanzes beraubt. Bis zum nächsten Fest der Lichter hätte sie dort gehockt. Ihr Mahl wären die Abfälle von Trollen gewesen, Spott ihr tägliches Brot. Schläge und Tritte. Ja, sie hätte Emerelle gebrochen, ganz sicher! Und zuletzt hätte man sie zum Fest der Lichter nach Vahan Calyd gebracht, um sie vor den Augen aller Fürsten Albenmarks hinzurichten. Nicht mit dem Schwert … Es wäre ein schmutziger, unspektakulärer Tod geworden. Sie hätte sie langsam mit einem Strick erdrosseln lassen.
    All diese Träume von später Rache waren nun dahin! Sie durfte Emerelle also nicht begegnen … Das war auch nicht notwendig, um ihr den Tod zu bringen. Zunächst mussten alle Jäger zurückkehren. Emerelle durfte keinen Verdacht schöpfen. Sie würde ihr einen Mörder schicken. Aber wer wäre ihr gewachsen, der mächtigsten Zauberin Albenmarks? Und wer hätte den Mut, ihr nach dem Leben zu trachten?

OLLOWAINS VERMÄCHTNIS
    Der schmale Spalt des Himmels füllte sich mit stürzenden Steinen. Die Zeit schien in diesem Augenblick langsamer zu fließen. Überdeutlich sah Falrach, wie die Felsbrocken sich im Sturz drehten. Tanzende Steine. Baldiger Tod. Staub und Sand, der sie wie ein zarter Schleier umgab und mit ihnen fiel.
    »Hoch!« Nur ein Wort voll kaum beherrschtem Zorn. Emerelle stieß sich vom Felsen ab. Sie schnellte den stürzenden Felsen entgegen. Und sein Körper tat es ihr nach. Falrach fühlte sich wie ein Träumer. Als beobachtete er sich selbst von Ferne. Ollowains Erinnerungen waren erloschen. Sein Leben ausgelöscht … Aber es gab noch eine andere Form des Erinnerns. Seine Muskeln, Sehnen, Nerven hatten all die endlosen Stunden des Übens nicht vergessen. Sie gehörten Ollowain. In ihnen war er noch lebendig. Und sie taten, wozu er in seinem entsetzten Staunen nicht fähig war. Er machte einen Sprung mit der Eleganz des geübten Fechters. Nur seine Fußspitzen berührten den Fels. Sie stießen ihn ab, trugen seinen Leib höher. Die Enge der Klamm rettete ihn. Er sprang von Wand zu Wand, jeweils einen halben Schritt höher. In atemberaubendem Tempo.
    Gleichzeitig bog sich sein Leib nach hinten, zur Seite. Fort von den stürzenden Felsen. Höher und höher. Dem Himmel entgegen.
    Emerelle war ihm immer ein Stück voraus. Sie bewegte sich mit derselben Geschicklichkeit wie er. Sie war wie einst. Jene Kämpferin, die die Drachen herausgefordert hatte. Die zu ihm gekommen war und die kein Wort über Wahrscheinlichkeiten hatte hören wollen.
    Wie wahrscheinlich war es, aus einer Schlucht zu entkommen, die unter herabstürzenden Felsmassen begraben wurde? Emerelle interessierte sich nicht für Mathematik. Sie handelte. Und ihre Taten verhöhnten jede Wahrscheinlichkeitsrechnung. So wie jetzt.
    Er stieß sich ein letztes Mal vom Felsen ab. Dann kam er auf der Kante der Klippe zum Stehen. Dicht neben Emerelle. Die Kobolde waren entsetzt vor ihnen zurückgewichen. Einige warfen sich zu Boden und falteten, um Gnade wimmernd, die Hände über dem Kopf. Nur Oblon blieb stehen.
    »Die Ältesten haben also entschieden, uns zu töten«, sagte Emerelle, als das Getöse der stürzenden Felsen verklungen war.
    »Nicht die Ältesten. Nicht sie entscheiden. Ich, Oblon, Bewahrer der Ahnen, Stimme der Toten, Wanderer an verbotenen Orten, führe mein Volk. Ich habe diese Entscheidung getroffen. Mir allein gebührt die Strafe. Ich bin bereit.« »Warum? Was haben wir dir und deinem Volk getan?«
    »Ihr habt uns den Trollen ausgeliefert und dem Hunger. Sie waren dort. Und sie haben ihren Tribut nicht erhalten. Sie werden nun das Gewicht von zehn Trollen in Mais fordern. Wir hatten keine gute Ernte. Wenn wir diesen Tribut entrichten, dann werden wir hungern. Nicht alle Alten und Kinder werden die nächste Ernte erleben. Ich wollte euer Fleisch als Ersatz für den verlorenen Mais. Ich habe geschworen, mein Volk zu schützen. Nun richtet

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