Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
dein erstes Duell? Dann hast du wenig gelernt.«
»Es wird reichen, um dir deine Raubtierschnauze einzuschlagen!«
Ihr Gegner lachte laut auf, und seine Kumpane fielen in das Gelächter mit ein. Die übrigen Trolle hatten inzwischen einen weiten Kreis um sie beide gebildet. Jede Flucht war unmöglich!
»Du kommst mit ausgestrecktem Schwertarm kaum bis zu meinem Kinn, Menschentochter. Ich fürchte, es wird dir schwerfallen, deine Drohung wahrzumachen.« Wieder lachte er. »Und mein Name ist Orgrim, Kind. Ich nenne ihn dir, damit du ihn deinen Ahnen sagen kannst, wenn du ihnen in den Goldenen Hallen begegnest.«
Orgrim! Sie hatte schon oft vom Herzog der Nachtzinne gehört. Kadlin war überrascht, wie gut der Troll sich auskannte. Er wusste, woran sie glaubte! Sie hingegen hatte keine Ahnung, welche Reise ein Troll nach seinem Tod antreten würde.
Der Herzog stieß einen Schlachtruf aus, der ihr durch die Glieder fuhr. Gleichzeitig stürmte er vor, als wolle er sie einfach niederrennen. Sie machte einen Hechtsprung zur Seite. Er wechselte seine Angriffsrichtung, und während sie noch versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, versetzte er ihr einen Fußtritt.
Ihre Reaktion kam zu langsam! Er traf sie zwar nicht mitten im Leib, aber doch an der Schulter. Sie wurde herumgerissen und ein paar Schritt weit durch die Luft gewirbelt. Der Schnee dämpfte ihren Aufprall. Ihr Mund war voller Blut. Sie hatte sich die Unterlippe durchgebissen. Taumelnd kam sie hoch. Ihre linke Schulter war taub. Ihre Schwerthand zitterte. Breitbeinig stellte sie sich dem Troll in den Weg, als sich ein sengender Schmerz in ihren Rücken bohrte und sie von den Beinen gerissen wurde.
KNOCHENARBEIT
Skanga saß an einer Feuergrube in einem der großen Koboldpaläste Feylanvieks. Auf ihren Befehl hin war der Boden aus Rosenholz entfernt worden, damit man eine Grube für eine Feuerstelle ausheben konnte. Das Haus lag nahe am Kanal und war nicht unterkellert.
Sie streckte die Hände dem Feuer entgegen und genoss die Wärme. Sie sehnte sich nach ihrer Höhle in den Bergen der Snaiwamark zurück. Und sie wusste, dass sie zu Burg Elfenlicht zurückkehren musste. Sie durfte den jungen König Gilmarak nicht zu lange den Schmeichlern und Ohrenbläsern bei Hof überlassen. Sie würden ihm schaden.
Skanga hob den Beutel mit den alten Knochen auf, der neben ihr lag. Ein halbes Leben lang hatte sie diese Knochen gesammelt. Sie alle waren einzigartig. Eine Rippe des Menschenkönigs Horsa, ein Fingerknochen aus einer früheren Fleischwerdung Herzog Orgrims, die Kralle eines Drachen, der gerade erst aus dem Ei geschlüpft war, als ihn sein Schicksal ereilte, ein Knochen einer Kreatur, die vor langer Zeit ans Ufer der Walbucht gespült worden war und für die niemand einen Namen gehabt hatte. Ein halbes Schienbein der Elfe Aileen, die einst die Geliebte des Helden Farodin gewesen und die von dem Trollherzog Dolgrim erschlagen worden war. Der Schädel eines Hasen, der so unglaublich köstlich gewesen war, dass sie sich bis ans Ende aller Tage an ihn erinnern würde.
Jedem der Knochen in dem schmutzigen, alten Lederbeutel wohnte Magie inne. Magie, die sie durch Runen noch verstärkt hatte. Wer diese Knochen warf und die Zeichen richtig zu deuten wusste, für den teilte sich der Schleier der Zukunft. Dies war ihre eigene Magie, dachte Skanga. Sie war stark. Und sie traute ihr, ganz im Gegensatz zu der Silberschale im Thronsaal von Burg Elfenlicht, die Emerelle so oft um Rat befragt hatte.
Die Schamanin schüttelte den Knochenbeutel und lauschte auf das dumpfe Klappern. Sie konnte am Geräusch der Knochen erkennen, wann der Augenblick gekommen war, sie auszuschütten.
Birga saß neben ihr. Sie sah argwöhnisch zu. Sie konnte den Neid und die Missgunst ihrer Schülerin spüren, auch ohne sie zu sehen. Sie wollte diesen Knochenbeutel. Wollte die Macht, die er barg. Skanga hatte ihr noch nicht erzählt, dass jede Schamanin ihre Knochen selbst sammeln musste. Einen fremden Knochenbeutel an sich zu bringen, half gar nichts. Selbst Emerelle würde daran scheitern, würde sie versuchen, die Macht von Skangas Knochenbeutel zu stehlen.
Emerelle … Die Elfe hatte ihren Thron verloren, und doch gab es immer noch keinen Frieden. Skanga war fest entschlossen, sie für das Blutbad im Gerichtssaal zu strafen. Diesmal war das Leben der Elfe verwirkt. Wann würde sie diese falsche Schlange endlich gefangen nehmen, um ihr das Genick zu brechen? Skanga ergab sich ganz diesen
Weitere Kostenlose Bücher